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Rosemarie Hein
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Frage von Florian H. •

Frage an Rosemarie Hein von Florian H. bezüglich Kultur

Schönen guten Tag Frau Dr. Rosemarie Hein,

mein Name ist Florian Hampel, Student der Kunstgeschichte an der Universität Innsbruck.
Noch in jungen Semestern befindlich, stelle ich mir vermehrt die Frage, ob es Zukunftsperspektiven für Kunstwissenschaftler gibt, die einen/eine nicht ein Teil dieses verabscheuungswürdigen Systems "Kunstmarkt" werden lassen. Das Galeriewesen zum Beispiel beruht in jeglicher Hinsicht auf Kapital und Profit. Das Museumswesen für meinen Teil ist zu sehr elitär angehaucht (auch wenn oder gerade weil eine gerechte Verwahrung von historischen Kunstwerken notwendig ist, sollte ein Museum nicht auf Schenkungen angewiesen sein). Den Fortschritt von zeitgenössischer Kunst mit zu beobachten erachte ich als eine enorm spannende Angelegenheit, jedoch stößt man wohin man sich auch bewegt, auf die Abhängigkeit junger Künstler von Mäzenen. Von Auktionshäusern will ich gar nicht erst Anfangen, denn wenn in Zeitungen wie z.B. der ZEIT, über die ertragreichste Auktionswoche seit jeher berichtet wird und lediglich mit Summen um sich geschmissen wird, anstatt über die kulturellen Werte jener Kunstwerke zu informieren, ist der Kulturjournalismus am Boden.
Ich würde gerne ihre Stellungnahme, als promovierte Kunstwissenschaftlerin, bezüglich des derzeitigen Zustands des Kunstmarkts hören und vielleicht auch wissen, ob sie Vorschläge für eine GERECHTE Tätigkeit im Bereich der Kunst haben.

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Hampel,

ich teile Ihr Unbehagen an einem Kunstmarkt, der vorrangig auf Profit orientiert ist. Allerdings stellt sich die Situation für mich etwas differenzierter dar. Kunst ist zweifellos mehr als eine Ware und kann nicht nur nach Verwertungsgesichtspunkten beurteilt und behandelt werden. Aus Sicht der LINKEN sind die Künste in der Vielfalt ihrer Richtungen unverzichtbar für ein demokratisches Gemeinwesen und sollten daher auch öffentlich gefördert werden. Das geschieht ja auch. In der Bundesrepublik Deutschland gibt es ein System öffentlicher Kulturförderung, das weltweit seines Gleichen sucht. Auch wir sehen einiges kritisch, was in der Kulturförderung geschieht. Die Rahmenbedingungen künstlerischer und kultureller Produktion haben sich in den letzten Jahren gravierend verändert. Die jetzigen Förderstrukturen werden dem mitnichten gerecht. Zum Beispiel müsste neben dem kulturelle Erbe in viel stärkerem Maße Neues und auch Unangepasstes gefördert werden, gerade auch in der bildenden Kunst. Insofern gibt es Reform- und Modernisierungsbedarf bei der öffentlichen Kulturförderung.

Zugleich ist Kunst derzeit aber auch eine Ware, das kann nicht einfach ignoriert werden. Wir als Linke wollen Rahmenbedingungen auch für den privaten Kunstbereich schaffen, damit kulturelle Vielfalt erhalten und weiterentwickelt werden kann. Wir setzen uns also auch für die Förderung kleiner unabhängiger Produzenten und Anbieter in der Kultur- und Kreativwirtschaft ein und namentlich dafür, die Lage der Kreativen in diesem Bereich nachhaltig zu verbessern, indem sie eine angemessene Vergütung erhalten.

Und drittens setzen wir uns auch für eine Stärkung und Stabilisierung des sogenannten frei-gemeinnützigen Sektors ein - also für kleine Vereine, Initiativen und deren verschiedene Projekte. Wenn es Ihnen um eine gerechte Tätigkeit im Kunstbereich geht, dann finden Sie diese vielleicht am ehesten in diesem gemeinnützigen Bereich, in dem es ja sehr viele hoch engagierte Akteure gibt. Aber auch die öffentlichen Einrichtungen, sind keineswegs mehr nur Orte der Erbepflege, sondern öffnen sich in den letzten Jahren auch stärker neuen Entwicklungen. Damit sie das können und dafür auch ausreichendes Personal beschäftigen oder neu einstellen können, müssen sie besser finanziell ausgestattet werden. Dafür setzt sich DIE LINKE ein.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Rosemarie Hein, MdB