Frage an Hans-Peter Uhl von Randy S. bezüglich Soziale Sicherung
Guten Tag Dr. Uhl,
wie ich erfahren habe, haben sie nicht an der von ihren Kollegen organisierten Veranstaltung zum Kennenlernen von Computer- und Videospielen teilgenommen.
Dennoch stellen sie oft Forderungen, die eine ganz erhebliche Kompetenz in diesem Sachbehalt fordern.
Meine Frage ist: Warum beteiligen sie sich nicht an solchen für das Verständnis der Thematik wirklich wichtigen Aktionen? Haben sie bereits Erfahrungen mit Videospielen sammeln können?
Und wenn ja: woher stammen diese? Möglicherweise wurde das Thema nur einseitig beleuchtet.
Ich würde darum bitten keine Antworten nach dem Schema "Man muss kein Heroin nehmen um zu wissen das es schädlich ist." zu geben, da dies wie ein Vergleich von Äpfeln mit Autos wäre.
mit freundlichem Gruß
Randy Spona
Sehr geehrter Herr Spona,
mir sind einige Computerspiele aus eigener Anschauung bekannt, darunter auch solche, die ich jedenfalls für jugendgefährdend und darüber hinaus für sehr bedenklich halte, nämlich Grand Theft Auto IV und Counter Strike.
Im Kern geht es mir nicht um Verbote. Strafrechtliche Normen können nur eine letzte Schranke sein. Sicherlich ist es erforderlich zu differenzieren. Ich kann jedoch nicht erkennen, inwiefern das Signal der Differenzierung und des wachen Problembewusstseins von einer Lobbyveranstaltung ausgehen soll, die sich zum Ziel setzt, Computerspiele jedweder Art, also einschließlich Counter Strike, in verharmlosender Tendenz als „kulturellen“ Trend zu empfehlen. Gegen einen kooperativen Dialog mit der betreffenden Industrie und der Nutzergemeinde habe ich nichts einzuwenden. Wenig angemessen finde ich es jedoch, wenn deshalb vorab auf jede kritische Distanz verzichtet wird.
Generell sollten wir nicht so tun, als gäbe es in Bezug auf die neuronale und psychische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen nicht schwerwiegende Probleme, die durch eine übermäßige Nutzung von Computerspielen verursacht sind. Hierzu liegen eindringliche Veröffentlichungen renommierter Wissenschaftler wie Manfred Spitzer und Gerald Hüther vor.
Mein Standpunkt: Eine verantwortliche Politik für Familien, Kinder und Jugendliche sollte dies – speziell die Gewalt- und Suchtproblematik und generell die Probleme des übermäßigen Medienkonsums – nicht ignorieren und sich nicht aufs Schönfärben beschränken. Wir brauchen hier bei aller gebotenen Differenzierung einen Ansatz, der die Probleme benennt und die nötigen Wertmaßstäbe in Erinnerung ruft, auch wenn dies naturgemäß nicht jedem gefällt.
Mit freundlichen Grüßen
Uhl