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Frage von Dr. med. Joachim K. •

Frage an Jan Mücke von Dr. med. Joachim K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Mücke!

Leisten Sie mit der Argumentation "Liberalität" in Zusammenhang mit dem Nichtraucherschutz nicht "Wolf-im-Schafspelz"-Dienste?

Die Tabakindustrie ist in den USA bundesgerichtlich im größten Wirtschaftsprozess der Weltgeschichte als weltumspannende kriminelle Vereinigung verurteilt worden (1).

Sie meinen doch mit Liberalität nicht Narrenfreiheit bzgl. Schleichwerbung im Kinderfernsehn (2) oder Forschungsverfälschung (3) durch die Tabakindustrie?

Sind suchtverstärkenden Zusatzstoffen (bis zu 600!!!) nicht Freiheitsberaubung(1)? Wo bleibt Ihr Einsatz gegen diese Nikotinsklaverei?

Die WHO urteilte jüngst: "Tabak entwickelt sich zu einer der größten Gesundheitskatastrophen der Weltgeschichte" (4)-
Sehen Sie hierzu und zur gezielten Suchterzeugung bei Kindern und Jugendlichen keinerlei Handlungsbedarf?

Wollen Sie sich am Mega-Marketing-Missbrauch vom Begriff "Freiheit" durch die tödliche Tabakindustrie beteiligen?

Da alle 3 Tage über 1000 Raucher sterben
habe ich tausend ???

Dr. med. Joachim Kamp
Hausarzt/Internist, Palliativmedizin

(1) "Das Geschäft mit dem Tod" Jura- und Wirtschafts-Professor Michael Adams, Hamburg, Zweitausendeins, 10/07
(2) Drogenbeaftragte Bätzing-Studie, BMG
(3) Deutsches Ärzteblatt 3/07
(4) WHO, Welttabakbericht 4/2008

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Dr. Kamp,

Freiheit ist weit mehr als ein Marketingbegriff. Der Liberalismus ist im Wesentlichen inspiriert von der Aufklärung. Wir Liberale setzen uns gegen staatliche Bevormundung und für die Suchtprävention durch zielgruppenorientierte Aufklärung ein. Schleichwerbung im Kinderfernsehen und Forschungsverfälschungen missbillige ich genauso wie Sie.

Ich selbst bin Nichtraucher und hoffe, dass möglichst wenige Menschen überhaupt erst damit anfangen. Eine Darstellung von Fakten, die gegen das Rauchen sprechen, unterstütze ich ausdrücklich. Ich will dieses Portal gern auch selbst dazu nutzen. So gefährdet das Rauchen nicht nur die Gesundheit, sondern verkürzt die Lebensdauer durchschnittlich um sieben Jahre. 5,1 Prozent aller Sterbefälle in Deutschland sind ursächlich auf den Konsum von Tabak oder Tabakprodukten zurückzuführen. Dabei beginnt fast jeder vierte Raucher mit dem Rauchen bereits sehr früh - im Alter von zehn Jahren. Das sind in der Tat dramatische Zahlen.

Genau deshalb muss unser besonderes Augenmerk bei unseren Kindern und Jugendlichen liegen. Wir müssen durch Aufklären und Informieren dafür sorgen, den frühen Einstieg ins Rauchen zu verhindern. Aufklärung und Prävention sind der richtige Weg. Dieser wird bereits beschritten und muss konsequent fortgesetzt und deutlich ausgeweitet werden. Mit 18 Prozent ist der Anteil rauchender Jugendlicher im Jahr 2007 immerhin so niedrig wie nie zuvor.

Von Verboten halte ich jedoch nicht viel. Wer in seiner Stammkneipe plötzlich nicht mehr rauchen darf, hört in den seltensten Fällen auf zu rauchen - er geht einfach nicht mehr hin. Der Staat hat die Aufgabe zu informieren, er sollte den Bürger nicht bevormunden. Insbesondere ist dafür zu sorgen, dass sich der Nichtraucherschutz auf die Bereiche konzentriert, in denen besonders Kinder und Jugendliche betroffen sind und die von Bürgerinnen und Bürgern aufgesucht werden müssen. In anderen Bereichen - insbesondere in der Gastronomie - sollten sowohl der Gastwirt bzw. der Besitzer des Betriebes als auch der Gast weiterhin wählen dürfen.

Mit freundlichen Grüßen

Jan Mücke