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Frage von Conny P. •

Frage an Ulla Schmidt von Conny P. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Ministerin,

lt. einer Studie von Forschern des „Institut national de la santé et de la recherche médicale“ (INSERM) gab es zwischen 1980 und 2000 alleine in Frankreich ca. 301.200 BSE-infizierte Rinder, von denen ca. 47.000 in die menschliche Nahrungskette gelangt sein sollen (Quelle: http://www.vetcontact.com/de/art.php?a=2499&t= ). Die offiziellen Zahlen waren weit geringer: bis Ende 2004 wurden nur insgesamt 945 BSE-Fälle offiziell nachgewiesen (Quelle: http://www.foodwatch.de/kampagnen__themen/bse_und_tiermehl/bse/in_europa/index_ger.html ).

Der Blutspendedienst West des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) teilt zur aktuellen Diskussion, wonach sich homo- und bisexuelle Männer wegen eines Blutspendeverbots diskriminiert fühlen, mit, dass der Fragenkatalog, den jeder Spender ausfüllen muss, bereits so formuliert sei, dass auch Risikopersonen kein Blut spenden dürfen. Eine Diskriminierung Homo- und Bisexueller, die als Gruppe komplett ausgeschlossen werden, sehe man nicht: „Wenn Sie sich zwischen 1980 und 1996 in Großbritannien aufgehalten haben, dürfen Sie wegen eines möglichen BSE-Risikos auch nicht spenden“, so DRK-Pressesprecher Friedrich-Ernst Düppe (Quelle: http://www.rp-online.de/public/article/panorama/deutschland/743124/Homosexuelle-fuehlen-sich-diskriminiert.html ).

Da stellt sich die Frage: warum sind Personen, die zur fraglichen Zeit in Frankreich lebten, nicht von der Blutspende ausgeschlossen? Was werden Sie in dieser Sache unternehmen (z.B. Information der zuständigen Institutionen)?

Gibt es eine vergleichbare Studie wie die der INSERM auch für Deutschland? Offiziell wird hier von einer Gesamtzahl von ca. 500 entdeckten BSE-Fällen ausgegangen. Mit welcher Zahl kranker Tiere, die in die menschliche Nahrungskette gelangt sind, muss in Deutschland gerechnet werden?

Mit freundlichen Grüßen

Conny Pasch

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Sehr geehrte Frau Pasch,

vielen Dank für Ihre E-Mail. Zum ersten Teil Ihrer Frage: Der Ausschluss von Personen von der Blutspende, die sich zwischen 1980 und 1996 für mehr als sechs Monate kumulativ im Vereinigten Königreich und Nordirland aufgehalten haben, wurde vom Paul Ehrlich-Institut angeordnet, um die Gefahr der Übertragung einer möglicherweise über die Nahrungskette erworbenen Creutzfeldt-Jacob-Krankheit (vCJK) zu minimieren. Sie beruhte auf statistischen Berechnungen zur Exposition gegenüber BSE-haltigem Material mit der Möglichkeit zum Erwerb einer vCJK. Eingegangen in diese Berechnungen waren Daten aus den betroffenen europäischen Ländern wie der Zeitraum, in dem bestätigte BSE-Fälle aufgetreten waren, die Anzahl der an BSE erkrankten Rinder pro Jahr und der Zeitpunkt, ab dem BSE-Risikomaterial nicht mehr in die Nahrungskette gelangt war. Verglichen mit dem Vereinigten Königreich wurde und wird auf Basis der vorliegenden Daten die Gefahr des Erwerbs einer vCJK durch einen Aufenthalt in anderen europäischen Staaten als so gering angesehen, dass weitere Maßnahmen zum Spenderausschluss nach Auffassung des Paul Ehrlich-Instituts nicht zu rechtfertigen sind.

Zum zweiten Teil Ihrer Frage: In Frankreich wurden in den Jahren 1989 bis 1999 80 BSE-Fälle identifiziert, in den Jahren 2000 bis 2008 921 Fälle. Im Jahr 2008 waren es nur noch acht Fälle. Diese Angaben basieren auf den Statistiken des Internationalen Tierseuchenamtes. In Deutschland waren für die Jahre 1989-1999 sechs Fälle bekannt, ab dem Jahr 2000 bis zum 30. Juni 2009 wurden 413 Fälle diagnostiziert. Im Jahr 2009 bisher zwei Fälle. Diese Angaben basieren auf den Statistiken des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. In Frankreich wurden bisher (Stand Juli 2009) 26 vCJK-Fälle gemeldet (Quelle: WHO). In Deutschland wurde bisher noch kein einziger vCJK-Fall gemeldet. Es sind bisher keine Abschätzungen publiziert, aus denen nachvollziehbar hervorginge, in welchem Umfang erkrankte bzw. infizierte Tiere in die Nahrungskette gelangt sein könnten.

Mit freundlichen Grüßen
Ulla Schmidt