Frage an Michael Bischoff von Wolfgang M. bezüglich Finanzen
angenommen ich erhalte 100 € Zinsen aus Kapitalvermögen und möchte damit meine Stromrechnung bezahlen, dann ergibt sich folgende Rechnung:
100,00 € Zinsen
 25,00 € abzüglich Abgeltungssteuer
 75,00 € "Netto" davon gehen dann ab
 1,38 € Solidaritätszuschlag
 7,54 € Stromsteuer
 11,98 € Mehrwertsteuer
 54,10 €
verbleiben als Rest, mit dem ich meine (Netto-)Rechnung bezahlen kann. Als Rentner müsste ich davon noch vorher den Kranken- und Pflegeversicherungsbeitrag abziehen.
Mit anderen Worten 45,9 % Steuern! Gleichzeitig muss ich bei Ämtern z.T. horrende Gebühren bezahlen (beispielsweise für Kfz-Abmeldung oder -Zulassung, Einwohnermeldeamt, Ausstellung eines Reisepasses oder Personalausweises, Standesamt, verbindliche Auskünfte des Finanzamts(!) usw.). Abgesehen von weiteren "Abgaben" die in Wahrheit Steuern sind und weiteren Aufwendungen für den Staat (z.B. Einkommensteuererklärung).
Was wollen Sie dazu beitragen, dass diese enormen Belastungen endlich auf ein erträgliches Mass zurückgefahren werden.
Sehr geehrter Herr Müller,
sicher stimmen Sie mit mir überein, dass ein funktionierendes Gemeinwesen zur Erfüllung seiner Aufgaben (Polizei, Bildung, Kultur, Verwaltung, Nahverkehr, Sozialwesen, etc.) Finanzmittel braucht. Der Staat kann aber nicht einfach Geld drucken, sondern er muss es nach dem Grundsatz der Leistungsfähigkeit bei seinen Bürgern einfordern.
In Ihrer Frage gehen Sie auf eine Fülle von unterschiedlichen Aspekten ein, die ich im Rahmen dieser Antwort nicht erschöpfend behandeln kann. Ein paar Anmerkungen aber dazu:
 1. Freibetrag bei der Abgeltungssteuer: Bevor Sie überhaupt einen
 Cent Ihrer Zinsen über die Abgeltungssteuer abführen müssen,
 können Sie (bei einem Zinssatz von derzeit 4%) bis zu 750 Euro
 Zinsen bei einem Guthaben von ca. 18750 Euro (!) ohne Steuerabzug
 über den nach wie vor gültigen Freibetrag verbuchen. Dies trifft
 also nur sehr wohlhabende Leute, die es sich leisten können,
 darüber hinaus jeden 4. Euro Zins an den Staat abzuführen. Ich
 halte dies für eine absolut gerechte Lösung, weil es doch nicht
 sein kann, dass Menschen, die diese Guthaben bei weitem nicht
 haben, (beispielsweise Krankenschwestern, Altenpfleger,
 Müllfahrer, Verkäuferinnen, Friseure etc.) Ihr Erwerbseinkommen
 der Steuer unterwerfen müssen, das Zinseinkommen aber unbehelligt
 bleibt.
 2. Finanzierung der Sozialversicherung: Wie Sie wissen, werden
 derzeit neben dem Erwerbseinkommen und Renten nur wenige
 Einkommensarten wie z.B. Lebensversicherungen im Alter zur
 Kranken- und Pflegeversicherung herangezogen. Erst wenn nach dem
 Willen der SPD alle Einkommensarten an der Finanzierung von
 Kranken- und Pflegeversicherung beteiligt sind, kann für die
 Erwerbstätigen und Rentner die Belastung sinken. Überdies zahlen
 die Rentner nicht nur für ihre Kranken- und Pflegeversicherung in
 diese Kassen ein; die Allgemeinheit beteiligt sich über einen
 jährlichen Zuschuss in die Rentenkassen an den derzeitigen Renten:
 Jeder 4. Renteneuro stammt aus der Kasse des Bundesfinanzministers.
 3. Verwaltungsgebühren: Als Cadolzburger Gemeinderat und Kreisrat
 versuche ich seit 12 Jahren Verwaltungsabläufe transparent und
 bürgerfreundlich zu gestalten und gerade dafür zu sorgen, dass
 Verwaltungsleistungen kostengerecht erfasst und auch so umgelegt
 werden, dass derjenigen, der einen Pass bestellt oder ein Auto
 abmeldet, eben keine "versteckte Steuer" bezahlt: Und ich denke,
 bei z.B. 5,90 Euro für die Abmeldung eines Autos beim Landratsamt
 Fürth kann man kaum von einer horrenden Gebühr sprechen. Diese
 Arbeit für mehr Transparenz, für konstengünstige und zugleich
 sozial zielgerichtete öffentliche Leistungen werde ich gerne auch
 im Landtag praktizieren. Dazu gehört die Wiedereinführung des für
 die Bürger kostenlosen Widerspruchsverfahrens bei Verwaltungen,
 das die bisherige CSU-Staatsregierung abgeschafft hat.
 4. Stromkonzerne/Energiepolitik: Da nicht jeder sein Haus so dämmen
 und selbst Solarstrom produzieren kann wie ich, muss der Staat
 stärker darüber wachen, dass sich die Stromkonzerne die Taschen
 vollstopfen. Wiederum aus meiner Erfahrung mit unseren kommunalen
 Stromversorgern will ich dafür sorgen, dass die kleinen Gemeinde-
 und Stadtwerke zukünftig noch besser als bisher in den Wettbewerb
 mit den großen Energiekonzernen treten und die Strompreise drücken.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mich bei der Verwirklichung dieser Ziele mit Ihrer Stimme unterstützen!
Mit freundlichen Grüßen
Michael Bischoff

