Roman Niederberger
SPD
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Frage von Michael W. •

Frage an Roman Niederberger von Michael W. bezüglich Familie

Ihre Partei lehnt im Bundestag das Betreuungsgeld ab, bezeichnet es als „Herdprämie“.

Halten Sie Menschen ohne Studium für nicht befähigt, ihre eigenen Kinder selbst erziehen zu können?

Ist der Vorwand, nur staatliche Kinderbetreuung und Erziehung finanziell zu fördern und damit zu honorieren, nicht eine Entmündigung der Bürgerinnen und Bürger?

Sind Väter und Mütter überhaupt fähig, mit ihrem fehlenden Wissen bei der Kindererziehung, dennoch Wahlentscheidungen treffen zu können?

Für Mütter mit Kind, deren Einkommen nur ca. 1200 Euro netto mtl. beträgt, ist eine Beschäftigung, nach Abzug aller beruflich bedingten Ausgaben, nicht immer lukrativ und rentabel. Vor allem wegen der hohen Fahrtkosten.
Warum wehren Sie sich gegen das Betreuungsgeld?

Viele Menschen nehmen lange Arbeitswege in Kauf. Paare wohnen oft in der Mitte der jeweiligen Arbeitsplätze, können nicht einfach dem Arbeitsplatz entgegen ziehen. Der Kauf von Wohneigentum, als private Altersvorsorge, spricht hier auch gegen. Soll deshalb Paaren, die beide berufstätig sind, künftig eine Kinderbetreuung mit Schichtdienst angeboten werden, damit beide dadurch einer 40- Stunden- Woche nachgehen können?

Steckt hinter dem System, nur staatliche Kinderbetreuung und Erziehung zu fördern, familiäre hingegen nicht, mehr als reine DDR-Propaganda?

Nicht immer verbergen sich bei Familien, deren monatliches Einkommen unter 2.000 Euro liegt, Familien aus Problemmilieus.
Gerade im ländlichen Raum. Wir sind hier nicht Berlin- Neuköln oder Neuperlach Süd.
Halten Sie es dennoch grundsätzlich für nötig, dass Kindergärtnerinnen und Hortpersonal für mehr Bildung bei den Kindern sorgen?

Dass der Staat die Kinder mehr auf das Leben vorbereiten kann, als die eigenen Eltern?

Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Wengler,

vielen Dank für Ihre Frage. Ich trete für eine echte Wahlfreiheit für Eltern mit Kindern ein zwischen familiärer Betreuung und Berufstätigkeit. Jede Familie soll selbst entscheiden können, welchen Weg sie gehen will. Weder dürfen Mütter oder auch Väter, die sich zuhause um ihre Kinder kümmern wollen, als "Heimchen am Herd" diskriminiert werden, noch halte ich den von Ihnen verwendeten Vergleich mit DDR-Verhältnissen bei Berufstätigkeit für angemessen. Ihre übrigen Anschuldigungen, die SPD würde Menschen mit niedrigem Einkommen für unfähig halten, ihre Kinder zu erziehen, entbehren jeglicher Grundlage und lassen mich an Ihrem Interesse an einer sachlichen Diskussion zweifeln.

Auch wenn in Ihrer Heimat in Mühldorf nach Ihrer Ansicht noch die "heile Welt" herrrscht, die wir uns natürlich alle wünschen: in ganz Bayern (also nicht nur in Neuperlach) lebt nach einer aktuellen Untersuchung jedes fünfte Kind bei einer alleinerziehenden Mutter oder einem alleinerziehenden Vater. Und da entscheidet ein ordentliches Betreuungsangebot eben oft über die Frage, ob es mit der Suche nach einem Arbeitsplatz klappt oder man auf staatliche Hilfe angewiesen ist.

Das von der CSU geforderte Betreuungsgeld ändert an dieser Situation gar nichts. Und es gibt viele Familien auch im ländlichen Bayern, bei denen die Kinder von einer zusätzlichen Förderung durch Kinderkrippe und Kindergarten profitieren - unabhängig von der Einkommenssituation der Eltern. Ihren Hinweis auf hohe Fahrtkosten, die besonders Familien mit niedrigem Einkommen belasten, finde ich sehr richtig. Die Antwort der BayernSPD darauf ist die Einführung eines Pendlergelds, das vor allem Menschen mit geringem Einkommen zugute kommt und besonders bei diesen Familien für mehr netto sorgt.

Am Tag des Kindes am vergangenen Samstag war ich nachmittags im Rahmen der "Aktion Rollentausch" im Mütterzentrum in Traunstein zu Gast. Dort engagieren sich viele Menschen mit hohem ehrenamtlichen Einsatz, um für ein flexibles Angebot bei der Kinderbetreuung zu sorgen. Und in allen Gesprächen wurde mir bestätigt, dass es gerade auch im ländlichen Bereich einen erheblichen Bedarf für solche Angebote gibt. Deswegen hat mein Eintreten für eine bessere Unterstützung solcher Einrichtungen nichts mit der DDR zu tun, aber sehr viel mit der Förderung von Familien in unserer Heimat.

Mit freundlichen Grüßen
Roman Niederberger