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Stephanie Iraschko-Luscher
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Frage von Stefan V. •

Frage an Stephanie Iraschko-Luscher von Stefan V. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Iraschko-Luscher,

Ihre Partei setzt sich für die Erhebung von Studiengebühren ein. Sie begründet dies, indem sie behauptet eine bessere Ausbildung an den Hochschulen zu ermöglichen. Die Erhebung sei rechtens, weil die Hochschulabsolventen später recht gut verdienen.
Aber ist dies nicht ein Schritt, bei dem die Bundesrepublik Deutschland einen großen Teil des Wissens über unser Kulturgut auf das Spiel setzt?

Ich bin der Meinung, dass auf diese Art und Weise Studienfächer wie zum Beispiel Literaturwissenschaften oder Philosophie wegrationalisiert werden. Es ist sehr abschreckend für diejenigen Abiturienten, die sich für ein solches Studium interessieren. Bei Studenten der Wirtschaftswissenschaften ist ihre Annahme sicherlich zutreffend. Aber man kann keine Verallgemeinerung treffen.

Es gibt viele Absolventen der Philosophie mit guten und sehr guten Examen, die am Ende doch nur in einkommensschwachen Berufen werden. Wie sollten diese die Studiengebühren wieder abarbeiten?

Am Ende gibt es keine Philosophie mehr, weil sie "unwirtschaftlich" ist.

Was passiert mit den "unwirtschaftlichen" Studiengängen?

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Vorberg,

Deutschlands Hochschulen benötigen Autonomie und eine bessere Finanzierung, um wieder an die internationale Spitze zu kommen. Autonomie - auch gegenüber der Politik - und eine weitaus bessere Ausstattung sind notwendig: für Personalentscheidungen, Organisationsstrukturen und die Budgets für Lehre und Forschung, die Umsetzung guter Ideen in wettbewerbsfähige Produkte eingeschlossen. So können die Hochschulen auch ihr eigenständiges Profil in Forschung und Lehre herausbilden, um den Studierenden in Bildung und Weiterbildung ein attraktiveres Angebot zu machen und in der Forschung den Wettbewerb um Spitzenpositionen bestehen zu können. Selbstverständlich kann dieses eigenständige Hochschulprofil auch geisteswissenschaftlich sein. Für eine führende Hochschule auf diesem Gebiet, müssten diese Studiengänge alles andere als zwingend "unwirtschaftlich" sein.

Die Hochschulen müssen auch die Freiheit haben, Studienentgelte zu erheben, um ihr Lehrangebot zu verbessern. Wenn Studierende für Bildung zahlen, können sie im Gegenzug auch eine gute Leistung verlangen. Universitäten ohne Studiengebühren sind eine höchst ineffiziente Umverteilung vom Arbeiter zum Akademiker. Der 18-jährige, seine Lehre abschließende Auszubildende zahlt mit seinen Steuern das Studium des 28-jährigen, zukünftigen Akademikers. Das ist weder gerecht, noch hat es dazu beigetragen, dass wirklich die Chancen von jungen Menschen aus einkommensschwachen Familien erhöht wurden.

Bildung ist ein Bürgerrecht. Chancengleichheit muss am Start geschaffen werden. Es muss also früher angesetzt werden, nicht erst in einem Alter, zu dem der Lebensweg schon weitgehend vorgezeichnet ist. Es ist unsozial und unbegreiflich, dass für Kindergarten und Krippenlätze, ganz selbstverständlich Gebühren von vielen tausend Euro im Jahr erhoben werden. Vermutlich ist es nur dadurch zu erklären, um es mit den Worten von Wolfgang Gerhardt, dem Vorsitzenden der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag (übrigens ein Dr. phil.), zu sagen, dass in manchen Supermärkten die Regale für Tierzubehör länger sind als die für Babybedarf. Diese Gebühren gehören abgeschafft. In diesem frühen Alter entwickeln sich die wichtigsten Fähigkeiten, die maßgeblich für spätere Chancen sind. Die FDP will die Zentrale Vergabestelle für Studienplätze (ZVS) auflösen, damit sich die Studierenden ihre Hochschule selbst aussuchen können und so wirkliche Nachfragemacht bekommen. Haben auch die Hochschulen das Recht, ihre Studierenden selbst auszuwählen und wird es finanziell honoriert, wenn eine Hochschule viele Studierende hat, kommt im Hochschulbereich endlich ein Wettbewerb in Gang und die Qualität der Lehre steigt. Dabei ist für die Liberalen selbstverständlich, dass niemand aus finanziellen Gründen an einem Studium gehindert werden darf. Für Studierende muss die Möglichkeit bestehen, die Studienentgelte "nachlaufend" - nach dem Studienabschluss, abhängig von den eigenen wirtschaftlichen Möglichkeiten - zu bezahlen, unabhängig vom Einkommen der Eltern. Darüber hinaus muss ein Stipendien- und Darlehenssystem aufgebaut werden. Auch die Grundsicherung des Lebensunterhaltes für Studierende darf nicht in Frage gestellt werden. Sie wird durch das Liberale Bürgergeld gewährleistet. Jedem dafür geeigneten jungen Menschen muss der Weg zu einem Hochschulstudium offen stehen. Im Übrigen setzt sich die FDP für eine deutliche Aufwertung der Kultur ein. Deshalb befürworten wir die Aufnahme der Kultur als Staatsziel in das Grundgesetz. Die Kultur benötigt nach unserer Ansicht darüber hinaus eine starke Vertretung innerhalb des Bundeskabinetts, gegenüber der Öffentlichkeit und der europäischen Ebene. Daher spricht sich die FDP dafür aus, dass die Zuständigkeit für Kultur und Medien aufgewertet wird und künftig Kabinettsrang erhält.

Mit freundlichen Grüßen
Stephanie Iraschko-Luscher