Karl-Heinz Krems
SPD
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Frage von Birgitt F. •

Frage an Karl-Heinz Krems von Birgitt F. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Krems!
1. Wie ist Ihre Position zu den Förderschulen, Kompetenzzentren und zu dem gemeinsamen Unterricht behinderter Kinder an allgemeinbildenden Schulen? Ich möchte den Fokus auf die Kinder lenken, die eine geistige Beeinträchtigung / Behinderung haben, wie z.B. bei der Lernbehinderung.
Das z.B. reine körperliche behinderte Kinder, die im Rollstuhl sitzen müssen, aber dem Unterricht kognitiv folgen können nicht unbedingt in eine Förderschule müssen, stelle ich außer Frage!
2. Wie kann man jedes Kind tatsächlich adäquat und optimal fördern, wenn die Klassen im GU nicht kleiner werden können, da lieber Schulen geschlossen oder zusammengelegt werden anstatt darauf zu achten, dass die Rahmenbedingungen wirklich im GU besser werden? Stecken da Finanzprobleme hinter?
3. Bisher hat man, wenn Förderschulpädagogen an die allg. Schulen versetzt wurden, Lehrer/innen im allg. Unterricht abgezogen, damit der Schüler-Lehrer-Schlüssel gleich blieb und damit es nicht zu teuer wurde. Wird sich das ändern?
4. Förderschullehrer/innen sollen gezwungen werden, vielseitig zu arbeiten.
Das kann keine optimale und adäquate Förderung des Kindes sein, wenn es keine Spezialisierungen auf max. zwei Förderbedarfe und der jeweilige Unterrichtsschwerpunkte mehr geben soll. Worauf soll ein Pädagoge sich noch konzentrieren ohne auszubrennen und andauernd überfordert zu sein?
5. Wie soll flächendeckend der GU umgesetzt werden, wenn an den Förderschulen der Unterricht nicht ausfallen darf, obwohl von da aus die Fach-Pädagogen zu den allg. Schulen geschickt werden sollen?
6. Können nicht vielmehr auch nur die "Grenzfälle" wirklich sinnvoll im GU unterrichtet werden?
7. Wo sollen die stärker behinderten Kinder hin, wenn auch deren Eltern sich nicht um diese richtig kümmern (soziale Vernachlässigung)?
8. Warum werden Kinder mit Förderbedarf zur Förderschule mit einem Fahrdienst gebracht, zum GU aber nicht? Die Behinderung ist doch die selbe beim selben Kind!
DANKE!

Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Ferrier,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Mir sind die Probleme, die es im Zusammenhang mit dem Gemeinsamen Unterricht (GU) Probleme gibt, aus eigener Anschauung sehr bewusst. An der Lösung dieser Problem muss dringend gearbeitet werden. Wir werden das in der Regierung unverzüglich in Angriff nehmen.

Unser Programm zielt allerdings weiter: Die SPD setzt auf Inklusion im Sinne der ´UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen´. Ein solches inklusives Bildungssystem unterscheidet sich von einem integrativen System. Die integrative Pädagogik strebt die Eingliederung der aussortierten Schülerinnen und Schüler an. Eine inklusive Pädagogik hingegen sortiert erst gar nicht aus. Inklusion bedeutet, dass Strukturen und Didaktik von vornherein auf die Unterschiedlichkeit der Schülerinnen und Schüler und auf individuelles Fördern und Fordern ausgerichtet sind. Notwendig ist eine Neuorientierung in der sonderpädagogischen Förderung, die die gegenwärtige integrative Phase als Übergangsphase zu einem vollständig inklusiven Bildungssystem des gemeinsamen Lernens betrachtet.

Die SPD setzt sich für die folgenden Umsetzungsschritte ein: Unter intensiver Einbeziehung aller Beteiligten (Kommunale Spitzenverbände, Ersatzschulträger, Landschaftsverbände, Sozialversicherungs- und Sozialhilfeträger, Kirchen, Eltern, Lehrerverbände, weitere gesellschaftliche Kräfte) und mit wissenschaftlicher Begleitung muss eine Weiterentwicklung der sonderpädagogischen Förderung zur Umsetzung der UN-Konvention im schulischen Bereich erfolgen; Es muss ein Transformationskonzept zur Weiterentwicklung der sonderpädagogischen Förderung in NRW erarbeitet werden. Ziel ist es, den sonderpädagogischen Förderbedarf in den Regelschulen unter Einhaltung sonderpädagogischer Standards zu gewährleisten;
Notwendig ist die Schaffung der personellen und finanziellen Rahmenbedingungen für einen massiven Ausbau des Gemeinsamen Unterrichts an allen Schulformen. Dies muss durch eine entsprechende Fortbildungsinitiative begleitet werden; Schulen und Schulträger müssen aktiv bei der Einrichtung des Gemeinsamen Unterrichts und von integrativen Lerngruppen beraten und unterstützt werden; Die Kompetenzzentren werden in die Entwicklung hin zu einem inklusiven System einbezogen. Sie sollen zu Orten der Lehrerfortbildung und Beratung werden; Es bedarf einer Initiative zur Förderung der Akzeptanz des Gemeinsamen Unterrichts an allen Schulformen und in der Öffentlichkeit.

Mit freundlichen Grüßen

Karl-Heinz Krems