Matthias Dietrich, Bewerber der ÖDP im Wahlkreis 42 Pforzheim
Matthias Dietrich
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Frage von Bruno K. •

Frage an Matthias Dietrich von Bruno K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Dietrich,

ich bin seit 10 Jahren im Bereich Jungenförderung engagiert. Deshalb aus diesem Bereich meine Fragen an Sie:

1. Jungen haben heute schlechtere Bildungserfolge und schlechtere Zukunftsperspektiven als Mädchen. Trotzdem wird dieser Thematik in der politischen Praxis noch zu wenig Bedeutung beigemessen. Ist Ihrer Meinung nach die gezielte Förderung von Jungen im Bildungswesen für Europa ein wichtiges Thema und wenn ja, wie werden Sie sich dafür einsetzen?

2. In fast allen europäischen Staaten wurden die Pflichtdienste für Männer (Wehrpflicht, Zivildienst) ausgesetzt oder abgeschafft. In Deutschland ist man dazu noch nicht bereit. Sind Sie für den Beibehalt oder für die Abschaffung dieser Pflichtdienste?

3. Soll in Deutschland - so wie europaweit Standard - das gemeinsame Sorgerecht auch für nicht miteinander verheiratete Eltern ab Geburt ihres Kindes bzw. ab Vaterschaftsanerkennung eingeführt werden und sollten Kinder ein grundgesetzlich verankertes Recht auf Erziehung durch ihre beiden Eltern erhalten?

Für eine Antwort wäre ich dankbar.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Bruno Köhler

Matthias Dietrich, Bewerber der ÖDP im Wahlkreis 42 Pforzheim
Antwort von
ÖDP

Sehr geehrter Herr Köhler,

zu Ihren drei Fragen:

1. Ganz ehrlich: Ich setze mich eher für die Förderung individueller Stärken als für die Förderung eines ganzen Geschlechtes ein. Selbstverständlich sind Benachteiligungen abzubauen, aber Benachteiligungen werden nicht nur von Jungen, sondern auch von Mädchen für sich "beansprucht". Erstens halte ich schlechtere Leistungen und schlechtere Zukunftsperspektiven von Jungen nicht für nachgewiesen, zweitens dürfte es - wenn eine solche Sichtweise denn der Wahrheit entsprechen sollte - mehr als nur einen Grund für die schlechte Lage der Jungen geben. Meiner Meinung nach ist die derzeitige Bildung zu stark defizitorientiert und zu stark am wirtschaftlichen Nutzen orientiert. Außerdem wird Beschleunigung um jeden Preis betrieben, auf Kosten der Qualität. Wirklich gutes Lehren und Lernen Zeit und Fingerspitzengefühl, woran es häufig hapert. Die guten Ansätze, die es im deutschen Bildungswesen diesbezüglich aber durchaus gibt, sollten verstärkt werden. Das gilt aber nicht nur für ein bestimmtes Geschlecht.

2. Ich persönlich bin für die Beibehaltung der Pflichtdienste. Selbstverständlich lassen sich auch für die Abschaffung gute Gründe anführen, doch sehe ich eher die Vorteile. Ich kein Freund von Berufsarmeen; zudem sehe ich positive Wirkungen der Pflichtdienste. Ich selbst habe übrigens Zivildienst geleistet und die Zeit im Altenheim als wertvolle Erfahrung verbucht, auf die ich mich damals freiwillig nicht eingelassen hätte. Eine Wehrpflicht stellt auch eine Hemmnis gegenüber einer allzu offensiv ausgerichteten Armee dar, weil Krieg jeden Wehrdienstleistenden treffen kann und nicht nur einige Berufssoldaten, von deren Tun viele Bürger nichts mitbekommen. Nicht hinnehmbar sind jedoch viel zu umfangreichen Ausnahmeregelungen, die bestimmte Personengruppen unverständlicherweise vor den Pflichtdiensten befreien. Sind die Ausnahmeregelungen zu umfangreich, fragt man sich mit Recht, ob die Pflichtdienste noch zeitgemäß sind.

3. Ganz unabhängig von den Vor- und Nachteilen des gemeinsamen Sorgerechts, die ja nicht Kern Ihrer Frage sind, sehe ich keinen Grund, bezüglich des gemeinsamen Sorgerechts geschiedener und nicht verheirateter Eltern zu unterscheiden. Allerdings versteife ich mich nicht auf meine Antwort, denn das Sorgerecht gehört nicht zu meinen Hauptbeschäftigungsgebieten und eine sorgfältige Abwägung mir derzeit unbekannter Argumente könnte ein anderes Ergebnis zutage fördern. Daher ist mir die Forderung nach einer Verankerung des gemeinsamen Sorgerechts im Grundgesetz zu weit reichend.

Mit freundlichem Gruß

Matthias Dietrich