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Frage von Heidemarie N. •

Frage an Ditmar Staffelt von Heidemarie N. bezüglich Verbraucherschutz

Guten Abend Herr Staffelt,

werden Sie die Ampelkennzeichnung für Lebensmittel unterstützen? England ist hier vorbildlich. Dort wird die Ampelkennzeichnung für Lebensmittel bereits auf 10.000 Produkten verwendet. Die Farben Rot, Gelb und Grün weisen für jeden verständlich auf den Gehalt an Fett, Zucker und Salz hin.

Angesichts explodierender Gesundheitskosten, die nachweislich durch irreführende Werbung der Nahrungsmittelindustrie mit verschuldet sind (in China und Indien steigen die Zahlen von Diabetikern exponentiell seit dort westliche Ernährungsgewohnheiten aufgenommen wurden), hat Deutschland hier mit einfachen Mitteln die Möglichkeit für die Gesundheit der Bevölkerung einen wichtigen Beitrag zu leisten. Ihre Meinung zum Thema interessiert mich.

Mit freundlichen Grüßen,

Heidemarie Neumann

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Neumann,

sie haben völlig Recht, dass die Politik zur Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger beitragen muss. Die Ergebnisse der zweiten Nationalen Verzehrstudie aus dem letzten Jahr sind dramatisch. Zwei Drittel der Männer und über 50 Prozent der Frauen sind übergewichtig, jeder fünfte gar adipös, also schwer fettleibig. Auch immer mehr Kinder leiden unter Übergewicht. Jedes zweite adipöse Kind leidet an Bluthochdruck, Diabetes des Typs 2, Gelenkkrankheiten oder anderen Erkrankungen, die eigentlich erst im Alter auftreten. Hier gilt es zu handeln.

Die Studie bestätigt, dass Übergewicht vor allem ein Bildungs- und Aufklärungsproblem ist. Die Bundesregierung war nun bislang nicht untätig, sondern zielt mit Initiativen wie der „Plattform Ernährung und Bewegung“ und anderen Kampagnen darauf, das nötige Wissen zu verbreiten, um Lebensgewohnheiten zu verändern.
Doch uns ist auch bewusst, dass wir neben der Ernährungsaufklärung auch eine verständliche und transparente Nährwertkennzeichnung von Kaloriengehalt, Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker, Salz und Ballaststoffen benötigen. Die Kennzeichnung muss für gute Vergleichbarkeit sorgen und darf darüber hinaus nicht auf freiwilliger Basis beruhen. Verwirrende Zahlenangaben ohne Vergleichsmöglichkeiten nutzen dem Verbraucher nicht. Niemand möchte mit einem Taschenrechner einkaufen gehen. Sie muss auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen und sich auf 100ml/100g beziehen, denn portionsbezogene Angaben sind häufig irreführend. Das Ampelsystem ist ein geeignetes Modell. Die Nährwertkennzeichnung ist unmittelbar verständlich, und auf einen Blick auf der Vorderseite der Verpackung zu erfassen. Bislang hat sich die Abstimmung mit unserem Koalitionspartner leider schwierig gestaltet. Die Union hat zurzeit große Vorbehalte gegen die Ampelkennzeichnung. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass ein Umdenken im von der CDU/CSU geführten Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) nicht ausgeschlossen ist. Minister Seehofer ist inzwischen für eine verpflichtende Nährwertkennzeichnung, nachdem ein entsprechender Verordnungsvorschlag der EU-Kommission vorliegt. Das BMELV hat im März eine Verbraucherumfrage durchgeführt, die eine farblich ergänzte
Nährwertkennzeichnung testet.

Auch ich warte mit Spannung auf die Ergebnisse.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Ditmar Staffelt