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Hans-Ulrich Pfaffmann
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Frage von Blanka L. •

Frage an Hans-Ulrich Pfaffmann von Blanka L. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Pfaffmann,

schön, daß man Ihnen hier direkt Fragen stellen kann.

Nachdem in den Zeitungen viele Artikel über den Mangel an Lehrer Stellen auftauchen möchte ich Sie direkt fragen wieviele Lehrerstellen nun wirklich fehlen? Was gedenken Sie dagegen zu tun? Warum ist es so schwierig im Vorfeld die Lehrerstellen richtig einzuplanen, nachdem wir doch bereits 7 Jahre vorher wissen, daß die Kinder zur Schule kommen? Meines Erachtens ist in der Politik nicht anderes so planbar wie die Lehrerstellen. Warum also immer wieder und jedes Jahr aufs Neue diese leidige Diskussion?

Vielen Dank für Ihre Antwort
mit freundlichen Grüße
Blanka Lauter

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Lauter,

vielen Dank für Ihre Frage. Um Ihre Frage, wie viele Lehrer wirklich fehlen, beantworten zu können, muss ich etwas weiter ausholen, denn so einfach ist die Sache nicht. Wie viele Lehrer ich für die Schulen brauche, hängt natürlich davon ab, was ich in meinen Schulen für akzeptabel halte. Wenn ich mich wie der Kultusminister mit Klassengrößen von 33 und mehr Schülern zufrieden gebe, brauche ich natürlich weniger Lehrer, als wenn ich Klassen mit höchstens 25 Schülern für pädagogisch sinnvoll halte, wie es meine Meinung ist. Wenn ich es in Ordnung finde, dass Lehrer nun wieder 25 Wochenstunden halten, wie es die Staatasregierung beschlossen hat, brauche ich weniger Lehrer, als wenn ich die Lehrer 23 oder 24 Wochenstunden unterrichten lasse, wie es hier lange üblich war uns anderswo üblich ist. Wenn ich neben dem Unterricht auch freiwillige Schulangebote, individuelle Fördermaßnahmen und Ganztagsbetrieb anbieten will, was die SPD fordert, dann brauche ich mehr Lehrer, als wenn ich auf alle diese Maßnahmen weitgehend verzichte, wie es die Staatsregierung tut. Wenn ich die Lehrer von Verwaltungsaufgaben entlaste (Bücher ausgeben, Rundschreiben einsammeln, Pausenaufsicht, etc.) und dafür Verwaltungspersonal einstelle, kann ich Lehrerzeit besser nutzen, als wenn sie alle diese fachfremden Dinge selber tun müssen. ...

Diese Beispiele ließen sich fortsetzen. Sie sehen, es ist also nicht so einfach zu sagen, wie viele Lehrer an unseren Schulen wirklich fehlen, das hängt davon ab, wie viel Engagement ich in den Schulen ermöglichen will und welche Rahmenbedingungen ich an den Schulen haben will. Dennoch kann man sagen, wenn wir alle unsere bildungspolitischen Ziele umsetzen können, dann brauchen wir einige Tausend Lehrer mehr, sowie zusätzlich Sozialpädagogen, Schulsozialarbeiter und andere ergänzende Berufsfelder.

Das Traurige an der bayerischen Schulsituation ist ja, dass die CSU noch nicht einmal genug Lehrer eingestellt hat, um das von ihr gewünschte Schulsystem betreiben zu können. Wir haben noch immer erhebliche Unterrichtsausfälle, fehlende mobile Reserven, übergroße Klassen mit 35, 36 Schülern, hunderte Kombiklassen im Grundschulbereich und viele andere Probleme. Es wäre ja schon hilfreich, wenn die CSU wenigstens das in den Griff bekommen hätte.

Was die Frage nach der Planbarkeit angeht, so stimme ich Ihnen da im großen und ganzen zu. Wir haben in Bayern im wesentlichen einen einzigen Arbeitgeber für Lehrer, den Freistaat, (Kommunen und Private gibt es daneben natürlich auch noch), wir haben sehr verlässliche Zahlen zur Schülerentwicklung (Prognosen bis 2020 und darüber hinaus), und wir kennen die langfristigen Trends im Bildungsverhalten. Warum es die CSU-Staatsrergierung trotzdem nicht schafft, für ausreichend Lehrer zu sorgen, ist eine gute Frage. Jetzt aktuell jammern sie, dass es zu wenige Absolventen gibt, die man einstellen könnte, noch vor zwei, drei Jahren haben sie aber Tausende fertiger junger Lehrer auf der Straße stehen lassen, anstatt sie einzustellen. Da braucht man sich dann nicht zu wundern, wenn viele vom Lehramtsstudium abgeschreckt werden. Wir brauchen dringend eine verlässliche Personalpolitik, die den jungen Leuten signalisiert, wir brauchen Lehrer und wir werden sie auch einstellen. Das wäre eine Voraussetzung für eine gute Personalpolitik.

Mit freundlichen Grüßen,

Hans-Ulrich Pfaffmann