Hamburg/Berlin, 17. Oktober 2025 – Nur ein Jahr nach seinem Ausscheiden als Finanzminister steigt Christian Lindner in die Wirtschaft ein. abgeordnetenwatch sieht darin ein Beispiel für unzureichende Karenzzeitregeln und warnt vor Interessenkonflikten.
Die Bundesregierung hat dem ehemaligen Finanzminister Christian Lindner erlaubt, ab November 2025 mit einem eigenen Unternehmen als Investor aktiv zu werden – und das nur zwölf Monate nach seinem Ausscheiden aus dem Amt. Nach Recherchen von abgeordnetenwatch hatte Lindner im Juli 2025 eine Beteiligungsfirma in Hamburg angemeldet. Er strebt mehrere Tätigkeiten an: als Investor in Start-ups, im Kuratorium der Stiftung Familienunternehmen sowie bei Stepstone, der Hagedorn Unternehmensgruppe und der Wübben Wissenschaftsgesellschaft. Er bringt sein politisches Netzwerk in seine neuen Tätigkeiten mit ein.
Sarah Schönewolf, Sprecherin von abgeordnetenwatch, kommentiert:
„Lindners viele Verpflichtungen zeigen wieder einmal, dass sich Lobbyverbände und Unternehmen Kontakte in die Politik kaufen.“
„Vom Finanzminister zum Investor und Unternehmensfunktionär: Lindners Fall verdeutlicht, wie eng Politik und Wirtschaft in Deutschland verflochten sind – und wie wirkungslos die Karenzzeitregeln solche Wechsel bremsen.“
abgeordnetenwatch fordert eine Reform der Karenzzeitregeln: längere Sperrfristen von drei Jahren sowie verbindliche Transparenzpflichten, beispielsweise die Offenlegung von Kontakten ehemaliger Regierungsmitglieder zu Unternehmen und Lobbyakteuren. Nur so lassen sich Interessenkonflikte nachvollziehen und verhindern. Nach dem aktuellen Gesetz kann die Karenzzeit maximal 18 Monate betragen. Lobbykontakte müssen überhaupt nicht offengelegt werden.