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Frage von Lydi S. •

Frage an Manja Schüle von Lydi S. bezüglich Jugend

Sehr geehrte Frau Dr. Schüle,
Liebend gerne hätte ich gewusst, wie Sie derzeit mit dem Thema Impffreiheit umgehen. Uns als Familie ist es ein sehr großes Anliegen, über unseren Körper selbst bestimmen zu können. Z.B. Welche Medikamente wir nehmen und auch weiterhin die Freiheit zu haben, ob wir uns impfen lassen oder nicht. Wie ist Ihre derzeitige Meinung dazu? Freundliche Grüße L. S. P.S. Kennen Sie die Kampagne von den Ärzten für individuelle Impfentscheidung?

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau S.,

ich danke Ihnen für Ihre Frage an mich über dieses Portal. Gerade als Mutter kann ich Ihre Sorge gut nachvollziehen, weitestgehend selbst entscheiden zu können, welche Medikation und welche Impfung man selbst erhält oder die eigenen Kinder erhalten.
Die Rechte auf individuelle Entscheidungsfreiheit und körperliche Unversehrtheit sind hohe Güter. Die Verpflichtung des Staates, alle ihm im Rahmen der Gesetze zur Verfügung stehenden Mittel zu nutzen, Leben und Gesundheit seiner Bevölkerung zu schützen, ist dies ebenso. Wie immer, wenn unterschiedliche Schutz- und Freiheitsrechte sich gegenseitig einschränken, muss Politik abwägen, welches Recht schwerer wiegt. In diesem Fall gebe ich dem Anspruch der Bürgerinnen und Bürger, vor allem unsere Kleinsten und Schutzbedürftigsten, Vorzug, durch eine möglichst hohe Impfabdeckung vor Krankheiten geschützt zu werden, die dadurch vermeidbar sind.
Ich meine, dass die individuelle Entscheidungsfreiheit dort ihre Grenze finden muss, wo die Gesundheit und sogar das Leben anderer gefährdet ist und andere geeignetere Mittel nicht zur Verfügung stehen.

Von einer Masernerkrankung sind besonders häufig Kinder in den ersten beiden Lebensjahren betroffen. Sie tragen auch ein erhöhtes Risiko dafür, dass eine Maserninfektion zu schwerwiegenden Komplikationen führt und müssen besonders häufig wegen einer Masern-Erkrankung stationär behandelt werden. Durch eine vorübergehende Immunschwäche kommt es nach einer Masernerkrankung zu anderen Erkrankungen wie z.B. Durchfall, Mittelohrentzündung, Hörschäden, Lungenentzündung und Gehirnentzündung. Bei 10 von 10.000 Masern-Erkrankten entwickelt sich in Folge der Erkrankung eine Gehirnentzündung, etwa 2 bis 3 Betroffene behalten schwere Schäden wie geistige Behinderungen und Lähmungen zu-rück. Als Spätfolge kann die so genannte subakut sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) auftreten, eine schwere und stets tödlich verlaufende Gehirnerkrankung. Eine SSPE entwickelt sich bei 2 bis 6 von 10.000 Kindern, die zum Zeitpunkt der Maserninfektion jünger als 5 Jahre alt sind. Die Wahrscheinlichkeit, an Masern zu sterben, liegt bei 1 Todesfall pro 1.000 Masernerkrankte. Gegen die Masern-Erkrankung selbst gibt es keine Behandlung. Masern sind extrem ansteckend. Ohne Impfschutz infizieren sich etwa 95 von 100 Menschen, wenn sie Kontakt zu einem Erkrankten hatten. Sowohl für den individuellen Schutz jeder und jedes Einzelnen als auch für den Gemeinschaftsschutz zugunsten von Menschen, die nicht geimpft werden können, brauchen wir eine ausreichende Masern-Impfquote.

Ein ausreichender Schutz vor einer Masernepidemie (auch für diejenigen, die aus gesundheitlichen Gründen keine Masernimpfung empfangen können) bietet eine Impfabdeckung von 95% in der Bevölkerung. Gegenwärtig sind ca. 93 % der Schulanfängerinnen und Schulanfänger durch die zweifache Masernimpfung immunisiert. Die Politik ist also gefordert, zu handeln.
Vor diesem Hintergrund finde ich eine Masernimpfpflicht für ein nicht nur angemessenes, sondern gebotenes Mittel zum Schutz unserer Gesundheit und der unserer Kinder.

Von der Initiative Ärzte für individuelle Impfentscheidung habe ich gelesen. Wie so oft in der Wissenschaft, gibt es zu unterschiedlichen Fragen unterschiedliche Auffassungen. Ich teile jedoch die Meinung der großen Mehrheit der Mediziner und Ärzteverbände, die eine Impfpflicht begrüßen. Ich bin in jedem Fall der Überzeugung, dass vor allem die Krankenkassen noch stärker über Impfungen, ihre Chancen und auch mögliche Risiken und deren Prävention aufklären müssen.

Herzliche Grüße
Manja Schüle