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Frage von Mike S. •

Frage an Ernst Pfister von Mike S. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Pfister,

folgende Frage habe ich allen Kandidaten meines Wahlkreises gestellt und möchte sie auch an den Experten für Wirtschaft in unserem Land stellen.

Aus meiner Sicht tendierte in den letzten 20 Jahren die Marktwirtschaft in Deutschland weg von der Sozialen Marktwirtschaft im Sinne von von Alfred Müller-Armack und Ludwig Erhard hin zur Neoliberalen Marktwirtschaft. Offen sichtbar wurde dies in den Auswüchsen der Finanzkrise. Zu viel Geld war im Umlauf, das an spekulativen Märkten ohne Bindung zum Grundgeschäft (z.B. Rohstoffe, Realwirtschaft, Immobiliengeschäft usw.) verspielt wurde. Neoliberal gedacht, hätte man die Betroffenen leer ausgehen und Pleite gehen lassen müssen. Wer zockt, sollte aus meiner Sicht dafür gerade stehen. Wie gerecht es war, die Verluste zu sozialisieren und auf die Gemeinschaft umzulegen, darüber muss m.E. noch gestritten werden.

Angesichts der wachsenden Weltbevölkerung, der zunehmenden Globalisierung (auch des Wunsches nach Freiheit und Wohlstand, wie in Nordafrika) und der endlichen Ressourcen (Rohstoffe, Landfläche, Wasser usw.) warnen einige Wirtschaftswissenschaftler vor ungebremsten Wirtschaftswachstum und sprechen sogar schon von der Postwachstumsgesellschaft ( http://www.postwachstum.de ).

Die bürgerlichen Parteien predigen aber immer noch den Zwang zum Wirtschaftswachstum als einziges Instrument, Wohlstand für viele zu schaffen. Haken ist unter andem aber auch die Messbarkeit des Wirtschaftswachstums und des Wohlstandes. Das Wirtschaftswachstum wird Stand heute an fragwürdigen Parametern gemessen. Zum Beispiel am Bruttoinlandsprodukt, dass aber nicht nur bei guter Produktionsauslastung sondern dass auch undifferenziert bei Naturkatastrophen und gnadenloser Ausbeutung der Menschen und der Natur sehr hoch ist (wie z.B in China).

Welches Wirtschaftssystem favorisieren Sie? Welche Ideen haben Sie oder Ihre Partei , wie man ein dieses System verbessern kann? Oder streben Sie ein komplett anderes Wirtschaftssystem an?

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Schinkel,

vielen Dank für Ihre Nachfrage. Gerne beantworte ich Ihre Fragen:

Welches Wirtschaftssystem favorisieren Sie?

Selbstverständlich stehe ich zu dem Leitbild der Sozialen Marktwirtschaft. Sie ist die Quelle des Wohlstandes in diesem Land, der insbesondere in den vielen kleinen und mittleren Unternehmen erwirtschaftet wurde. Gerade die Erhaltung der Funktionsfähigkeit des Marktes erfordert staatliches Handeln, der Staat setzt die Rahmenbedingungen. Zu einer sozialen Marktwirtschaft gehört selbstverständlich auch eine Sozialordnung, die die gesellschaftliche Teilhabe aller Menschen entsprechend ihrer Talente, persönlichen Einschränkungen und Leistungsfähigkeit ermöglicht sowie Lebensrisiken absichert.

Welche Ideen haben Sie oder Ihre Partei, wie man dieses System verbessern kann?

Die Effizienz einer Marktwirtschaft beruht auf dem funktionierenden Wettbewerb. Deshalb will ich, will die FDP, dass staatliche Eingriffe in den Wettbewerb - jedoch nur so weit wie möglich - unterbleiben. Staatliche Eingriffe schaffen häufig Ineffizienz und dadurch Wohlfahrtsverluste. Dies kann durch den Abbau von Bürokratie verhindert werden. Umgekehrt muss der Staat den Wettbewerb manchmal auch erst ermöglichen. Dazu gehört die Bekämpfung von Monopolen. Auswüchsen, wie sie sich in der weltweiten Finanzkrise gezeigt haben, muss sich die Politik stellen, z.B. durch die strengere Überwachung von Banken und anderen Finanzinstitutionen, die ja auch umgesetzt wurde.

Um bessere Informationen für wirtschafts- und gesellschaftspolitische Entscheidungen zu erhalten, brauchen wir Wohlfahrtsindikatoren, die das Bruttoinlandsprodukt und seine Wachstumskennzahlen ergänzen. Hierzu gibt es zahlreiche Ansätze, aber leider hat sich noch kein einzelnes Messkonzept durchgesetzt. Die Ziele der FDP für die kommende Legislaturperiode finden sie im Einzelnen auf der Leitseite der baden-württembergischen FDP ( www.fdp-bw.de ).

Streben Sie ein komplett anderes Wirtschaftssystem an?

Nein, ein besseres Wirtschaftssystem wie das unsere gab es nie. Aber wir dürfen nicht aufhören, die Entwicklung unserer Gesellschaft und unseres Wirtschaftssystems kritisch zu begleiten und rechtzeitig Anpassungen vorzunehmen.

Mit freundlichen Grüßen

Ernst Pfister