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Burkhardt Müller-Sönksen
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Frage von Martin G. •

Frage an Burkhardt Müller-Sönksen von Martin G. bezüglich Kultur

Sehr geehrter Herr Müller-Sönksen,

laut Nachrichtenmeldungen im Internet (z.B. Focus-Online) plädieren Sie dafür, den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF ein Sponsoring bei der Fußball-WM zu untersagen.
Die Konsequent dieses Vorschlages, ein erzwungener Rückzug des öffentlich-rechtlichen Fernsehens aus der WM- wie EM-Berichterstattung, oder alternativ massive Einsparungen bei wichtigen Sparten wie Nachrichten oder Polit- und Zeitmagazinen, wird von Ihnen nicht benannt, obschon sie offensichtlich ist.

Ich habe deswegen einige kritische Fragen an Sie:
Was bezwecken Sie mit einem Vorschlag, dessen Realisierung letztlich darauf hinausliefe, dass das zentrale sportliches Ereignis neben der Olympiade nur noch vom Privatfernsehen (möglicherweise im Pay-TV) übertragen würde und so den öffentlich-rechtlichen Rundfunk empfindlich schwächen würde?
Fetischisieren Sie den Gedanken des Wettbewerb so sehr, dass Ihnen das in der Verfassung verankerte Auftrag der öffentlich-rechtlichen Medien über zentrale Ereignisse zu informieren weniger wichtig als die Gewinne von RTL, SAT 1 und Pro 7 sind?
Stehen Sie in irgendwelcher Verbindung zu privaten Medienanbietern und nehmen deren Interessen wahr?
Sind Sie wie die wesentliche Teile der Jungliberalen ebenfalls der Meinung, dass öffentlich-rechtliche Fernsehen abgeschafft werden solle, was bei allem Ärger über ARD und ZDF angesichts des Vergleichsprogramms einer kultur- und zivilisationstechnischen Geisterfahrt gleichkäme?

Trotz alle dem
mit freundlichen Grüßen
M. Grolms

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Grolms,

seien Sie beruhigt: Auch ich bin Fußballfan und schaue gerne die großartigen Spiele unserer Nationalmannschaft im Fernsehen an.

Mein Vorschlag wäre, nicht auf den Fußball im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu verzichten, sondern ihn für den Zuschauer attraktiver , nämlich werbefrei zu präsentieren. Im Moment ist den Zuschauern nicht klar, wofür sie ihre Rundfunkgebühren bezahlen, wenn die Übertragung gleichzeitig gesponsert wird. Ich plädiere dafür, dass sich die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten entscheiden müssen, ob sie entweder

a) Rundfunkgebühren einsetzen und dann werbefrei übertragen, oder
b) die Übertragung durch Werbeeinnahmen finanzieren.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk setzt momentan sowohl Subventionen in Form der Rundfunkgebühren als auch Sponsoren- und Werbegelder ein und kann deshalb jeden beliebigen Preis für die Übertragungsrechte zahlen. Nicht der Wettbewerb auf dem Fernsehmarkt und damit mittelbar die Zuschauer bestimmen den Preis, sondern ausschließlich die Fifa, bzw. der DFB, der die Einnahmen auf Kosten der Gebührenzahler mittelbar an die Fußballmillionäre weiterreicht. So darf aus meiner Sicht nicht mit den Rundfunkgebühren der Zuschauer umgegangen werden.

Außerdem möchte ich Ihre Wortwahl kritisieren. Ihnen dürfte entgangen sein, dass der Wettbewerb dort, wo er gewährleistet ist, erfolgreich zu großer Programmvielfalt geführt hat. Ihre Behauptung, dass hochwertiges Informations- und Unterhaltungsprogamm ausschließlich von den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern geboten werden kann, widerlegen nicht nur die jährliche Verleihung des Grimme-Preises, sondern auch ausgezeichnete Dokumentationsformate.

Wir setzen uns für einen freien Wettbewerb nicht nur auf dem Wirtschaftsmarkt, sondern vor allem auf dem Meinungsmarkt ein, weil die Meinungsfreiheit ein unschätzbar hohes Gut für unsere Demokratie ist.

Mit freundlichen Grüßen

Burkhardt Müller-Sönksen