Warum haben arbeitslose Fachkräfte Ü50 mit GDB und gleichstellung keine Chance mehr auf dem Arbeitsmarkt, obwohl sie noch arbeiten wollen?
Sehr geehrter Herr Heil alles spricht von Fachkräfte Mangel , nur was ist mit den Fachkräften Ü50 gut ausgebildet wollen noch arbeiten aber die Arbeitgeber nehmen sie nicht. Warum wird da politisch nicht endlich was geregelt damit dieses Potential noch genutzt wird, anstatt nach vermeindlich billigen Fachkräften aus dem Ausland zu schauen?
Wir haben noch keinen Fachkräfte Mangel es sind die Arbeitgeber die erfahrene ältere Mitarbeiter nicht wollen.

Sehr geehrte Frau D.
vielen Dank für Ihre Frage, die mir immer wieder gestellt wird. Grundsätzlich ist es richtig, dass das inländische Arbeitskräfteangebot als Folge des demografischen Wandels absehbar zurückgehen wird. In den kommenden Jahren werden die besonders geburtenstarken Jahrgänge aus den 1960er-Jahren (sog. Babyboomer) in den Ruhestand gehen, ohne dass eine entsprechende Anzahl von jüngeren Menschen nachrückt. Es zeigt sich bereits jetzt, dass in einigen Berufen und Regionen dringend Fachkräfte gesucht werden. Gleichzeitig findet in anderen Berufen und Regionen ein Arbeitsplatzabbau statt, Menschen werden deshalb arbeitslos und finden zum Teil nur schwer eine neue Beschäftigung.
Ein Ausgleich zwischen dem Bedarf an Fachkräften einerseits und dem Angebot an dazu passend qualifizierten Arbeitskräften andererseits findet somit nur teilweise statt. Dadurch kommt es zu den so genannten Fachkräfteengpässen (auch bekannt als Fachkräftemangel) - obwohl es weiterhin Personen gibt, die Schwierigkeiten haben, eine neue Beschäftigung zu finden.
Erfreulich ist, dass die Erwerbstätigenquote der 55- bis unter 65-Jährigen in den letzten zehn Jahren stärker gestiegen als die der Erwerbstätigen insgesamt. Denn ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind als Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt unverzichtbar. Gleichzeitig zeigt sich allerdings, dass sich die Suche nach einer neuen Beschäftigung mit zunehmendem Alter schwieriger gestaltet.
Die Bundesregierung hat mit der Fachkräftestrategie der Bundesregierung (www.bmas.de/DE/Arbeit/Fachkraeftesicherung/Fachkraeftestrategie/fachkraeftestrategie.html) ein Maßnahmenpaket vorgelegt, um die Anstrengungen der Unternehmen und Betriebe zu unterstützen, Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Es gilt, alle vorhandenen Potenziale auszuschöpfen - durch Ausbildung, Weiterbildung, gute Arbeitsbedingungen, Fachkräfteeinwanderung und gerade auch durch das Heben inländischer Potenziale. In der Strategie wirbt die Bundesregierung dafür, die Potenziale älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, insbesondere auch bei der Personalgewinnung, verstärkt zu nutzen. Angesichts der Herausforderungen des demografischen Wandels liegt es im Interesse der Unternehmen, die auf dem Arbeitsmarkt vorhandene Expertise und Erfahrung gerade auch lebensälterer, erfahrener und gut ausgebildeter Beschäftigter zu nutzen.
Wichtig ist es, Anreize für einen längeren Verbleib im Berufsleben zu schaffen und Maßnahmen zur Entlastung sowie zur Motivation zu etablieren. Führungskräften und Personalverantwortlichen kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Eine individuelle Gestaltung der Arbeit, angepasst an die jeweilige Lebenssituation, ermöglicht den Betrieben, das Potenzial derer auszuschöpfen, die länger arbeiten können und wollen. Dazu gehören u.a. flexible Arbeitszeitmodelle, ebenso Feedback und Wertschätzung durch die Führungskräfte, aber auch Weiterbildungsangebote.
Alters- und alternsgerechte Arbeitsbedingungen sind kein Selbstläufer, sondern müssen aktiv im Betrieb gestaltet werden. Wie Beschäftigte qualifiziert werden und ob sich Unternehmen für gute Arbeitsbedingungen oder flexible Arbeitszeitmodelle einsetzen - das ist besonders eine Frage der Unternehmenskultur. Die Verbesserung der Arbeitsqualität, der Qualifizierung sowie der Wandel der Unternehmenskultur ist deshalb ein zentrales Handlungsfeld der genannten Fachkräftestrategie der Bundesregierung. Moderne und zeitgemäße Gesetze sind nur die eine Seite der Medaille. Mindestens genauso wichtig ist es, dass Betriebe die oben genannten Aspekte in ihrer Unternehmenskultur verankern.
Selbstverständlich unterstützt auch die Bundesagentur für Arbeit ältere Arbeitslose bei der Suche nach einer neuen Beschäftigung. Wir empfehlen, dass ältere Arbeitslose aktiv die Vermittlungs- und Beratungsleistungen der für sie zuständigen Agentur für Arbeit oder des Jobcenters nutzen. Den Vermittlungsfachkräften vor Ort stehen zahlreiche Maßnahmen zur Verfügung, die auch die berufliche Wiedereingliederung älterer Arbeitsloser unterstützen können. Wir sehen aber auch die Arbeitgeber in der Pflicht, erfahrene Personen über 50 Jahren bei der Einstellung zu berücksichtigen.
Mit freundlichen Grüßen
Hubertus Heil, MdB