Frage an Aygül Özkan von Reinhard P. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Özkan,
am 9. und 13. April lief im Fernsehen die Dokumentation "Aghet" des NDR über den Völkermord an den Armeniern. Während dieser Völkermord weltweit anerkannt ist, tun sich viele Einwanderer aus der Türkei schwer damit. Der türkische Staat (und damit auch das Schulsystem) leugnen die Fakten.
Zum Zeitpunkt der Ausstrahlung war die Hamburger Polizei ausgerückt, um das NDR-Funkhaus vor möglichen Aktionen gewalttätiger Leugner zu schützen. Sind Sie nicht auch der Meinung, dass diese Lagebeurteilung (die bundesweit von den Sicherheitsbehörden geteilt wird) ein verherrendes Zeichen für die Integration ist?
Welche Maßnahmen sind aus Ihrer Sicht erforderlich, um das Thema innerhalb der "türkischen Community", falls es so etwas gibt, aus der Tabuzone zu befreien und zumindest hier geborenen Kindern zu ermöglichen, sich vorurteilsfrei mit den Fakten zu befassen? Wie beurteilen Sie das Vorgehen der "Türkischen Gemeinde Deutschland", die mit den Unterschriften aller Vorstandsmitglieder bei der ARD gegen die Ausstrahlung der Dokumentation protestierte, die international (Cannes!) hoch gelobt wird?
An der offiziellen Gedenkfeier am 24. April in Hamburg wird seitens des Senats Carola von Paczensky teilnehmen. Hielten Sie es auch für ein sinnvolles Symbol gegenüber allen Seiten, wenn auch einmal eine türkischstämmige Abgeordnete oder ein Regierungsmitglied (z.B. in Niedersachsen) an solch einem Gedenken teilnimmt und damit ihren Repekt vor den Opfern des Genozids ausdrückt?
Mit freundliche Grüßen
Reinhard Pohl