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Marino Freistedt
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Frage von Helmut H. •

Frage an Marino Freistedt von Helmut H. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Freistedt,
dem Monitor Wachsende Stadt ist zu entnehmen, dass in Hamburg 11,5 % der Schüler die Hauptschule ohne Abschluss verlassen. Diese Quote ist seit vielen Jahren nahezu unverändert und die höchste im Vergleich mit anderen Großstädten. Die sozialen und fiskalischen Folgen jährlich neu entstehender Gruppen ohne Schulabschluss sind allgemein bekannt. Frage: Haben Sie oder Ihre Fraktion in der Vergangenheit die zuständige Behörde aufgefordert, diese Quote mit einem konkreten Zeitziel zu reduzieren (z. B. zu halbieren, wie es die Bundesbildungsministerin Schavan fordert), oder haben Sie vor, mit einem solchen (ggf. welchen?) Beschlussantrag den Senat bzw. die Behörde zu einer Reduzierung mit konkretem Zeitziel aufzufordern? Ich danke für Ihre Antwort im Voraus.
Mit freundlichem Gruß, H. Hartmann

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Hartmann,

herzlichen Dank für Ihre Anfrage, die Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss betrifft.
Im Sinne der selbstverantworteten Schule beschließen die einzelnen Schulen im Rahmen ihrer Ziel- und Leistungsvereinbarungen Grundsätze, die z.B. auch ihre Schulqualität betreffen. Dabei ist es erwünscht, dass insbesondere hinsichtlich der Ergebnisqualität Rechenschaft über Anzahl und Qualität der Schulabschlüsse gegeben wird.

Als CDU-Abgeordnete stützen wir uns auf die von uns im Rahmen der Enquete-Kommission „Konsequenzen der neuen PISA-Studie für Hamburgs Schulentwicklung“ getroffenen Aussage, dass die Anzahl der Schulabgängerinnen und Schulabgänger ohne Schulabschluss gesenkt werden muss (Kommissionsbereicht S. 49) Als Zielgröße ist die Angleichung an EU-Standards zu sehen (maximal 10,0% der Schülerschaft ohne Abschluss).

Diese Zielgröße allein bewirkt aber noch keine Verbesserung der schulischen Bildung. Dazu dienen weitere von der CDU vorgeschlagenen und teilweise schon umgesetzten Maßnahmen wie die Untersuchung der Viereinhalbjährigen, die Senkung des Unterrichtsstundenausfalls und die Absenkung der Schülerzahlen in Grundschulbezirken mit großen sozialen Bedürfnissen (vgl. KESS 1- und KESS 2-Schulen), die Senkung der Klassenwiederholungen sowie die Entkoppelung von sozialer Herkunft und Bildungserfolg. Mit der Einführung des Schülerzentralregisters wird auch eine bessere Beobachtung der Schullaufbahn der Schülerschaft, insbesondere solcher Schülerinnen und Schüler, möglich sein, deren schulische Bildungsphase durch familiäre, soziale oder persönliche Hintergründe gefährdet ist. Auch die Einführung der Stadtteilschule wird die Bildungschancen von Jugendlichen verbessern, da wohnortnahe Stadtteilschulen die schulischen Abschlüsse des allgemeinbildenden Schulwesens mit Hauptschul- und Realschulabschluss anbieten. Durch die für Stadtteilschulen verlängerte Schuldauer auf 9 Jahre wird dort auch noch das Abitur als Alternative zum gymnasialen Bildungsweg erreicht werden können. Wir betrachten es als Erfolg der konsequenten CDU-Schulpolitik, da viele dieser Maßnahmen parteiübergreifend mit großer Mehrheit beschlossen wurden. Ich freue mich, Ihnen versichern zu können, dass auch künftig durch ein intensives Monitoring der Schulen auf neue Ergebnisse der aktuellen Schulentwicklung reagiert werden kann. Als Vorsitzender des Schulausschusses der Hamburger Bürgerschaft weiß ich, dass all diese Veränderungen von der Lehrerschaft, den Eltern und den Schülern auf vielfältige Weise mitgetragen werden und den Pädagogen Dank für ihre intensive Bildungsarbeit in den Schulen gebührt.

Zu all diesen Maßnahmen werden schulinterne wie schulexterne Evaluationen stattfinden, aufgrund dieser Ergebnisse werden künftig auch Zeitrahmenvorgaben möglich sein. Eine sofortige Einführung von Zeitzielen wird sich gegenwärtig sicherlich nicht als zielführend bei der Umsteuerung des Schulsystems erweisen. Die von Bundesministerin Dr. Annette Schavan ins Spiel gebrachte Reduzierung der Schulabbrecherquote um 50% bis 2012 ist, da der Bund z.B. über keine eigenen Hauptschulen verfügt, nur in Absprache mit den Ländern bzw. der Kultusministerkonferenz (KMK) realisierbar. Sollte die KMK diesem Ziel zustimmen, so wird auch Hamburg eine realistische Zielplanung durchführen und umsetzen.

Ich hoffe, Ihnen mit diesen Überlegungen geholfen zu haben.

Mit freundlichen Grüßen
Marino Freistedt MdHB