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Elisabeth Winkler
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Frage von Hubert M. •

Frage an Elisabeth Winkler von Hubert M. bezüglich Verkehr

1. Welche Erfahrungen haben Sie mit dem ÖPNV (Orientierung, Kosten, Nutzung) in Bayern gemacht (Orientierung Strecke/Preise; Kosten; Nutzung)?
2. Wie gefällt Ihnen die Neuerung der Fahrradmitnahme in Nahverkehrszügen vom April dieses Jahres?
3. Sehen Sie in der Neuregelung eine Verbesserung im Sinne der Agenda-21 (Ökonomie/Ökologie/Sozial). Wenn Ja, welche?
4. Sehen Sie Handlungsbedarf, wenn Ja, .wo wollen sie - als gewählter MdB - ansetzen?

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Antwort von
ÖDP

Sehr geehrter Herr Mayer,
es tut mir leid, wenn sie länger auf Ihre Antwort warten mussten, aber es war mir wichtig, sie ausführlich zu beantworten:
zu Frage 1. Welche Erfahrungen haben Sie mit dem ÖPNV (Orientierung, Kosten, Nutzung) in Bayern gemacht (Orientierung Strecke/Preise; Kosten; Nutzung)?

Bis ich vor 9 Jahren nach Eichstätt gezogen bin besaß ich kein Auto und war ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Meiner Meinung nach hat sich die Situation des öffentlichen Nahverkehrs in den letzten Jahren verschlechtert:

Früher bin ich viel und sehr gerne Bahn gefahren:
- weil im Großraum München das öffentliche Verkehrsnetz sehr gut ausgebaut war
- weil ich bis zum 27. Lebensjahr den „Wirmeling“ nutzen konnte: kostenlose 50% Ermäßigungskarte für Kinder von kinderreichen Familien (ab 3 Kinder, solange die Familie Kindergeld bezog – also bis zum Studentenalter)
- weil die Preise erschwinglich waren und z.B: ein Wochenendticket für 5 Personen nur 15 DM kostete

Heute fahre ich nur noch gelegentlich mit der Bahn, z.B. nach München, Nürnberg oder Ingolstadt:
- weil im ländlichen Gebiet der öffentliche Nahverkehr wenig ausgebaut ist (Bsp.:von Pfünz, meinem langjährigen Wohnort konnte man nur zweimal täglich mit dem Bus nach EI fahren)
- weil viele Verkehrsverbindungen fehlen oder sehr umständlich sind (von Eichstätt bis zum meinen Eltern in Niederbayern fahre ich mit dem Auto 1 Std. 45 Min., mit dem Zug 3 Stunden plus ca. 45 Minuten mit dem Auto um zum Bahnhof und dann vom Bahnhof zu meinen Eltern zu kommen
- weil der Preisdschungel mit den Frühbucherrabatten schwer durchschaubar ist und meine Flexibilität stark einschränkt;
- weil die Preise sind enorm gestiegen: ein Bayern Single Ticket kostet € 20!
- Weil Verspätungen und überfüllte Züge die Regel sind
- Außerdem: Die Bahn wirbt mit Familienfreundlichkeit: Heute bekommen Kinder für € 10 eine 25% Vergünstigungskarte; für 50% Ermäßigung müssen Kinder, Studenten und Azubis pro Jahr € 110 bezahlen! Früher war die 50% Ermäßigung für kinderreiche Familien kostenlos!

Zu Frage2. Wie gefällt Ihnen die Neuerung der Fahrradmitnahme in Nahverkehrszügen vom April dieses Jahres?

Vorteile:
- Die Mitnahme von Rädern im Nahverkehr ist nahezu flächendeckend möglich, weshalb das Angebot mehr genutzt wird
- Familienkomponente der Fahrrad-Kurzstreckenkarte: wenn Eltern oder Großeltern eine Fahrradkarte gelöst haben, können beliebig viele Kinder und Enkel bis zu 15 Jahren ihr Rad kostenlos mitnehmen.
Probleme:
- Die Fahrradkarte hat keinen Festpreis und ist streckengebunden; die Fahrradmitnahme sollte kostenlos sein, wie die Mitnahme von Kinderwägen, schweren Koffern
- Kapazitäten von geeigneten Abteilen reichen nicht aus: Unproblematische Mitnahme des Fahrrads benötigt: ausreichend breite Türen, die den Zugang zu Mehrzweckabteilen ermöglichen, in denen neben Fahrrädern auch andere sperrige Güter (z.B. Rollstühle)transportiert werden können und die mit Klappsitzen ausgestattet sind, nicht alle Züge haben solche Abteile
- Die Befestigungsmöglichkeiten der Räder in den Zügen finde ich mangelhaft und unzureichend!
- Manche Bahnhöfe sind nicht für die Fahrradmitnahme gerüstet; so muss das Fahrrad teilweise über längere Treppen getragen werden; das ist umso lästiger, wenn man eine Fahrradtour macht und viel Gepäck dabei hat!

3. Sehen Sie in der Neuregelung eine Verbesserung im Sinne der Agenda-21
(Ökonomie/Ökologie/Sozial). Wenn Ja, welche?
Ich sehe in der Neuerung keine wirkliche Verbesserung. Fahrradmitnahme sollte kostenlos möglich sein und benötigt bessere Voraussetzungen.

4. Sehen Sie Handlungsbedarf, wenn Ja, .wo wollen sie - als gewählter MdB
- ansetzen?
Im Bezug auf die Fahrradmitnahme. Die ÖPNV-Gesetze der Länder sollten generell attraktive Fahrradmitnahmemöglichkeiten und attraktive Fahrradabstellmöglichkeiten (z.B. auch abschließbare Fahrradboxen) an Bahnhöfen zur Pflicht machen, sowie den Zugang zu den Gleisen für Fahrräder erleichtern. Darüber hinaus ist eine kostenlose Mitnahme zu ermöglichen. Auch ICE’s müssen Fahrräder transportieren können.

Im Bezug auf den ÖPNV sieht die ödp im allgemeinen die nachfolgenden Verbesserungen als erforderlich an:
- Rechtsanspruch auf angemessene ÖPNV-Anbindung (Vorbild Schweiz: überall mindestens Stundentakt) in der Fläche.
- Bei der Vergabe von ÖPNV-Leistungen ist auf qualitativ hochwertiges Niveau der Angebote der Bewerber zu achten, z.B. Fahrplaneinhaltung, Energieverbrauch, Lärmemissionen und barrierefreien Zugang und Einstieg zu den Verkehrsmitteln.
- Erhöhung der Mittel für Projekte nach dem Gemeindeverkehrs-Finanzierungsgesetz (GVFG).

Höhere Geschwindigkeiten und höheren Komfort erreichen wir mit verhältnismäßig geringen Investitionen
- durch die Beschleunigung vorhandener Strecken und geeignete Züge (z.B. Neigezugtechnik),
- durch besser koordinierte Fahrpläne,
- durch Städteverbindungen auf den kürzesten Wegen und
- durch gleiche Zuggeschwindigkeiten auf jeweils einer Strecke.

Daneben müssten die Preise für den ÖPNV drastisch gesenkt und das Tarifsystem vereinfacht werden. Es gibt auch Modelle, die eine kostenlose Nutzung des ÖPNV für machbar halten: In Verbindung mit verbesserter Vernetzung, Taktung und mehr Komfort ließen sich hier deutlich höhere Fahrgastzahlen erreichen.
Daneben bin ich strikt gegen die Privatisierung der Bahn – die Bahn muss in öffentlicher Hand bleiben! Eine gewinnorientierte Bahngesellschaft wird sich nicht für die Belange der Bürger – Senkung der Preise, stärkere Vernetzung in der Fläche und Verbesserungen im Sinne der Agenda 21 einsetzen. (http://www.bahn-fuer-alle.de/)