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Annalena Baerbock
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Frage von Marco W. •

Frage an Annalena Baerbock von Marco W. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Baerbock,

Selbst wenn gelänge, den CO2-Ausstoß in Deutschland auf null zu reduzieren, entspräche diese Mengenreduktion dem gleichzeitigen Zuwachs des weltweiten CO2-Ausstoßes eines einzigen Jahres ( auf Deutschland entfallen etwa 2,2% der Weltemissionen, globaler Zuwachs in 2018 war 2,7% ). Faktisch schränken alle großen CO2-Emittenten ihre Emissionen nicht ein, sondern steigern sie (ausgenommen die USA wegen der Substitution der Kohle durch preiswerteres, mittels hydraulischer Stimulation gefördertes Erdgas). Die angestrebte „Vorbildwirkung“ Deutschlands lässt sich bislang nicht erkennen. Aber nur wenn eine solche wirklich bestünde, wäre die deutsche Klimapolitik hinsichtlich des angestrebten Ziels der Stabilisierung statistischer globaler Temperaturmittelwerte effektiv.

Mit welchen Argumenten sollen andere Industrienationen, insbesondere die Hauptemittenten von Kohlendioxid, also China, die USA, Indien, Russland und Japan, in Zukunft davon überzeugt werden, dem deutschen Vorbild einer Energiewende zu folgen, die fossile Primärenergieträger ebenso ächtet wie die Kernenergie?

Mit freundlichen Grüßen
Marco Wehr
I

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Sehr geehrter Herr Wehr,

vielen Dank für Ihre Frage.
Die sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft ist die existenzielle Aufgabe unserer Zeit. Für uns in Deutschland aber auch überall. Denn heute verschwendet unsere Art zu wirtschaften noch wertvolle Ressourcen, heizt unser Klima auf und bedroht weltweit unser Trinkwasser, unsere Luft und unsere Böden. In unserem eigenen Menschheitsinteresse müssen wir das dringend ändern. Und es ist möglich. Wir können unser Leben verbessern, ohne immer weiter materiell wachsen zu müssen.

Viele Menschen gehen diesen Weg mit uns. Bürger*inneninitiativen und Nicht-Regierungsorganisationen kämpfen für Natur- und Umweltschutz. Unternehmen schreiben mit grünen Ideen schwarze Zahlen, Unternehmensinitiativen setzen sich für Klimaschutz ein. Unser Land ist dabei seit den 1970er-Jahren ein gutes Stück vorangekommen. Abgase werden inzwischen gefiltert, Abwässer nicht mehr einfach in die Flüsse geleitet, es wird ökologischer gebaut und produziert. Viele Länder folgen diesem Beispiell. Innovative Unternehmer*innen und Tüftler*innen entwickeln Produkte und Dienstleistungen, die dabei helfen, unsere Lebensqualität zu verbessern und den Ressourcenverbrauch zu senken. Sie sind die Pionier*innen des grünen Wandels, eines neuen, nachhaltigen Wohlstands.

Die ökologische Modernisierung ist ein gigantisches Innovation- sund Investitionsprogramm. Und sie ist ein Jobmotor. Sie schafft neue Arbeit, nicht nur für Ingenieur*innen und Programmierer*innen, sondern auch für Handwerker*innen und Bauarbeiter*innen. Jede in die Gebäudesanierung investierte Milliarde schafft 10.000 zusätzliche Arbeitsplätze im Baugewerbe, im Handwerk und in der Industrie. Seit zehn Jahren wächst der globale Markt für Umwelttechnik und Ressourceneffizienz rasant.

Durch diese und weitere Argumente werden andere Industrienationen - aber nicht nur diese - dem dt. Vorbild folgen. Schon heute ist China das Land, welches die höchsten Zubauzahlen im Erneuerbaren-Energien-Bereich weltweit haben. China wie andere Länder haben gesehen, dass die Erneuerbaren Energien mittlerweile günstiger sind als neue fossile Kraftwerke.

Mit freundlichen Grüßen
Annalena Baerbock

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