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Lucy Redler
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Frage von Johannes F. •

Frage an Lucy Redler von Johannes F. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Redler,

in ihrer Antwort auf die Frage von Frau Guse nannten sie eine "demokratische Planwirtschaft" als Ziel. In meinem Verständnis ist eine Planwirtschaft ein System, in dem der Staat zu ermessen versucht, was die Bürger brauchen, und es ihnen zur Verfügung stellt. Ergo ist dieses System meiner Meinung nach doch von sich aus nicht demokratisch. Bitte erklären sie mir das.

Gespannte Grüße,

Johannes Fritz

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Fritz,

Sie fragten mich nach meiner Vorstellung von einer demokratischen Planwirtschaft.

Zunächst einmal möchte ich darauf hinweisen, dass die WASG eine Sammlungsbewegung ist. Innerhalb der WASG gibt es verschiedene Ideen. Entscheidend ist, dass die Partei ein Forum bietet, diese Ideen im Dialog mit Beschäftigten und Erwerbslosen zu diskutieren. Was uns eint, ist die Ablehnung des Neoliberalismus und der kapitalistischen Sachzwangpolitik. Richtig ist, dass ich eine demokratische Planwirtschaft als erstrebenswert erachte.

Heute haben wenige große Banken und Konzerne, die sich in Privateigentum befinden, das Sagen. In den Chefetagen wird entschieden, was produziert wird und ob die Maschinen überhaupt genutzt werden, oder Beschäftigte vor die Werkstore gesetzt werden.
Ich halte es für nötig, dass die großen Konzerne, die Massenentlassungen durchführen, Arbeitshetze zu verantworten haben usw. usf., in gesellschaftliches Eigentum überführt werden.

Ich teile Ihre Ansicht, dass Staatsbetriebe sowohl in der BRD als auch in der DDR sehr bürokratisch betrieben wurden. Dem muss aber nicht so sein. Ich halte es für nötig, dass die arbeitenden Menschen auf allen Ebenen (ob in den Bildungseinrichtungen, in den Betrieben oder in den Stadtteilen) an der Entscheidungsfindung beteiligt sind. Die gebildeten Strukturen müssten vernetzt werden. Auf dieser Basis könnte sehr wohl vorher ermittelt werden, was gebraucht und gewünscht wird; ob Umwelt- und Gesundheitskriterien ausreichend berücksichtigt sind etc. Rüstungsgüter müssten dann nicht mehr produziert werden, denn welcher Mensch braucht Waffen und Kriegsfahrzeuge?
In der Konkurrenzwirtschaft werden regelmäßig Erfindungen aus Wettbewerbsgründen geheim gehalten. In der Marktwirtschaft werden immer wieder Überkapazitäten angehäuft. Gleichzeitig gibt es anderswo Mangel. Mit all diesem Irrsinn wäre in einer demokratischen Planwirtschaft Schluss.

Auf der Basis des Marktes gab und gibt es diktatorische und parlamentarische Systeme. Genauso kann es eine bürokratische und eine demokratische Planwirtschaft geben. Ich finde Letzteres sinnvoll.

Mit freundlichen Grüßen, Lucy Redler