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Frage von Michael K. •

Frage an Ulla Schmidt von Michael K. bezüglich Gesundheit

Liebe Frau Schmidt,

meine Frage vorweg: Wie wollen Sie das Dilemma lösen?

Gundsätzlich verstehe ich Ihren Standpunkt zunächst alle Optimierungsreserven des Gesundheits- oder besser Krankheitswesens ausnutzen zu wollen und erst anschließend über eventuelle zusätzliche Geldmittel oder Leistungskürzungen nachdenken zu wollen. Nur stellt sich die Frage: Gibt es irgendeinen Bereich in dieser Gesellschaft, Ihr Ministerium eingeschlossen, wo dieser Idealzustand zutrifft (100% Optimum)? Auch wenn der Abstand vom Ist-Zustand zum Soll-Zustand im Bereich Krankheitswesen wesentlich größer als beispielsweise in einem Wirtschaftsunternehmen ist, so können Sie sich von jedem Ihrer beratenden Experten bestätigen lassen, daß Qualität in diesem Sektor wesentlich schwieriger zu erfassen ist als sonstwo.

Dazu ein Beispiel: Operateur A - operiert ein Prostatakarzinom schneller, also mit kürzerer Narkosezeit, mit weniger Blutverlust, geringerer Infektionsgefahr und somit kürzerem Krankenhausaufenthalt als Operateur B bei zunächst augenscheinlich identischer Radikalität.
Nach 5 Jahren hat aber Operateur B deutlich weniger Rückfälle (Rezidive) als Operateur A! Wer erhält nun den Qualitätssieg?
Ähnliches läßt sich fast überall in der Medizin finden (Krankheit X - Behandlung A, B, C, ...) und oft kann erst nach Jahren oder gar JAHRZEHNTEN (wenn überhaupt) eine Aussage über die optimale Behandlung getroffen werden.

Das Dilemma bleibt und verantwortlich sind die ... Leistungserbringer weil sie eine angemessene Bezahlung verlangen ohne "100% Optimum" anzubieten!?

Mit freundlichem Gruß

M. Kirschner

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Kirschner,

vielen Dank für Ihre Anmerkungen. Das von Ihnen geschilderte Dilemma ist nicht zu lösen. Und auch zur Frage, ob bei mir im Ministerium alles Optimal sei: selbstverständlich nein.

Nichts desto trotz, was resultiert aus der Erkenntnis? Dass es sich nicht lohnt, Verbesserungen anzustreben? Sicher nein! Auch wenn - um im Beispiel zu bleiben - im Gesundheitsministerium "nur" 80% des Optimums erreicht sind, muss nach meinem Dafürhalten das Ziel sein, diese 80% zu halten bzw. nach Möglichkeiten zu verbessern.

Qualitätssicherung und -verbesserung ist ein immerwährender Prozess. Es ist nicht möglich, sozusagen "am grünen Tisch" ein optimales Konzept zu entwerfen, das dann in der Praxis auch ein Optimales Ergebnis mit sich bringt. Wenn dem so wäre, sollten alle Länder, inklusive Deutschland, mittlerweile in den verschiedensten Bereichen optimale Lösungen gefunden haben. Dem ist aber bekanntlich nicht so.

Ja, es ist zweifellos schwierig "Qualität der Versorgung Kranker" zu erfassen und zu erhöhen - jeder Experte kann das bestätigen. Dennoch sollte niemand, der Verantwortung trägt - sei es politisch oder am Patienten - das Ziel aufgeben, ebenjene Qualität nach Möglichkeit zu verbessern.

Niemals wird das Ende der Entwicklung - auch nicht der Qualitätsentwicklung - erreicht sein. Im Übrigen scheint es auch sehr verkürzt, dies auf die berechtigte Notwendigkeit einer "angemessenen Bezahlung" zu reduzieren.

In der Hoffnung auf eine sich kontinuierlich verbessernde Versorgung Kranker verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen

Ulla Schmidt