Wie stehen Sie zu der Idee von Herrn Volker Wissing, 150 Mio. Steuergeld in das Start-Up Flugtaxi-Unternehmen Volocopter zu investieren?
Sehr geehrter Herr Luczak,
trotz Warnungen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC und der Verweigerung des Landes BW einer Bürgschaft über 300 Mio. für dieses Unternehmen und der Sparmaßnahmen will Herr Wissing dieses Start-Up mit 150 Mio. Steuergeld finanzieren, obwohl milliardenschwere Großkonzerne (Projektgesellschaft NEOM Company, Mercedes-Benz Group AG, Schenker AG, Vermögensverwaltungsgesellschaft BlackRock, Microsoft und viele private Investoren) finanziell beteiligt sind. In der Vergangenheit hat dieses Start-Up Verluste in Milliardenhöhe angehäuft.
Hochachtungsvoll
C. K.

Sehr geehrte Frau K.
vielen Dank für Ihre Anfrage zu Volocopter.
Wie Ihre Anfrage zeigt, haben Sie die durchaus wechselhafte Geschichte des Unternehmens verfolgt.
Volocopter, ein deutsches Start-up mit Sitz in Bruchsal, entwickelt seit mehreren Jahren elektrisch betriebene Flugtaxis. Trotz innovativer Ansätze und internationaler Aufmerksamkeit stand das Unternehmen von Beginn an vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. In den vergangenen Jahren wurden Verluste in Millionenhöhe verzeichnet, und die Umsätze blieben marginal. Zwar hatte Volocopter mittlerweile eine Genehmigung für die Serienproduktion erhalten, doch noch immer fehlt die Flugerlaubnis.
Vor diesem Hintergrund plante Bundesverkehrsminister Wissing, gemeinsam mit dem Freistaat Bayern, eine Förderung von 150 Millionen Euro für Volocopter bereitzustellen. Dieses Vorhaben stieß jedoch berechtigterweise auf Kritik. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC hatte intern vor einem solchen Investment gewarnt und es als hochriskant eingestuft. Auch die Landesregierung Baden-Württembergs hatte aus den selben Gründen bereits eine Bürgschaft über 300 Millionen Euro für Volocopter abgelehnt, da das Risiko als zu hoch eingeschätzt wurde.
Wie sich gezeigt hat, waren diese Warnungen berechtigt. Zwischenzeitlich hat Volocopter Insolvenz angemeldet. Die finanzielle Stabilität des Unternehmens war derart ungewiss, dass zu viele Experten, aber auch bereits mit Volocopter verbundene finanzstarke Partner und Investoren die finanzielle Zukunft des Unternehmens kritisch beäugten.
Neben Volocopter hat auch Lilium, der zweite deutsche Flugtaxi-Hersteller, bereits Insolvenz angemeldet. Ein ähnliches Projekt bei Airbus, der CityAirbus, steht möglicherweise vor dem Aus - jedenfalls stellt Airbus neusten Nachrichten zufolge die Entwicklung vorerst ein.
Gerade der Fall von Airbus zeigt aber, dass nicht Geld das Problem ist, sondern Herausforderungen im Bereich der Technik und Infrastruktur. So sind die Batterien der Flugtaxis zu schwach, es fehlt an der notwendigen Ladeinfrastruktur. Auch gehen die Meinungen nach dem Marktpotenzial auseinander. Verkehrsrechtliche Sicherheitsanforderungen sind ebenfalls noch ungeklärt.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt glaube ich daher, dass die Bundesrepublik den Markt der Flugtaxis zwar genau beobachten sollte, aber eine finanzielle Unterstützung eines bestimmten Unternehmens aktuell nicht sinnvoll ist. Besser ist es, die Rahmenbedingungen für alle Unternehmen mit Blick auf steuerliche Belastungen und Bürokratie zu verbessern und mehr in Forschung und Entwicklung zu investieren. Dafür stehen wir als Union.
Mit freundlichen Grüßen
Jan-Marco Luczak