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Steffen-Claudio Lemme
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Frage von Yvonne B. •

Frage an Steffen-Claudio Lemme von Yvonne B. bezüglich Gesundheit

Die schwergewichtigsten Männer und Frauen leben in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern (neue Bundesländer)ihr Wahlkreis.
Die Männer haben dort einen durchschnittlichen Body-Mass-Index (BMI) von über 28, die Frauen von über 27.Zudem fanden die Forscher ein deutliches Ost-West-Gefälle der Pfunde. Das zeigt eine bundesweite Studie.
http://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/news/tid-8485/uebergewicht_aid_232448.htm
http://www.dw.de/wohlstandskrankheiten-nehmen-dramatisch-zu/a-6139375
Ebenso bemerkt man das auch bei sehr vielen Kindern und Jugendlichen.
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/55062/Wohlstandskrankheiten-gefaehrden-Weltgesundheit
Wir alle müssen diese durch falsche Essgewohnheiten erzeugten sogenannten Wohlstandskrankheiten ,wie Fettsucht, hoher Blutdruck, ,Zucker ect bezahlen.

Wie gedenkt die SPD das hier insbesondere in Thüringen in den Griff zu bekommen?????

Mit Ausnahme des subsaharischen Afrikas sterben heute mehr Menschen an Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck oder Fettleibigkeit als an Aids, Malaria oder Tuberkulose. Diese Tendenz steigt rasch an. !!!!

Man muss Anreize setzen, zum Beispiel über eine Steuer für ungesundes Essen nachdenken, wie für Tabak oder Alkohol." ,wäre mein Vorschlag, was sagt die SPD dazu?

mfg
Yvonne Binder

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Binder,

Sie haben sich an mich gewandt, um meine Einschätzung und Lösungsvorschläge zu den sogenannten „neuen Volkskrankheiten“, insbesondere zu Adipositas, zu erhalten. Gerne komme ich Ihrer Bitte nach.

Die in Ihren verlinkten Artikeln zitierte WHO-Studie zeichnet ein dramatisches Bild. Die Studie wurde schon mehrfach kritisiert. Generell kann man sagen, dass die aktuelle Datenlage großen Interpretationsspielraum bietet. Klar ist, dass insbesondere die Aspekte gesunde Ernährung und Bewegung einen größeren Stellenwert in der Politik und der Gesellschaft bekommen sollten. Auch die Nahrungsmittelindustrie muss in den Blick genommen werden.

In allen Studien zur Verteilung von Adipositas wird eins deutlich: in sozial schwächeren Bevölkerungsgruppen tritt Adipositas signifikant am häufigsten auf. Insofern korreliert dieses Ergebnis auch mit den relativ hohen BMI-Durchschnittswerten in den ostdeutschen Ländern, da hier mehr Menschen sozial benachteiligt sind, als in den westdeutschen Bundesländern. Diese Erkenntnis ist besonders wichtig, wenn man Strategien und Kampagnen entwickeln und implementieren möchte. Denn die Maßnahmen sind umso erfolgreicher, je genauer sie auf die Zielgruppe zugeschnitten sind. Gleichzeitig halte ich es für wichtig, bei allen Diskussionen dafür Sorge zu tragen, dass Stigmatisierung und soziale Ausgrenzung der Betroffenen vermieden und abgebaut wird.

Ich halte verschiedene Maßnahmen für notwendig. Dazu zählt beispielsweise eine Lebensmittelampel, die den Verbraucherinnen und Verbrauchern auf einen Blick zeigt, wie „gesund“ das Produkt ist. Darüber hinaus bedarf es zielgruppenspezifischer Kampagnen, die aufklärende Elemente über gesunde Ernährung und Bewegung beinhalten. Die von Ihnen vorgeschlagene Besteuerung von fetthaltigen Nahrungsmitteln sehe ich eher kritisch, da vergleichbare verhältnispräventive Maßnahmen die gewünschte Wirkung nicht erzielt haben, wie beispielsweise Tabaksteuererhöhungen oder die Alkopopsteuer. Auch hat die in den skandinavischen Ländern eingeführte „Fettsteuer“ nicht den Erfolg gebracht, den man sich erhofft hatte.

Zusätzlich möchte ich darauf hinweisen, dass Übergewicht und Adipositas nur eine Seite der Medaille sind. Denn man kann ebenso beobachten, dass die psychosozialen Beeinträchtigungen durch medial propagierte Schlankheitsideale ebenfalls verheerende Folgen haben können. Untergewicht, Magersucht und Bulimie sind die zweite Seite der Medaille. Das dürfen wir nicht vergessen. Unlängst hat der Parlamentarische Beirat für nachhaltige Entwicklung darauf hingewiesen, dass im Jahr 2009 12 Prozent der 18 bis 20-jährigen Frauen untergewichtig waren und nur 2,6 Prozent der Frauen in derselben Altersklasse Adipositas hatten.

Mit freundlichen Grüßen

Steffen-Claudio Lemme, MdB