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Ulla Schmidt
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Frage von Leo H. •

Frage an Ulla Schmidt von Leo H. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Schmidt,

da Herr Prof. Lauterbach meiner persönlich ausgesprochenen Einladung nicht gefolgt ist, bitte ich nun Sie persönlich um Ihren Ratschlag.
Seit fast genau fünfeinhalb Jahren habe ich eine Praxis für Neurologie und Psychiatrie nach zwölf Jahren Tätigkeit in Kliniken übernommen. Nun stehe ich kurz vor der Insolvenz, insbesondere wenn Ihre Pläne Realität werden. Als ehemaliger Betriebsratsvorsitzender und Mitglied im Wirtschaftsausschuß habe ich im Bereich Finanzen mehr Ausbildung bekommen wie die meisten meiner Kollegen.
Obwohl meine Quoten, d. h. der Anteil der Bezahlung gemäss dem vereinbarten EBM200plus an der anerkannt geleisteten Arbeit, gerade etwas mehr als 50 % beträgt, habe ich bisher noch keinen meiner Patienten weggeschickt. Rein wirtschaftlich sollte ich fast die Hälfte der Leistungen nicht erbringen weil diese nicht bezahlt werden. Um die Praxis weiterführen zu können habe ich bereits das Personal reduziert, was die Patienten z. T. deutlich spüren.
An dieser Stelle sei einmal der im EBM2000plus kalkulierte Brutto-Stundenlohn erwähnt: 47 Euro, d.h. etwa wie ein Schreinermeister. Über die Differenz in Ausbildung und Verantwortung brauchen wir wohl nicht zu diskutieren.
Bisher habe ich für meine siebenköpfige Familie noch von dem Einkommen vor Steuern von weniger als 48.000 Euro ernähren und versorgen können. Aktuell halten die Einkünfte aus der Versorgung der PKV-Patienten die Insolvenz noch auf. Sollte der von Ihnen geplante Basistarif durchkommen wird es wirtschaftlich nicht mehr gehen.

Daher bitte ich Sie um Ihren Ratschlag was ich zu machen habe. Soll ich fast die Hälfte der Patienten nicht mehr versorgen und mir bezahlte Arbeit suchen oder in die Insovenz gehen oder haben Sie einen anderen Ausweg für mich?
Zur Prüfung meiner Aussagen bin ich bereit Ihnen persönlich Zugang zu all meinen individuellen Daten zu gewähren.

In Erwartung Ihrer Reaktion

Leo Hastrich

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Hastrich,

vielen Dank für die sehr offenen Schilderungen Ihrer persönlichen Situation. Ich kann Ihnen versichern, dass mir sowie anderen politisch Verantwortlichen der Regierungskoalition Ihre Situation bzw. die Ihrer Kolleginnen und Kollegen am Herzen liegt.

Es ist unstrittig, dass - aus den unterschiedlichsten Gründen - Verwerfungen bei der Vergütung zwischen Arztgruppen, zwischen Ärzten in verschiedenen Regionen sowie zwischen verschiedenen Arztpraxen Verwerfungen auftraten und -treten.

Es ist erklärtes Ziel des beschlossenen GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzes, einen Gutteil dieser Verwerfungen abzubauen. Zum Beispiel durch die überfällige Angleichung der Vergütungen verschiedener Kassen(-Arten) aber mehr noch durch die umfassende Honorarreform.

Da dies sehr komplex ist, möchte ich sie gerne für Detailinformationen auch zur bereits zum 1.1.2007 erfolgten Flexibilisierung des Vertragsarztrechtes auf die Homepage des Bundesgesundheitsministeriums www.bmg.bund.de sowie auf www.die-gesundheitsreform.de verweisen.

Auch vor dem Hintergrund des von Ihnen genannten Basistarifs in der privaten Krankenversicherung, bin ich mir sicher, dass sich durch die oben genannten Maßnahmen untern Strich für Ihre Praxis Chancen eröffnen, deren wirtschaftliche Situation zu verbessern. Zur Klärung eventueller Detailfragen bitte ich Sie, sich an mein Ministerium zu wenden.

Mit freundlichen Grüßen
Ulla Schmidt