Frage von Hans-Jürgen W. •

Glauben Sie, das Russland die EU und damit auch die Bundesrepublik Deutschland angreifen wird?

Sehr geehrter Herr Köstering,

Sie wurden vom Souverän zum Abgeordneten gewählt und müssen damit auch dem Volke dienen.

Deshalb stelle ich Ihnen die Frage:

Glauben Sie, das Russland die EU und damit auch die Bundesrepublik Deutschland angreifen wird?

Auf Ihre Antwort freue ich mich.

Mit freundlichen Grüßen

Hans-Jürgen W.

Portrait von Jan Köstering
Antwort von
Die Linke

Sehr geehrter Herr Hans-Jürgen W., 

vielen Dank für Ihre Frage.

Ein direkter militärischer Angriff Russlands auf Deutschland erscheint aufgrund unserer geografischen Lage inmitten von NATO-Staaten sowie der EU-Staaten an der Grenze zu Russland, die durch Artikel 5 des NATO-Vertrags geschützt sind, als unrealistisch. Ein solcher Schritt würde für Russland ein unkalkulierbares Risiko eines umfassenden Krieges bedeuten. Selbst wenn die USA ihre Rolle im westlichen Bündnis verändern sollten, sind die europäischen Staaten Russland personell, technologisch und finanziell deutlich überlegen.

Diese Einschätzung teilen auch führende NATO-Vertreter wie Admiral Rob Bauer, der die Wahrscheinlichkeit eines russischen Angriffs auf NATO-Staaten als gering einschätzt. Die Sorge der baltischen Staaten, die näher an Russland liegen, ist verständlich, doch Spekulationen über solche Szenarien schüren nur Ängste und lenken von realen Gefahren ab. Wir brauchen eine sachliche Debatte, die auf diplomatischen Lösungen basiert. 

Vor diesem Hintergrund lehnen wir die aktuelle Aufrüstungspolitik entschieden ab. Während immer mehr Geld in Militär und Rüstung fließt, fehlen Investitionen in soziale Gerechtigkeit, den Klimaschutz und die Lebensqualität der Menschen. Diese Entwicklung halten wir für falsch.

Als Mitglied des Bundestages stehe ich für eine grundlegende Verteidigungsfähigkeit, denn sie ist notwendig, um echte Bedrohungen abwehren zu können. Aber das geplante Ausmaß der Aufrüstung in Deutschland ist aus meiner Sicht nicht gerechtfertigt. Sicherheit entsteht nicht durch immer größere Rüstungshaushalte, sondern durch Diplomatie, Verhandlungen und internationale Zusammenarbeit. 

 

Mit freundlichen Grüßen

Jan Köstering

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Jan Köstering
Jan Köstering
Die Linke