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Helmut Heiderich
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Frage von Ariane M. •

Frage an Helmut Heiderich von Ariane M. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Heiderich,

mir scheint es als ob die CUD/CSU zunehmend zu einem Sicherheitsrisiko für Deutschland wird. Ich denke da an die von Ihnen geforderte Verlängerung der AKW Laufzeiten (nun jetzt 60 Jahre), die Förderung von grüner Gentechnik ohne das Sicherheitsrisiko vorher genügend zu prüfen. Die Koexistenz und die Auswirkungen grüner Gentechnik auf unsere biologische Vielfalt sind noch nicht ausreichend geklärt, wie viele wissenschaftliche Studien belegen.

Der Öko-Landbau, der in unserer Region sehr stark vertreten ist, sichert eine gentechnikfreie Landwirtschaft. Wie stehen Sie zu der Agrarwende, die den Verbrauchern mehr Sicherheit bietet und den Tieren mehr Schutz. Massenhaltungen, wie z.B. Käfighaltungen bei Hennen führen oftmals zur Erstehungen von Tierkrankheiten, die auch für den Menschen gefährlich sind (z.B. Vogelgrippe).

Ich fühle mich sehr an meine Heimat Witzenhausen gebunden und möchte daher von Ihnen wissen, wie Sie zu diesen Themen stehen. Ich würde mich freuen, wenn Sie im Bundestag sich dafür einsetzen würden, dass die Atomkraftwerke in unserer Region so schnell wie möglich abgeschaltet werden und sich dafür einsetzten, dass mehr Geld dafür in den neuen Technologiebereich der erneuerbaren Energien gesteckt wird. Das schafft Arbeitsplätze in der Region und bringt Deutschland auf dem Weltmarkt nach vorne! Die nun sehr hohen Ölpreise zeigen deutlich, dass wir uns auf alternative Energien konzentrieren müssen.

Ich würde mich sehr freuen von Ihnen zu hören. Vielen herzlichen Dank.
Mit freundlichen Grüßen

Ariane Meier

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Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau Meier,

die deutschen Kernkraftwerke zählen zu den sichersten in Europa. Die Kernenergie spielt für die Stromversorgung in Deutschland immer noch eine zentrale Rolle. Im Jahr 2004 stammten rund 30 Prozent der Stromerzeugung aus Kernkraftwerken. Damit war sie wichtigster Stromlieferant, noch vor der Braunkohle mit einem Anteil von 27 Prozent und der Steinkohle mit 22 Prozent.

Im Jahr 2000 hat die rot-grüne Bundesregierung mit der Neufassung des Atomgesetzes die Weichen für den Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie gestellt. Bis heute konnte die rot-grüne Bundesregierung jedoch keine Antwort darauf geben, wie die Stromerzeugung aus der Kernenergie ökologisch und ökonomisch sinnvoll ersetzt werden soll.

Die Kernenergie leistet mit ihrer CO2-freien Stromerzeugung einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Die dabei vermiedenen CO2-Emissionen entsprechen dem jährlichen Ausstoß des gesamten Straßenverkehrs. Ein weitgehender Ersatz durch erneuerbare Energien wird auf absehbare Zeit nicht zu wirtschaftlich vernünftigen Bedingungen zu realisieren sein.

Zu Ihrer Behauptung, die Koexistenz und die Auswirkungen der grünen Gentechnik auf die biologische Vielfalt seien nicht erforscht, möchte ich deutlich feststellen, dass die Versuchsergebnisse des Erprobungsanbaus der Länder mit GV-Mais belegen, dass die Koexistenz auch für angrenzende Maisfelder zu garantieren ist. Im Wesentlichen treten Auskreuzungen nur in einem unmittelbar benachbarten 10 Meter breiten Streifen auf. Daher würde ein Abstand von 20 Metern vollkommen ausreichen, um auch bei nahe liegenden Maisfeldern Einkreuzungen zu verhindern.

Bereits bei einem Abstand von 20 bis 30 Metern lag der Geneintrag nur noch bei 0,4%, bei größeren Abständen sogar wesentlich unter diesem Wert. Bei ausreichend großen Maisfeldern könnte sogar ganz auf Pufferstreifen zwischen gentechnisch verbessertem und konventionellem Mais verzichtet werden.

Ihre Behauptung ist also völlig haltlos, weiterhin wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir diese „vielen wissenschaftlichen Studien“ die das Gegenteil belegen sollen einmal zukommen lassen könnten. Ich bitte aber darum, Studien neutraler Institute zu nennen. Die angeblichen „wissenschaftlichen Studien“ mit denen Greenpeace etc. die Bevölkerung mit haltlosen Behauptungen in Angst und Schrecken versetzten, sind mir durchaus bekannt.

Ebenfalls völlig haltlos sind Ihre Behauptungen zum Bereich Ökolandbau und Käfighaltung von Hennen. Die Union hat wiederholt öffentlich erklärt, die herkömmliche Käfighaltung nicht wieder einführen zu wollen. Diese Haltung teilen übrigens auch der Deutsche Bauernverband und die deutsche Geflügelwirtschaft.

Die Union will stattdessen die in den letzten Jahren entwickelte Kleinvoliere als zusätzliche Haltungsform neben der Boden- und der Freilandhaltung ermöglichen. Die Kleinvoliere bedeutet konkret: Gruppenhaltung von 60 Tieren mit Nest, Sitzstangen und Einstreu; die dabei einer Henne zustehende Fläche überschreitet die in der EU-Richtlinie geforderte Mindestgröße von 2000 cm² erheblich und könnte bis 15000 cm² erweitert werden.

Seit kurzem liegen die Ergebnisse der „Evaluierung alternativer Haltungsformen für Legehennen“ vor, die von den Landesanstalten für Landwirtschaft von Bayern, Sachsen und Thüringen durchgeführt wurden, die belegen, dass diese Haltungsformen

* zu erhöhten Infektionen mit Darmparasiten und bakteriellen
Erkrankungen führen,
* in 27,4 % der Herden wurden bakterielle Infektionen festgestellt
und nach tierärztlicher Indikation mit Antibiotika behandelt –
doppelt so viel wie bei Tierhaltung ohne Auslauf,
* in 15,6 % der Herden wurden durch betreuende Veterinäre
Darmparasiten festgestellt und mit Antiparasitaria behandelt –
fast 7-fache Erhöhung gegenüber Haltung ohne Auslauf,
* zum Ende der Legephasen gab es in 63 % der untersuchten Haltungen
Milbenbefall, auch Fliegen sind ein Problem,
* Kontakt mit Kot (Einstreu) ist ein hohes Gesundheitsrisiko –
Gesundheitsstatus der Tiere auf Ganzrosten ist besser,
* die Tierverluste sind deutlich erhöht (Mittelwert 11,8 %, Spanne
3,3 bis 36,8 %, + 5 % im Auslauf, Mittelwert konventioneller Käfig
5 bis 8 %), die Hauptursachen sind Infektionskrankheiten,
Kannibalismus, im Freiland auch Raubwild.

Dies ist nur ein Ausschnitt aus den Ergebnissen. Übrigens hat die Politik von Frau Künast erreicht, dass bei uns die Käfigbatterien abgebaut und z. B. in Tschechien, Ungarn, Slowenien und Polen wieder aufgebaut wurden. Diese Geflügelbetriebe müssen die seit 2003 EU-weit Geländemindestanforderungen für Hühnerkäfige bis 2009 nicht einhalten.

Eine Einteilung in gute und schlechte Landwirtschaft, wie sie durch die Politik der Künastschen-Agrarwende propagiert wurde, wird der Realität aber nicht gerecht. Die deutsche Landwirtschaft erbringt der Gesellschaft unabhängig von ihrer Produktionsausrichtung umfangreiche Leistungen, in dem sie Landschaft gestaltet, Boden und Wasser schützt und in einer umwelt- und artgerechten Weise Lebensmittel produziert.

Mit freundlichem Gruß

Helmut Heiderich