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Anna Lührmann
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Frage von Christine B. •

Frage an Anna Lührmann von Christine B. bezüglich Familie

Sehr geehrte Frau Lührmann,

Die Anfrage von Herrn Kümmel (Demografie), in welcher Weise Sie denn die Bevölkerung über das drohende Aussterben des Deutschen Volkes informieren würden, haben Sie in Ihrer Antwort nicht berührt. Dies ist verständlich, denn Ihre Antwort zeugt davon, daß Sie in dieser Thematik selbst über die einfachsten Grundlagen nicht verfügen.

Sie schreiben in blankem Unverstehen, zur Erhaltung der Volkszahl genüge es, wenn jede Frau im Durchschnitt etwas mehr als 2 Kinder zur Welt bringe, um eben in der nächsten Generation die Eltern zu ersetzen. Dies ist jedoch ausschließlich dann richtig, wenn die Volkszahl stagniert. Bei schrumpfender Bevölkerung müßte jede Frau mehr Kinder zur Welt bringen, um die Volkszahl zu erhalten. Um wieviele Kinder mehr, das hängt wesentlich davon ab, wie lange diese Geburtenlücke schon besteht!

Denn die Bevölkerungsentwicklung ist ein EXPONENTIELLER PROZEß! Das Wachstum der Geburtenlücke ist vergleichbar dem Anwachsen der Schneemassen in einer Lawine, oder dem Anwachsen des Kapitals auf einem Zinseszinskonto. Wenn Armin der Cherusker vor 2000 Jahren ein Konto mit nur 1 € auf der Sparkasse hätte einrichten können, so würde heute alles Gold und Silber der ganzen Welt bei weitem nicht ausreichen, um das Konto abzulösen. Und so wächst das Loch in der Bevölkerungsstatistik ebenfalls lawinenartig, und zwar seit fast 50 Jahren! Wir stehen also heute bereits mitten in dieser Lawine. Bereits vor einer Generation berechnete bekanntlich (Herr Kümmel hat darauf hingewiesen!!) die Bevölkerungswissenschaft, daß bereits zum damaligen Zeitpunkt im Durchschnitt jede Frau VIER Kinder zur Welt bringen müßte, um das Absinken der Volkszahl zu kompensieren. Denn bereits zum damaligen Zeitpunkt fehlten nicht bloß die Kinder; die Kinder, die 1960 nicht zur Welt kamen, wären 1983 23 Jahre alt gewesen, also junge Eltern. Wegen der 1983 bereits langen Dauer der Geburtenarmut fehlten bereits diese jungen Eltern, die Kinder in die Welt hätten setzen können, wenn sie denn überhaupt geboren worden wären und wenn sie denn dann auch Kinder hätten haben wollen: Zinseszinseffekt, exponentieller Vorgang! Das bedeutet die laufende Verdopplung der Geburtenlücke in gleichen Zeitabschnitten.

Heute wären die Kinder, die 1960 nicht geboren wurden, bereits 45 Jahre alt. Folglich gibt es heute schon die Großelterngeneration nur noch in ausgedünnter Form; es fehlen heute die Großeltern (sie wurden nicht geboren!), die für (heute) junge Eltern hätten sorgen können, die (heute) Kinder in die Welt setzen könnten!

Die Maßnahmen (Sie führen sie brav an), die Sie, Ihre Partei und die Politik in Deutschland überhaupt anbieten, wären -vielleicht- gerade ausreichend, wenn erst seit kürzerer Zeit ein geringfügiger Geburtenrückgang zu beklagen wäre.
Daß wir von einer Lawine erfaßt sind, das haben Sie entweder überhaupt nicht verstanden, oder Sie wollen dieses Politikversagen den Wählern verschweigen!!

Es wird sicherlich leicht sein, die Deutschen in Deutschland (Sie deuten es an!) innerhalb weniger Dezennien durch Immigranten aus Asien und Afrika zu ersetzen, ohne zu informieren oder gar zu steuern. Ist es das, was Sie wollen?? Entspricht dieses Wollen dem Amtseid zugunsten des "...Deutschen Volkes..." Ist also Ihr Wollen nicht grundgesetzwidrig?

Wäre es nicht vielmehr Aufgabe der Politik, wäre es nicht Ihre Aufgabe, den Angehörigen des Wahlvolkes die Frage zu stellen, ob sie eine Entwicklung auch tatsächlich wollen, die ohne ihr Wissen bereits vor sich geht??

mit besorgten Grüßen

Christine Büttner

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Sehr geehrte Frau Büttner,

vielen Dank für Ihren Kommentar. Ich bin mir nicht sicher, auf welche Zahlen sich Ihre Aussagen zur Bevölkerungsentwicklung stützen. Das Statistische Bundesamt kommt in ihrer 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung zu folgendem Schluss: „Um die gegenwärtige Bevölkerungszahl zu erhalten, müssen im Durchschnitt pro Elternpaar etwas mehr als 2 Kinder geboren werden (zusammengefasste Geburtenziffer von 2,1 pro Frau)…“

Weitere Informationen finden sie auf den Internetseiten des Statistischen Bundesamtes (www.destatis.de).

Des Weiteren sprechen Sie die Möglichkeit einer stärkeren Immigration nach Deutschland an. Diese muss natürlich durch eine vernünftige Einwanderungspolitik gesteuert werden. Momentan ist diese verstärkte Immigration jedoch nicht feststellbar. Im Gegenteil: Wanderten im Jahr 1991 noch 427.805 Ausländer nach Deutschland ein, sank die Zahl in den letzten Jahren kontinuierlich auf ca. 55.216 im Jahr 2004.

Mit freundlichen Grüßen,
Anna Lührmann

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