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Anna Lührmann
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Horst R. •

Frage an Anna Lührmann von Horst R. bezüglich Umwelt

Wir haben zur Zeit einen strengen Winter und nahezu Windstille.
Dies ist für diese Jahreszeit keineswegs ungewöhnlich. Wie wollen Sie ohne Atomstrom und ohne Kohle, allein mit erneuerbaren Energien den Bürgern sein warmes Zimmer erhalten?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Rösch,

Vielen Dank für Ihre Frage bei abgeordnetenwatch.de, auf die ich Ihnen heute antworten möchte. Sie haben mich gefragt, inwiefern eine ausschließlich auf erneuerbare Energien basierende Energieversorgung funktionieren kann, zumal dann, wenn es sich um Energiequellen handelt, die von wechselnden Klimabedingungen wie Sonneneinstrahlung und Windstärke abhängig sind.

Hierzu ist es zunächst wichtig zu wissen, dass nur die wenigsten Wohnungen mit Strom beheizt werden, die allermeisten dagegen mit Gas, Öl, Fern- und Nahwärme. Bündnis 90/DIE GRÜNEN wollen hier verstärkt auf Kraftwärmekopplung setzen, die nicht nur wärmt, sondern zugleich Strom erzeugt und daher sowohl einen hohen Wirkungsgrad garantiert als auch umweltfreundlich mit Erd- oder Biogas betrieben werden kann.

Zudem haben wir hinsichtlich des Stroms lediglich den Atomausstieg beschlossen. Bis voraussichtlich 2023 wird es aber noch Reststrom aus Atomkraftwerken geben. Zusätzlich wollen wir aus der Kohleverstromung nicht ad hoc aussteigen, sondern lediglich keine neuen Kohlekraftwerk mehr bauen. Im Grünen Energiekonzept sind 2020 noch 50% der Stromerzeugung aus teils heute bereits bestehenden Kraftwerken auf Kohle- und Gasbasis enthalten. Von einer umgehenden Abschaltung von Kohle- und Atomkraft kann also keine Rede sein.

Nichts desto weniger setzen Bündnis 90/DIE GRÜNEN auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien als die auf Dauer entscheidenden Energieträger. Wind und Sonne sind in der Tat schwankende Quellen, die unterschiedlich viel bzw. wenig Strom liefern. Verbindet man sie aber großräumig mit einem leistungsfähigen Stromnetz, können regionale Defizite durch Überschüsse an anderen Regionen ausgeglichen werden. Darüber hinaus müssen regenerative Energieträger wie Wind- und Sonnenkraft mit anderen, gleichsam immer vorhandenen erneuerbaren Stromquellen wie z. B. Biomasse, Wasserkraft oder Erdwärme kombiniert werden.

Insgesamt folgt daraus, dass Bündnis 90/DIE GRÜNEN Stück für Stück aus der Atomenergie aussteigen, alte Kohlekraftwerke nach und nach auslaufen lassen und zugleich ein breites Spektrum an erneuerbaren Energien ausbauen wollen. Dazu benötigen wir ein leistungsfähiges Netz, das mittels moderner Speicher und leistungsfähiger Übertragung regionale Stromdefizite ausgleicht. Völlig klar ist, dass dies nicht von heute auf morgen umsetzbar ist; eine Realisierung dürfte nicht vor 2030 möglich sein. Der Grundstein dafür muss aber heute gelegt werden. Das wollen wir angehen.

Mit den besten Grüßen,
Anna Lührmann

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