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Frage von Georg W. •

Frage an Gabriele Frechen von Georg W. bezüglich Finanzen

Sehr geehrte Frau Frechen,

vor geraumer Zeit haben Sie mir eine Frage zu meinem Zweitlieblingsthema Grundeinkommen positiver beantwortet, als ich das von Ihren Parteikollegen gewohnt bin, vielen Dank dafür ;-)

Deswegen gleich noch eine Frage zu meinem absoluten Lieblingsthema: Unser Geldsystem.
Ich bekomme es in meiner unmittelbaren Umgebung, durch Diskussionen mit Freunden und
Debatten im Internet mit, das die Leute durch die aktuelle Finanzkrise immer mehr das Vertrauen in unser Geldsystem verlieren (bei mir ist das nicht der Fall – meinen Glauben an unser Geldsystem habe ich schon seit Jahren verloren…).
Nun aber zu meiner Frage: Warum versteht die Politik, die Wirtschaft und ein Großteil der Medien nicht, dass ein Geldsystem, in dem Geld gehortet werden kann (das kann sonst mit keinem anderen Gegenstand auf dieser Welt ohne das er verrottet oder das Lagerkosten entstehen) und erst wieder gegen Zinsen und Zinseszinsen in den Umlauf gebracht werden muss, einfach nicht funktionieren kann?
Warum wird nicht gesehen, dass dieses Geldsystem mit dafür verantwortlich ist, dass der Unterschied zwischen Arm und Reich stetig wächst?
Warum wird nicht öffentlich diskutiert, dass das Geldschöpfen von Giralgeld eigentlich ein privates Geldschöpfen von Geschäftsbanken darstellt und das dieses Geld reines Schuldgeld ist und somit bei einer Tilgung verschwinden würde?

Zum Schluß noch einen Frage: Was halten Sie von Regiogelder, die nicht nur Regionen wirtschaftlich stärken, sondern eben auch eine Umlaufsicherung beinhalten, damit ein spekulieren mit diesem Geld nicht möglich ist?
Könnten Sie sich vorstellen, sich dafür einzusetzen, dass Regiogelder auch von kommunalen Verwaltungen akzeptiert werden, um so Regiogelder weiter zu unterstützen, wie dieses in England kürzlich geschehen ist?

Vielen Dank im Vorraus und viele Grüsse

Georg Weisfeld

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Weisfeld,

vielen Dank für Ihre Fragen, die ich gern beantworte. Wenn wir auch beim Thema Grundeinkommen nah beieinander waren, so muss ich Ihnen heute leider widersprechen: Sie schreiben, dass ein Geldsystem mit Zins und Zinseszins nicht funktionieren kann. Das sehe ich anders.

Das System der staatlichen kontrollierten multiplen Giralgeldschöpfung und das damit verbundene Verzinsen von Geld funktioniert seit Jahrzehnten sehr gut, und es wird auch die aktuelle Krise an den Finanzmärkten überstehen. Diese ist nämlich nicht durch die Erhebung von Zinsen entstanden, sondern durch den Handel mit Produkten, die nur ganz wenige durchschaut haben und durch mangelnde Transparenz und fehlende Spielregeln. Das werden wir ändern.

Wenn Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Medien und der größte Teil der Gesellschaft nicht Ihrer Meinung sind, kann es sein, dass dieses Thema nicht breit genug diskutiert und erforscht wurde. Es kann aber auch einfach sein, dass diese Meinung nicht mehrheitsfähig ist.

Auch eine Abschottung eines regionalen Markts durch Regiogeld halte ich nicht für wünschenswert. Was passiert, wenn das eigene Geld im Ausland nichts wert ist, hat man vor 1989 feststellen können. Mich erinnert das ein bisschen an Kleinstaaterei. Für einen Staat mitten in Europa und Exportweltmeister kann so eine Ersatzwährung kein Mittel zum Erfolg sein. Meiner Meinung nach würde es auch ganz entschieden gegen EU- Recht verstoßen und gegen alles, was wir uns im vereinten Europa aufgebaut haben. Und bei allen Mängeln: Deutschland ist Gewinner der Europäischen Union und der Globalisierung auch wenn man Alles noch besser machen kann.

Für ganz begrenzte Zwecke in Kommunen z.B. bei Ehrenamtlicher Tätigkeit oder zur Erlangung eng begrenzter Ziele kann ich mir so ein Ersatzgeld vorstellen. Darüber hinaus nicht.

Herzliche Grüße aus Berlin
Gabi Frechen, MdB