Fazit: Welche Rolle spielt Transparenz im Koalitionsvertrag?
Unsere Bilanz des Koalitionsvertrags fällt als Transparenzorganisation ernüchternd aus: Es gibt kaum Fortschritte – und noch weniger Hoffnung auf echte Reformen. Zentrale Transparenzthemen wurden ausgeklammert: Kein Wort zu gesetzlichen Regelungen für Parteispenden, zu einem gesetzlich verpflichtenden Lobby-Fußabdruck, einer Kontakttransparenz im Lobbyregister, zu schärferen Offenlegungspflichten von Nebentätigkeiten oder zu wirksameren Karenzzeiten. Das lässt tief blicken: Die neue Bundesregierung misst Transparenz und demokratischer Kontrolle offenbar keine Priorität bei.
Besonders kritisch sehen wir die Rolle des Bundesinnenministeriums, das künftig von Alexander Dobrindt (CSU) geführt werden soll. Ohne konkrete Vereinbarungen im Koalitionsvertrag ist kaum zu erwarten, dass ausgerechnet dieses Haus Reformen aus eigener Initiative anstößt. Im Gegenteil: Es besteht Anlass zur Sorge, dass bestehende Errungenschaften – etwa das Informationsfreiheitsgesetz – ausgehöhlt werden könnten.
Was bedeuten die Regierungspläne für das Vertrauen der Menschen in unsere Demokratie und für unsere Arbeit?
Angesichts des ohnehin schon geringen Vertrauens der Bürger:innen in die Parteien und die Demokratie, ist es ein fatales Signal, dass die neue Bundesregierung den Themen Transparenz und demokratische Kontrolle so wenig Beachtung schenkt. Sie unterschätzt die Gefahr, dass sich noch mehr Menschen politisch machtlos fühlen – und sich abwenden. Gerade in Zeiten eines spürbaren Rechtsrucks braucht es jedoch mehr demokratische Stärke, nicht weniger.
Unsere Rolle als regierungsunabhängige und kritische Transparenzorganisation ist in dieser Legislaturperiode wichtiger denn je. Trotz des Gegenwinds geben wir nicht auf. Unsere Erfolge – oft hart erkämpft, aber wirkungsvoll – zeigen, dass sich Beharrlichkeit lohnt. Mit politischen Gesprächen, Recherchen und Kampagnen werden wir die Regierungsarbeit in den nächsten vier Jahren weiterhin kritisch begleiten. Und der Rückhalt durch unsere Unterstützer:innen motiviert uns, weiter Druck zu machen.
Es kommt jetzt auf uns alle an. Lassen Sie uns gemeinsam noch lauter werden – und den politischen Druck erhöhen. Für mehr Transparenz. Für echte Kontrolle. Für eine gerechtere Demokratie – für ALLE.