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Julia Verlinden
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Sarah B. •

Frage an Julia Verlinden von Sarah B. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Verlinden,
Wir sind Eltern eines Schulkindes und sind froh, dass in Deutschland ausnahmslos alle Kinder eine Schule besuchen dürfen.

Es kann nicht sein, dass das Gesetz uns Eltern jetzt vorschreiben, wie wir unser Kind impfen lassen müssen, weil uns sonst hohe Strafen drohen.

Die Impfentscheidung für unser Kind muss unsere Entscheidung bleiben - wir haben sie nach langer Überlegung verantwortungsvoll getroffen.

Zwang ist beim Impfen der falsche Weg -

Deutschland braucht keine Impfpflicht!

Wie stehen Sie dazu?

Viele Grüße,
S. B.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau B.,

vielen Dank für Ihre Frage.

Impfen und der Schutz vor gefährlichen Infektionskrankheiten sind wichtige Themen - für jeden Einzelnen, aber auch für die Gesellschaft als Ganzes. Denn eine Impfung schützt nicht nur die geimpfte Person selbst, sondern auch alle anderen Menschen im alltäglichen Umfeld. Je mehr Menschen geimpft sind, desto unwahrscheinlicher ist die Ausbreitung der Infektionskrankheiten. Dabei muss man berücksichtigen, dass sich nicht alle Menschen impfen lassen können, wie zum Beispiel Säuglinge oder Menschen mit Immunerkrankungen. Diese sind auf die gelebte Solidarität ihrer Mitmenschen angewiesen, damit auch sie vor diesen Krankheiten geschützt sind.

Dennoch sind leider z.B. in der Altersgruppe der 20- bis 50-jährigen derzeit zu wenige Menschen gegen Masern und andere Infektionskrankheiten geimpft, so dass Menschen, die sich nicht impfen lassen können, nicht vor dieser Krankheit sicher sind.
Wir Grünen setzen uns daher dafür ein, die Impfquoten zu erhöhen. Daher fordern wir unter anderem, Falschinformationen mit Aufklärung entgegentreten, regelmäßige Erinnerungen an fehlende Impfungen z.B. beim Besuch in der Arztpraxis und eine stärkere finanzielle Förderung des öffentlichen Gesundheitsdienstes.

Eine generelle Impfpflicht z.B. für Masern lehnen wir ab. Wir Grüne fordern keine Impfpflicht für Schulkinder. Dennoch befürworten wir eine eingeschränkte Masern-Impfpflicht in zwei Bereichen:
1. Bei allen Kindern, die zur Kita gehen.
2. Bei Menschen, die in Einrichtungen arbeiten, in denen sich durch Infektionskrankheiten besonders gefährdete Personen befinden.
Denn Eltern, die ihre Kinder in die Kita bringen, auch wenn diese aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können und Menschen, die sich in die Obhut von Betreuungs-, Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen begeben, müssen darauf vertrauen können, dass keine Gefahr besteht z.B. an Masern zu erkranken. Wir wollen dadurch die schwächsten Menschen unserer Gesellschaft schützen.

Dieser Grundsatz gilt im Übrigen auch für andere gefährliche Infektionskrankheiten wie Mumps und Röteln. Wir Grünen finden daher wirksame Schritte auch zur Bekämpfung dieser Erkrankungen sehr wichtig. Die Kombination der Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln in einem einzigen Impfstoff dient diesem Ziel und reduziert gleichzeitig die Zahl der nötigen Injektionen für die zu impfenden Personen. Aus diesen praktischen Erwägungen heraus empfiehlt auch die Ständige Impfkommission bei der Masernimpfung den so genannten MMR-Impfstoff (vgl. Ständige Impfkommission: Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut. Epid Bull 2019;34:313 – 364). Diese Kombinationsimpfstoffe sind nach Ansicht des RKI erprobt, Hinweise auf eine Überlastung der Immunabwehr gibt es nicht (vgl. Antworten des Robert Koch-Instituts und des Paul-Ehrlich-Instituts zu den 20 häufigsten Einwänden gegen das Impfen. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Bedeutung/Schutzimpfungen_20_Einwaende.html#doc2378400bodyText11 (abgerufen am 13.09.2019)).

In diesem Sinne hoffe ich, dass Sie die Argumente nachvollziehen können und ich Ihnen mit meiner Antwort weitergeholfen habe.

Mit freundlichen Grüßen

Julia Verlinden

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