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Frage von Tanja G. •

Frage an Lothar Mark von Tanja G. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Mark,

am 12.9. wurde in Abgeordnetenwatch beklagt, daß eine Moschee nach einem Christenhasser benannt wurde, der im Jahre 1453 Christen foltern und ermorden ließ.
Laut Ihrer Antwort vom 11.11.08 ist auch Ihre Partei nicht glücklich über die Namensgebung und befindet sich darüber im Gespräch mit Moscheenvereinen und Verbänden.

Martin Luther hatte in in seiner Schriftt "Von den Juden und ihren Lügen" öffentlich zum Mord an Juden aufgerufen.
Heute gibt es in Deutschland Martin-Luther-Straßen!

Die Richtigkeit meiner Behauptungen zu Luther wird bestätigt, wenn man seinen Namen nicht nur bei GoogleWeb (Beispiel: Wikipedia) sondern auch in Abgeordnetenwatch unter SUCHE einträgt. Die Abgeordneten rechtfertigen seine antisemitische Schrift mit dem damaligen Zeitgeist. Muß das dann auch für Nichtchristen gelten?

Warum will Ihre Partei, daß mit zweierlei Maß gemessen wird?

Das widersprüchliche Verhalten gibt es auch in anderen Fällen:

Die Bundesregierung begründet den Afghanistankrieg u.a. mit Menschenrechtsverletzungen. Gleichzeitig gibt es eine militärische Zusammenarbeit mit dem Terrorregime in Usbekistan.
Bitte tragen Sie den Namen ebenfalls bei SUCHE ein. Nur wenige Abgeordnete versuchten, das Problem zu verharmlosen.

In Afghanistan werden die Taliban zu Recht als Terroristen bezeichnet, wenn sie bei ihren Angriffen den Tod von Zivilisten in Kauf nehmen. Sind die Amerikaner keine Terroristen, wenn sie bei ihren Luftangriffen auf Dörfer den Tod von Frauen und Kindern in Kauf nehmen?
Die NATO-Partner der USA hätten seit mehreren Jahren die Einstellung der Luftangriffe mit politischen Mitteln erzwingen können. Warum geschah das nicht?

Mit freundlichen Grüßen
Tanja Großmann

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Sehr verehrte Frau Großmann,

vielen Dank für Ihre Mail, in der Sie auf mein Antwortschreiben an Herrn Fath in Sachen Moscheebenennung Bezug nehmen und meiner Partei vorwerfen, "mit zweierlei Maß zu messen".

Ohne Frage sind die judenfeindlichen Äußerungen des späten verbitterten Martin Luther aus heutiger Sicht - vor allem nach den Erfahrungen mit Nationalsozialismus und Holocaust - völlig inakzeptabel, da gebe ich Ihnen recht. Die Evangelische Kirche hat diesen - eben auch bei Luther sichtbar werdenden - christlichen Antijudaismus gleichwohl selbstkritisch aufgearbeitet. Das Luther-Bild ist dadurch zwar angekratzt, seine überragende Bedeutung nicht nur als Reformator für die christliche Kirche, sondern auch als Akteur in den Modernisierungsprozessen der frühen Neuzeit wird davon aber nicht geschmälert. Hätte es innerhalb des Islam eine ähnlich kritische Aufarbeitung problematischer eben auch imperialistischer Phasen islamischer Geschichte schon gegeben, wäre die sehr emotionale Diskussion um die Namensgebung von Moscheen heute vielleicht weniger heftig.

Was den Anti-Terror-Kampf der USA in Afghanistan und den dabei bereits mehrfach zu beklagenden tragischen Verlust von Menschenleben angeht, so habe ich mich in den letzten Jahren immer wieder kritisch zum Einsatz der US-Streitkräfte geäußert und im Bundestag auch mehrfach meine Zustimmung verweigert. Der Einsatz der deutschen Soldaten dient in erster Linie dem Schutz karitativer Organisationen und dem demokratischen Wiederaufbau im Land.

Dennoch scheint mir der durch unglückliche Umstände, sicher auch durch die Angst der Soldaten vor Terroranschlägen verursachte Tod von Zivilisten bei Militäreinsätzen nicht vergleichbar zu sein mit dem bewußt in Kauf genommenen Tod von Zivilisten durch die menschenverachtende kollektivistische Ideologie der Taliban, die damit ein unsägliches Angstklima auch in der Bevölkerung provoziert.

Mit freundlichem Grußen

Lothar Mark