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Katrin Helling-Plahr
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Frage von Rafael S. •

Frage an Katrin Helling-Plahr von Rafael S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Helling-Plahr,

die Ausführungen unter https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/katrin-helling-plahr/question/2019-04-04/312781 wären geradezu ein Paradebeispiel für die Folgen einer von strengsten gesetzlichen Vorgaben, sogenannten Freiheitsrechten, befreiten und entfesselten Transplantationsindustrie. Sie nimmt sich, was sie braucht.

Deutsche Bürger sind in medizinischer Hinsicht frei was Operationen betrifft. Das Mekka für Transplantationen dürften aber die USA sein.
Wer als Uigure in China mehr als zwei Messer hat, bekommt Besuch von der Polizei https://www.welt.de/reise/Fern/article189532947/Couchsurfing-in-China-Der-Hund-war-leider-schon-im-Wok.html. Was dann passiert?
Ob Personen gegen deren Willen Organe entnommen werden ist fraglich, denn China zählt neben den USA und Großbritannien zu den wichtigsten Handelspartnern Bayerns. https://www.sueddeutsche.de/bayern/minister-reist-nach-asien-milliardenmarkt-1.3945112

Björn Nashan engagierte sich in der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), bei der Organ-Verteilungsstelle Eurotransplant und in der Ständigen Kommission Organtransplantation bei der Bundesärztekammer. 2017 wurde er beauftragt, ein Transplantationszentrum in China aufzubauen.
Er sagt, Menschen, die sich sozial engagieren, erhalten Urkunden oder Verdienstkreuze. Organspender, also Mitbürger, die im Tod Leben gespendet haben, werden hingegen nicht geehrt. Er spricht sich auch für eine Senkung der Hürden für die Organentnahme aus, nämlich dem Herztodkriterium. Die chinesische Organspende war völlig unreguliert und basierte fast ausschließlich auf der Rekrutierung von Organen von Strafgefangenen nach Hinrichtungen, und diese Organe wurden dann auch Ausländern transplantiert.
Weiterhin sagt er, "Wir Deutschen könnten von China sogar lernen" https://www.welt.de/gesundheit/article179128736/Organspende-Was-China-bei-den-Transplantationen-besser-macht.html .

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr S.,

zweifellos, und das zeigen auch die Erfahrungen aus Spanien und Dänemark, also Ländern, die als Musterbeispiel für eine gelungene Organspendepraxis gelten, kommt den Identifikations- und Entnahmestrukturen in den Kliniken eine, wenn nicht die zentrale Bedeutung zu. Dort gilt, wie richtigerweise im vorliegenden Interview erwähnt, de lege lata eine Widerspruchslösung, allerdings in der Tat nur auf dem Papier.

Im Rahmen des unlängst vom Deutschen Bundestag verabschiedeten Gesetzes für bessere Zusammenarbeit und bessere Strukturen bei der Organspende (GZSO) sind daher zentrale, von der Deutschen Stiftung Organtransplantation e.V. (DSO) für notwendig gehaltene, umfassende strukturelle Neuerungen auf den Weg gebracht worden. Vor allem die Stärkung der Transplantationsbeauftragten, die auch im von Ihnen erwähnten Artikel als unabdingbar identifiziert wird, bildete hier einen Hauptaspekt, den auch ich ausdrücklich befürworte.

Ich stimme weiterhin mit der Sichtweise überein, dass ein zentrales, digitales Organspenderregister eine Erfassung und Identifikation potenzieller Spender enorm erleichtert. Zudem sollte sich die Politik meiner Meinung nach dafür einsetzen, dass die positiven Folgen der Organspende für die Betroffenen eine breitere Präsenz in der öffentlichen Wahrnehmung einnehmen.

Skeptisch bin ich hingegen persönlich gegenüber der Forderung, den Herztod als Voraussetzung für eine Organentnahme zu definieren.

Mit freundlichen Grüßen

Katrin Helling-Plahr MdB

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