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Carolina Trautner
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Frage von Johannes S. •

Frage an Carolina Trautner von Johannes S. bezüglich Familie

Starthilfe statt Kindergeld
Sehr geehrte Frau Trautner,
vor kurzem führte ich ein äußerst spannendes und aufschlussreiches Gespräch mit einer Hebamme, die 20 Jahre lang ihren Beruf hauptsächlich in den sozialen Brennpunkten Hamburgs durchführte.
Ihr Vorschlag auf meine Frage wie sie die derzeitige Kindergeldpolitik sehe und welche sinnvolle Alternative es gäbe war folgender:
Für sie ist das wichtigste die Selbstverantwortung der Eltern bei der Entscheidung Kinder zu fördern.
Nicht das Denken, dass sie von einer muslimischen Familie hörte: Ab dem siebten Kind lohnt es sich finanziell, dann bleibt am Ende auch noch was über.
Sondern wie viel Aufmerksamkeit, Liebe und welche Ausbildungsmöglichkeiten kann ich meinem Kind in Zukunft schenken, bzw. geben?
Ihr Lösungsvorschlag: STARTHILFE statt steigendes Kindergeld! Denn die größten Kosten fallen beim ersten Kind an! Meistens wechselt das Paar in eine größere Wohnung, kauft sich ein Auto und kleidet das erste Kind ein. Die nachfolgenden Kinder haben von all diesen Schritten ebenfalls Nutzen.
Das bedeutet für das erste Kind sollte es viel mehr Geld geben! Für das zweite weniger und ab dem dritten Kind kein Geld mehr. Warum das?
Stattdessen wird dieses Geld in Ausbildungsstätten wie Kindergärten, Schulen und Jugendclubs gesteckt!
Es geht nicht um die Quantität, sondern darum, jedem Menschen in unserem Land eine Lebensgrundlage zu vermitteln, auf der er als freier, sozialisierter, unabhängiger Mensch für sich und die Gesellschaft Verantwortung tragen kann.
Müssen wir uns nicht genauer überlegen wie wir dem demographischen Wandel begegnen wollen, anstatt einfach nur Familien mit vielen also 5-7 Kindern finanziell zu unterstützen? Eine Mutter, die so viele Kinder bekommt ist oftmals weit entfernt von der Möglichkeit der Gleichberechtigung und die Kinder weit entfernt von einer Sozialisation, die eine gute Bildung und Erziehung auf der Basis freier Kultur beinhaltet.
Mit freundlichen Grüßen und größtem Dank

Johannes Seemann

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Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Seemann,

besten Dank für Ihre Anfrage vom 27. April 2016.

Laut Statistischem Bundesamt beträgt die durchschnittliche Kinderzahl einer deutschen Frau 1,417. Hat die Mutter einen ausländischen Pass, so liegt der Wert bei 1,862 (Stand 2014). Vergleicht man diese Daten mit den Werten des Jahres 1991 (Deutsche: 1,255; Ausländerin: 2,039), so stellt man eine leicht konträre Entwicklung fest.

Daneben ist festzustellen, dass in Deutschland aktuell rund 861.000 Familien mit drei oder mehr minderjährigen Kindern leben. Damit zählt etwa jede neunte Familie mit minderjährigen Kindern (11 %) zu den Mehrkindfamilien (Angaben des Bundesministeriums für Familie, Soziales, Frauen und Jugend/Dezember 2013). Demzufolge haben 89 % der Familien zwei Kinder oder nur eines. Berücksichtigt werden müssen also noch kinderlose Paare.

Aufgrund dieser Werte ist davon auszugehen, dass der von Ihnen geschilderte Fall in der Praxis mit Sicherheit vorkommen kann, aber ganz sicher eine Ausnahme darstellt, der - so zumindest meine Ansicht - keine Abkehr von der bislang praktizierten Praxis der Kindergeldzahlung rechtfertigen kann.

Mit dem Kindergeld, dem Bayerischen Landeserziehungsgeld und auch dem Betreuungsgeld, an dem wir als CSU festhalten, unterstützen wir unsere Familien. Aus meiner Sicht müssen familienpolitische Leistungen stets auf die unterschiedlichen Lebenssituationen eingehen, weswegen wir durch den Ausbau von Kindertageseinrichtungen und schulischen Ganztagesangeboten auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, so die Eltern dies wünschen, fördern. Dabei setzen wir stets auf Chancengleichheit. In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass das Kindergeld zur Steuerfreistellung des elterlichen Einkommens in Höhe des Existenzminimums eines Kindes gezahlt wird.

Dabei sollte der Staat nicht steuernd darauf hinwirken, Familien vorzugeben, wie viele Kinder sie bekommen sollten, sondern vielmehr die passenden Rahmenbedingungen bieten, damit Familien dies selbstbestimmt entscheiden können. Gleichberechtigung und Bildungschancen haben dabei selbstverständlich für alle, also unabhängig von Herkunft oder Religion zu gelten.

Mit freundlichen Grüßen

Carolina Trautner

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