Andrea Schrutek
DIE LINKE
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Frage von Giesela S. •

Frage an Andrea Schrutek von Giesela S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Guten Tag Frau Schrutek,

ich habe eine Frage bezüglich Ihrer Forderung nach Mindestlohn. Ich bin Frisörin aus Annaberg und habe mein eigenes, kleines Frisörstudio. Ich habe 6 Mitarbeiter, die ich auch ohne Mindestlohn fair bezahle. Wenn jedoch Ihre Forderung nach 10 (!!!) Euro Mindestlohn Realität wird, kommen nur Probleme auf mich und meine Mitarbeiter und auch auf meine Kunden zu! Wenn der Mindestlohn eingeführt wird, muss ich die Preise für meine Kunden erhöhen und werde somit Kunden verlieren, weil sie das einfach nicht bezahlen können! Dann lassen sich alle die Haare schwarz zu Hause schneiden.
Somit habe ich weniger Umsatz und kann meine Mitarbeiter nicht mehr bezahlen. Das 2. Problem könnte sein, dass ich schon von vornherein 1-2 Mitarbeiter entlassen muss, weil ich die Preiserhöhung nicht an den Kunden weiter geben will aber ich somit 2 Kräfte verlieren. An den 2 Mitarbeitern hängen auch Familien dran, die ernährt werden müssen!!! Das dritte Probleme wäre, wenn ich alles so belassen. Also meine Mitarbeiter alle behalte und ich auch meine Preise nicht erhöhe, tja, dann geht mein Geschäft in raschester Zeit pleite und da stehe nicht nur ich vor einen Scherbenhaufen meiner Existenz, sondern auch meine Angestellten. 6 Mitarbeiter die ich entlassen müsste und die kein Geld mehr verdienen, gerade jetzt in solchen Zeiten. An meinen Mitarbeitern hängen ja auch Familien, wie bei mir, dran und sind betroffen!

Ich frage mich, wie Sie und Ihre Partei dieses Problem, gerade für kleine "Unternehmer", lösen wollen?

Vielen Dank!
Giesela Schmidt

Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Schmidt,

vielen Dank für Ihre Anfrage bezüglich des Mindestlohnes den Die LINKE fordert. Ich möchte Ihnen gern darlegen was die Forderung nach 10 € pro Stunde Mindestlohn beinhaltet:

Es ist erst einmal verständlich, dass kleine Unternehmen, speziell im Erzgebirge, entsetzt sind über die geforderte Höhe des Mindestlohnes und Existenzängste entstehen. Aber erstens soll der gesetzliche und flächendeckende Mindestlohn für alle Branchen und Gewerke als Untergrenze der Entlohnung der Arbeitnehmer wirken und zwar so, dass im Wettberwerb gleicher Branchen und Gewerke Chancengleichheit besteht. Er wirkt also makroökonomisch und eben nicht mikroökonomisch. Zweitens soll der Mindestlohn schrittweise im Laufe der Legislatur bis 2013 angehoben werden. Das Ausgangsniveau liegt hier bei den gewerkschaftlich geforderten 7,50 €/h. Drittens müsste der Staat, statt Niedriglöhne aufzustocken, bei dem die Niedriglöhner Kombilohn oder ergänzende HARTZ IV-Leistungen erhalten, direkt dem Unternehmer bzw. Arbeitgeber Lohnzuschüsse zeitlich befristet zahlen.

Auch sind für einzelne Branchen, wie z.B. für das Friseurhandwerk, längere Übergangsfristen denkbar. Auf jeden Fall wirken gesetzliche und flächendeckende Mindestlöhne makroökonomosch, d.h. schlicht, dass Niedriglöhner wieder Dienstleistungen oder Gaststättenbesuche in Anspruch nehmen können und die Kundenanzahl trotz eventuell gestiegener Kosten und Preise wieder zunimmt. "Schwarzarbeit" oder "Eigenleistungen" existieren bereits jetzt zu mehr als genüge! Ihre Kunden, und das gerade hier im einkommensschwachen Erzgebirge, hätten wieder mehr Geld für ihre Arbeit in der Tasche um solche Dienstleistungen in Anspruch nehmen zu können! Konkret kann ich die Situation in Ihrer Firma nicht beurteilen, Sie schreiben zwar, dass Sie Ihren 6 Mitarbeitern faire Löhne zahlen, nennen aber keine Zahlen. Also ist mir nicht bekannt, ob das Teilzeitjobs oder Vollzeitjobs sind, die für den Lebensunterhalt der ArbeiterInnen ausreichen. In Deutschland wird gern, von interessierten Verbänden, den die Lebensbedingungen von kleinen Unternehmern und Arbeitnehmern egal sind, das Gepenst von der durch den Mindestlohn massenhaft entstehenden Arbeitslosigkeit an die Wand gemalt. Aber in 20 von 27 Staaten Europas, auch übrigens in den USA, existieren Mindestlöhne, in Frankreich z.B. aktuell in einer Höhe von 8,82 €. Nirgends wurde durch wissenschaftliche Studien ein Beleg erbracht, dass Mindestlöhne Arbeitsplätze kosten!

Nein im Gegenteil, in England wurde durch Studien die Entstehung neuer Arbeitsplätze durch den Kaufkraftgewinn nachgewiesen! Ich kenne übrigens aus eigener Erfahrung und zwar als Kellnerin in einer Gaststätte und als Kassiererin in einem Baumarkt die Probleme als Niedriglohnempfängerin und meiner Arbeitgeber, allerdings nur bei einer kleinen Gaststätte, deren Ängste ich verstehen kann. Und trotzdem stehe ich für einen gesetzlichen und flächendeckenden Mindestlohn, wenn er wie ich beschrieben habe durchgesetzt wird.

Mit freundlichen Grüßen

Andrea Schrutek
Bundestagkandidatin Wahlkreis 165, Erzgebirge I