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Frage von Christel B. •

Frage an Matthias Zimmer von Christel B. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Dr. Zimmer,

Welt online berichtet am 10.8.2011 unter der Überschrift "Finanziert Deutschland den Goldschatz der Griechen?", daß Griechenland laut IWF vor zwei Monaten größere Mengen Gold gekauft habe und damit im laufenden Jahr zu den größten Goldkäufern gehöre. Griechenland "besitzt" nun als zahlungsunfähiges EU-Land über 111 Tonnen Gold zum Markwert von umgerechnet etwa 4,2 Mrd. €.

Als steuerzahlender Bundesbürge und Mithaftender der deutschen Garantien bin ich sprachlos und wütend über die, immer weitergehenden Rettungsschirme für Griechenland und die Diskussion über Eurobonds. Sollte nicht jedes Land seine eigenen Reseven zuerst nutzen müssen, bevor andere Hilfe leisten?

Können Sie diesen Sachverhalt bestätigen und wie ist ihre Meinung zu weitern Hilfen für Griechenland und Eurobonds?

Mit freundlichen Grüßen

Ch. Bauer

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Sehr geehrte Frau Bauer,

da ich ja nicht immer alles glaube was in den Zeitungen steht, habe ich mich im Bundesministerium der Finanzen erkundigt -- und die konnten zu dem Bericht in der "Welt" keine Auskunft geben. Also würde ich zumindest diese Frage mit einiger Vorsicht behandeln.

Mich macht mittlerweile sprachlos, wie sehr wir zwar einerseits alle vom Euro profitiert haben, wie wenig wir aber bereit sind, für Europa einzustehen. Natürlich haben die Griechen getrickst, natürlich haben sie über ihre Verhältnisse gelebt. Aber das haben wir auch. Haben wir schon vergessen, dass wir (die rotgrüne Regierung), als wir selbst Anfang des Jahrtausends die Defizitgrenze überschritten haben, uns eine Einmischung aus Brüssel verbeten haben? Damals ist ein Grundstein für den laschen Umgang mit der Stabilität des Euro gelegt worden, und zwar von der Regierung Schröder. Andere Staaten haben mittlerweile auch deshalb Haushaltsprobleme, weil sie viel Geld für die Bewältigung der Finanzkrise ausgeben mussten. So auch wir. Die Eurokrise ist vielfach eine Fortsetzung der Finanzkrise von 2008. Bei allem Ärger müssen wir uns fragen: Wie viel ist uns der Euro und Europa wert? Ich hatte bisher den Eindruck: Die Idee Europa ist keine betriebswirtschaftliche Größe. Eher schon sollten wir sie historisch wert schätzen: Gegen die Generation etwa die in Flandern in den Gräben verblutet ist, gegen die Generation, die im Zweiten Weltkrieg auf den Schlachtfeldern von Sizilien bis Polen ihr Leben gelassen hat. Und auch gegen die Generation, die in den fünfziger Jahren mit großer Begeisterung die Schlagbäume abgebaut hat. Demgegenüber wirkt vieles, was heute diskutiert wird, wie kleinliches Gequengel der Saturierten.

Ich halte Eurobonds grundsätzlich für eine vernünftige Angelegenheit, aber eben nicht als ein Mittel zur Krisenbewältigung. Eher zur Krisenprävention. Wenn man dem Vorschlag von Juncker folgt, könnte man Eurobonds in der Höhe der erlaubten Defizitgrenze einführen -- für alles darüber hinaus wären die Staaten selbst verantwortlich. Das hätte zur Folge dass es den Finanzmärkten nicht mehr möglich wäre, gegen einzelne Länder des Euroverbundes Wetten abzuschließen. Und wir müssten uns keine Gedanken darüber machen, wie teuer Rettungsschirme sind.

Übrigens haben wir durch die Bürgschaft an Griechenland bislang Geld verdient. Auch das gehört zur Wahrheit in einer zunehmend durch Hysterie geprägten Debatte. Und dadurch, dass die griechischen Anleihen und in der Laufzeit verlängert werden, steigt auch die Chance, dass Griechenland seine Anleihen bedienen kann und die Bürgschaften nicht fällig werden.

Ich meine schon, dass unsere Bundeskanzlerin hier einen richtigen Kurs fährt: Besonnen, umsichtig und der Lage angemessen. Dass Sie sich auch immer wieder gegen die Alphatiere Sarkozy und Berlusconi durchsetzen muss, das macht ihre Arbeit nicht leichter. Meine einzige Kritik: Dass sie am Ende dann zu bescheiden ist und nicht marktschreierisch verkündet, wie gut sie sich durchgesetzt hat. Aber vielleicht ist das auch die Voraussetzung dafür, sich durchsetzen zu können.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Matthias Zimmer