Wie ist Ihre Position zu einer Nutzung von AGRI-Solaranwendung?
Sehr geehrter Herr von Breitenbuch
als Landwirt sind Ihnen sicher einer Umnutzung von Landwirtschaftsflächen zu Freiflächensolaranlagen aufgefallen.
Hierzu meine Fragen:
1. Welche Position beziehen Sie dazu?
2. Von uns wird der Weg angestrebt, die Landwirte auch zu Energiewirten zu entwickeln. Zwingend sollten dafür eine Doppelnutzung der Landwirtschaftsflächen durchgesetzt werden.
Wie ist Ihre Position dazu?
3. Als Tragkonstruktion wirken aktuell Stahl- und Aluminiumausführung.
Es sind Entwicklungen in der Markteinführung, welche dem "cradle to cradle Leitlinien" entsprechen.
Würden Sie diese mit befördern und sind Sie an einer Kooperation mit interessiert ?

Sehr geehrter Herr M., bitte verzeihen Sie die verzögerte Rückmeldung. Gern beantworte ich Ihre Fragen wie folgt.
Antwort Frage 1:
Die Nutzung von Agri-PV Anlagen ist grundsätzlich zu begrüßen, da diese zur Diversifizierung in landwirtschaftlichen Betrieben beitragen kann. Durch die Kombination von Landwirtschaft und Photovoltaik kann in der Summe der Finanzertrag höher sein, als bei einer rein landwirtschaftlichen Nutzung, dass dient einer breiteren Betriebsbasis auf mehreren Standbeinen. Darüber hinaus gehen im Gegensatz zu PV-Freiflächenanlagen weniger Landwirtschaftsflächen, die vorrangig zur Produktion von Lebensmitteln oder Nachwachsenden Rochstoffen genutzt werden sollten, verloren. Allerdings ist auch bei Agri-PV-Anlagen immer eine Einzelfallbetrachtung anhand des konkreten Standorts der Anlage notwendig, da in der Regel der landwirtschaftliche Ertrag einer Agri-PV-Fläche unter dem einer Referenzfläche mit rein landwirtschaftlicher Nutzung liegt.
Zum Thema Agri-PV – „Kombination von Landwirtschaft und Photovoltaik" gibt es eine sehr ausführliche Untersuchung, die durch das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie durchgeführt und in der Schriftenreihe Heft 01/2022 publiziert wurde. Darüber hinaus besteht seit 2022 eine durch den Freistaat Sachsen geförderte größere Agri-PV Forschungsanlage auf dem Campus der HTW in Dresden-Pillnitz, die als interdisziplinär aufgestelltes Projekt die Wirkung einer Solaranlage mit vertikal aufgestellten bifazialen Modulen auf Ackerstandorten untersucht. Dieses Projekt verfolge ich als Landwirt und Volkswirt sehr intensiv.
Antwort Frage 2:
Die von Ihnen angesprochene Doppelnutzung der landwirtschaftlichen Flächen ist dort, wo das möglich ist, sinnvoll und daher sehr zu begrüßen. Allerdings muss diese Entscheidung aufgrund der jeweiligen örtlichen Gegebenheiten sowie fundierter wirtschaftlicher und unternehmerischer Überlegungen von jedem Nutzer bzw. Eigentümer eigenverantwortlich (ohne Zwang) getroffen werden können.
Antwort Frage 3:
Der cradle-to-cradle-Ansatz ist nicht unumstritten. Insbesondere der ihm innewohnende „Verschwendungsgedanke" und die eindimensionale Betrachtung des biologischen Kreislaufes stoßen auf wissenschaftliche Kritik. Ein alleiniges Abstellen auf die cradle-to-cradle-Leitlinien alte ich deshalb nicht für ausreichend.