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Angelika Krüger-Leißner
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Frage von Adelheid Silvia W. •

Frage an Angelika Krüger-Leißner von Adelheid Silvia W. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Es geht darum, warum Deutschl. noch mehr Ausländer braucht, um den angeblichen Fachkräftemangel zu beheben? Ich kann das nicht nachvollziehen, denn ich bin bereits seit ca. 8 Jahren ohne Arbeit. Ich habe zwischendurch einen Minijob auf 100-€-Basis bekommen. Ich habe über 20 Std./Woche gearbeitet in einer Versicherung. Sollte nach 1/2 Jahr fest eingestellt werden, was sich leider nicht erfüllte. Ich wurde nur ausgenommen, musste schuften ohne Ende und das für 100 €. Auf dem Arbeitsamt sagte man mir, dass das zwar sittenwidrig, aber keine Straftat darstellt. Warum wird sowas in einem angeblichen Rechtsstaat geduldet? Ich habe mir das Leben nach der Wende anders vorgestellt. Ich bin in der Zwischenzeit schon 60 Jahre alt und habe aufgegeben, einen Job in meinem erlernten Beruf zu finden, denn ich bin ja erst arbeitslos geworden, nachdem ich krank wurde. Aber meine Tochter hat studiert (5 Jahre) und musste sich selbständig machen, um überhaupt einen Job zu bekommen. Sie hat in ihrer Arbeitslosigkeit wohl 1000 Bewerbungen geschrieben und hat sich sogar im Ausland beworben. Sie hat Wirtschaftswissenschaft studiert und noch ein Semester Marketing angehangen. Nur leider hat sie keinen Job bekommen. Im Jobcenter wurde sie als Idiotin behandelt, die zu blöd ist, sich anständig zu bewerben. Der Herr vom Jobcenter konnte ihr nicht einen Job geben, obwohl es ja Fachkräftemangel in Deutschland gibt. Warum werden die hochqualifizierten Arbeitslosen nicht in eine andere Tätigkeit eingeführt, die dann wirklich dazu führt, dass sie einen Job bekommen? Was denkt sich unsere Regierung dabei, wenn sie wieder Ausländer ins Land holt, die nicht mal richtig unsere Sprache können? Meine Tochter spricht neben ihrer Muttersprache sehr gut englisch und französisch, spanisch und italienisch spricht sie auch gut. Warum hat so ein einigermaßen junger Mensch und andere keine Chance in diesem Land? Selbst Jungendliche mit Beruf bekommen keinen Job.
Das hätte ich gerne mal gewusst

A. Wistuba

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Wistuba,

vielen Dank für Ihre Frage über abgeordnetenwatch.de zum Thema "Arbeitsvermittlung/Bekämpfung des Fachkräftemangels", die ich Ihnen gerne beantworten möchte.
Zunächst möchte ich Ihnen sagen, dass mich Ihre Zeilen sehr betroffen gemacht haben, spricht doch Enttäuschung und ein Stück Verbitterung aus ihnen.
Ich kenne das Jobcenter Nauen von Beginn seiner Arbeit an und bin entsetzt über Ihre Schilderung. Ich nehme dies zum Anlass und werde mich mit den Verantwortlichen in der Arbeitsvermittlung dazu austauschen. Ihre zuständige Betreuerin war bisher nicht zu erreichen. Aber ich bleibe dran.

Ich kann sehr gut verstehen, dass manches was arbeitsmarktpolitisch diskutiert wird, viele Fragen aufwirft. Gerade von dieser Bundesregierung sind nicht nur finanzielle Kürzungen zu verantworten, sondern auch arbeitsmarktpolitisch strategische Fehler gemacht worden. Gerade in Bezug auf die letzte Arbeitsmarktreform. Die Ausweitung der Minijobs in der letzten Zeit verurteile ich wie Sie. Und der von Ihnen geschilderte Fall ist eigentlich ein Skandal.
Im weiteren sprechen Sie aber auch im Zusammenhang mit Ihrer Tochter den Fachkräftemangel an. Dass es ihn gibt, steht außer Frage. Er ist regional sehr unterschiedlich ausgeprägt und zurzeit auch noch stark branchenabhängig. Angesichts der demographischen Entwicklung ist allerdings mit einer Ausweitung in den nächsten Jahren zu rechnen, wenn es nicht gelingt, gute Lösungen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels zu finden. Um ihm wirksam zu begegnen, gibt es leider nicht DAS Patentrezept, sondern hier müssen viele Maßnahmen zusammenwirken. Dazu zählt natürlich auch eine gute Arbeitsvermittlung, die den individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten des Arbeitsuchenden gerecht wird. Ich kämpfe insoweit schon seit langem für eine Änderung des Betreuungsschlüssels, um die Situation sowohl für die Betroffenen als auch für die Mitarbeiter in den Jobcentern zu verbessern. Bei unserem Bemühen muss es um jeden, insbesondere jungen Menschen gehen. Keiner darf zurückgelassen werden.
Aber eines ist auch ganz klar: Ohne ausländische Fachkräfte wird uns die Bekämpfung des Fachkräftemangels nicht gelingen. Schon jetzt stehen nicht in allen betroffenen Branchen ausreichend deutsche Fachkräfte zur Verfügung. Beispielsweise möchte ich hier die Alten- und Krankenpflege oder das Bäckereihandwerk nennen. Die Erfahrung zeigt, dass trotz verstärkter Angebote zur Weiterbildung, Qualifizierung und Umschulung sich nicht genügend Bewerber für diese Berufe finden.

Zu dem von Ihnen geschilderten Fall Ihrer Tochter möchte ich zunächst sagen, dass ich vor dem mutigen Schritt Ihrer Tochter sich selbständig zu machen, "den Hut ziehe". Als junger Mensch hat sie damit die Möglichkeit, sich etwas solides aufzubauen und sie kann für das Alter vorsorgen. Mit den von Ihnen geschilderten Qualifikationen und Fähigkeiten bin ich sicher, dass Ihre Tochter einen guten Weg für sich gewählt hat. Dennoch bin ich ebenso wie Sie erstaunt, dass für sie trotz Studiums und Zusatzqualifikation keine sozialversicherungspflichtige Arbeit zu finden war. Wir haben in Brandenburg auch einen Mangel an Hochschulabsolventen, so dass mir die Entwicklung im Fall Ihrer Tochter unverständlich ist und ich dieser Sache auch noch weiter nachgehen werde.

Ihre Zeilen haben bei mir viele Fragen aufgeworfen und ich würde die gern intensiver mit Ihnen besprechen. Wenn Sie das auch wollen, biete ich Ihnen meine nächste Bürgersprechstunde in Falkensee, Potsdamer Str.2, am 14.08. um 14.00 Uhr an.

Ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Ihre

Angelika Krüger-Leißner, MdB