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Susanne Kieckbusch
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Christine L. •

Frage an Susanne Kieckbusch von Christine L. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Kieckbusch,
wir Menschen mit Einschränkungen(hier Rollstuhlfahrer) fühlen uns von der Politik vernachlässigt. Warum dürfen wir nicht autofahren, wenn wir nicht mehr berufstätig sind, obwohl es die Technik gibt.? Warum können wir keine öffentlichen Verkehrsmittel benützen? Warum sind öffentliche Gebäude + Lokale nicht für alle zugänglich? Alle Welt will mobil sein, wir auch!
Bitte setzen Sie sich für die Verwirklichung das Antidiskriminierungsgesetz ein.
Mit freundlichem Gruss
Christine Leitz

Portrait von Susanne Kieckbusch
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Leitz,

dass Sie als Rollstuhlfahrerin nur Autofahren dürfen, wenn Sie berufstätig sind, ist mir neu und so völlig unverständlich. Allerdings fehlt mir bei einigen Vorschriften und Verordnungen in unserer völlig überregulierten Gesellschaft das Verständnis.

Ihnen als Rollstuhlfahrerin wird meiner Meinung im öffentlichen Raum immer öfter Rechnung getragen, was auch anderen Bevölkerungsgruppen zu Gute kommt. Die Absenkung von Bordsteinkanten, Zugangsrampen bei Treppen, barrierefreier Einstieg in öffentliche Verkehrsmittel usw. erleichtern den Alltag beim Radfahren, Kinderwagenschieben und Gehen so ungemein, dass wahrscheinlich kaum noch jemand sich daran erinnert, dass der Auslöser hier die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrern waren.

Es wird nie möglich sein Ihre Einschränkungen, die Sie dadurch erfahren, dass Sie auf einen Rollstuhl angewiesen sind, aus der Welt zu schaffen. Es würde am Ende ja bedeuten, dass Sie keinerlei Einschränkungen mehr unterliegen.

Historische Gebäude, ob öffentlich oder in privater Hand, lassen sich nicht immer barrierefrei gestalten, ohne die historische Substanz zu zerstören.

Ausgrenzung findet hauptsächlich gesellschaftlich statt. Wenn wir als Gesellschaft nicht bereit, sind anderen spontan zu helfen und ihre akuten Nöte wahrzunehmen, überlassen wir sie ihrem Schicksal und handeln unsolidarisch, unsozial. Weder technisch, noch volkswirtschaftlich wird sich diese verweigerte, zwischenmenschliche Hilfe durch "Maßnahmen" ersetzten lassen.

Darüber hinaus haben sich Bündis90/DIE GRÜNEN in den Augen der Mehrheit unseres Landes viel zu sehr für das Antidiskriminierungsgesetz stark gemacht und uns allen damit vor Augen geführt, dass wir als Gesellschaft noch nicht so weit sind, wie es europäisches Recht bereits fordert.

Ihnen persönlich wünsche ich, dass Sie eine helfende Hand finde, wenn Sie diese brauchen und den genügenden Respekt finden, den Sie genauso brauchen.

Mit freundlichen Grüßen,
Susanne Kieckbusch