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Lukrezia Luise Jochimsen
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Frage von Jens F. •

Frage an Lukrezia Luise Jochimsen von Jens F. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrte Frau Jochimsen,

können sie mir Auskunft darüber geben inwieweit sie/ihre Partei sich für den Bildungsstandort Gera einsetzen bzw. einsetzen möchten? Während Jena aus allen Nähten platzt und ständig neue Rekorde bei den StudentInnenzahlen meldet, dümpelt die bis vor kurzem noch zweitgrößte Stadt Thüringens bei dem Thema höherer Bildung vor sich hin. Auch wenn die BA (leider direkt neben der Autobahn platziert, damit sich kein Student in die Innenstadt verirrt) bzw. SRH ein kleiner Anfang sind, ist das Angebot/Anzahl der StudentInnen ein schlechter Witz für die Größe der Stadt.

Während in jedem anderem Bundesland selbst in kleineren Städten mindestens eine FH angesiedelt ist, lässt man die 100.000 Einwohner-Stadt Gera in diesem Bereich verhungern und zum Paradies für Rentner umfunktionieren.

In dieser strukturschwachen Region ist Bildung die einzige Chance, nicht endgültig den Anschluss zu verpassen. Sei es in wirtschaftlicher als auch kultureller Hinsicht.

MfG
Jens

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Faller,

es gab in der Vergangenheit mehrfach Vorstöße für eine Bildungseinrichtung (auch eine Fachhochschule) in Gera. Die damalige PDS hatte sich durchaus dafür ausgesprochen. Allerdings hätten dafür eine ganze Reihe von Voraussetzungen erfüllt werden müssen. Die erste Problematik bestand/besteht darin, ein Profil für eine solche Bildungseinrichtung zu entwerfen. Eine Fachhochschule hat langfristig nur eine Überlebenschance, wenn sie nicht die Kopie anderer Standorte ist. Das heißt im Grunde, wer eine Fachhochschule in Gera gründen will, muss ein Ausbildungs-/Studienprofil bieten, das Studierwillige anzieht. Es müssen also zukunftsträchtige Berufsangebote sein. Momentan zeichnet sich dafür jedoch kein derartiges Profil ab. Zudem sind bei solchen Standortentscheidungen prinzipiell auch die anderen in der weiteren Umgebung befindlichen Hochschulstandorte und deren Profile zu beachten. Damit sind nicht nur die Nachbarstadt Jena gemeint, sondern auch die Hochschulstandorte Halle, Leipzig, Zwickau.

Zudem besteht in Gera eine Außenstelle der Berufsakademie, die Sie in Ihrem Schreiben erwähnen. Die Gründung der Berufsakademie wurde zunächst von den Hochschulexperten - auch aus unserer Partei - mit gewissen Zweifeln betrachtet. Im Nachhinein muss man jedoch konstatieren, dass die Berufsakademie Erfolg hat. Ihre praxisnahe Ausbildung hat dazu geführt, dass viele gut ausgebildete Absolventen schnell einen Job in der einheimischen Wirtschaft fanden. Manche wurden auch von ihren Betrieben zum Studium "delegiert".

Mit der Berufsakademie grenzt sich Gera sehr wohl vom Standort Jena ab, was für ein eigenständiges Profil spricht. In den Thüringer Firmen zeichnet sich schon jetzt auf Grund der demographischen Entwicklungen ein Fachkräftedefizit ab. Das bedeutet, es müssen mehr Menschen für die wirtschaftliche Zukunft des Landes ausgebildet werden. Erfreulich ist, dass die Nachfrage nach einem Studium an der Berufsakademie deutlich steigend ist. Es ist daher sinnvoller, hier die Kapazitäten zu erweitern und sinnvolle Ergänzungen zuzulassen. Eine solche Profilierung wäre auch für die Stadt Gera ein Gewinn.

Die Idee, eine zusätzliche Fachhochschule in Gera zu gründen, hält meine Partei darum nicht für umsetzbar und es würde vermutlich momentan auch an den fehlenden Finanzen scheitern. Wir unterstützen daher deutlich einen Ausbau der Standorte der Berufsakademie in Gera.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Lukrezia Jochimsen