Peggy Bellmann
FDP
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Frage von Martin V. •

Frage an Peggy Bellmann von Martin V. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

anstelle von arbeit

Da man nicht alle bereiche der Politik gleich gut überblicken kann frage ich mich mit welchen Themenkreisen sie sich bevorzugt beschäftigen, bzw. ob und wenn ja was ihnen in politischer hinsicht am herzen liegt.
mit gruß
Martin volkmann

Antwort von
FDP

Lieber Herr Volkmann,

auch diese Frage beantworte ich gerne.

Das wichtigste Problem in den kommenden Jahren ist definitiv, wie wir es schaffen können die enorme Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Diesem Problem muss sich jeder Politiker stellen. Das Problem ist aber nicht allein mit Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik zu lösen, sondern in JEDEM Politikbereich muss immer auch die Frage nach den Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt im Hinterkopf sein. Auch wenn die Wirtschaftspolitik nicht mein persönlicher Schwerpunkt ist, wollte ich diese Bemerkung dennoch voranstellen.

Wie Sie an der ausführlichen Antwort auf Ihre letzte Frage bestimmt schon bemerkt haben, ist die BILDUNGSPOLITIK mein Hauptschwerpunkt. Da ich selbst ja auch noch sehr jung bin, sind die Erfahrungen, die ich in diesem Bereich gesammelt habe bzw. immer noch sammle, sehr aktuell. Darüber hinaus habe ich mein Wissen diesbezüglich auch durch Hospitationen in Kindergärten und anderen Schulformen aufgefrischt. All meine bildungspolitischen Ziele hier zu benennen würde den Rahmen sprengen (als ich das das letzte Mal versuchte, landete ich bei ca. 90 Seiten…), aber drei Kernthemen in diesem Wahlkampf seien genannt:

- eine kostenfreie Regelbetreuungszeit in Kindergärten verbunden mit besserer vorschulischer Bildung, denn Bildungspolitik fängt schon im Kindesalter an. Hier wird der Grundstein für die weitere Entwicklung eines jeden Kindes gelegt. Mir liegt am Herzen, dass jedes Kind, unabhängig seiner sozialen Herkunft, mit den gleichen Chancen ins Leben startet.

- ein sozial gerechtes Studiengebührenmodell. Wenn es Studiengebühren geben muss, dann dürfen diese erst erhoben werden, wenn die Studenten NACH ihrem Studium auf Grund höherer Qualifikationen ein höheres Einkommen erzielen. Die Studenten haben also während des Studiums keine erhöhten finanziellen Belastungen und müssen nach dem Studium auch keine Zinsberge abtragen. Wichtig ist auch, dass die Studiengebühren direkt den Universitäten zu Gute kommen, und nicht vom Staat für andere Zwecke verwendet werden.

- wie gesagt, sie trafen mit Ihrer letzten Frage schon ins Schwarze, das Thema Bildungsföderalismus liegt mir wirklich sehr am Herzen und ich werde mich weiterhin für das in meiner Antwort beschriebene Drei- Säulen- Modell einsetzen.

Ein zweiter Schwerpunkt, der mir sehr am Herzen liegt, hängt u.a. eng mit der Bildungspolitik zusammen: Der Kampf gegen die JUGENDARBEITSLOSIGKEIT.

Wenn wir an die Zukunft unseres Landes glauben, müssen wir jungen Menschen eine Perspektive geben. Jeder junge Mensch, der einen Ausbildungsplatz sucht, muss auch die Chance haben, einen zu bekommen. Das ist derzeit nicht der Fall. Der Gründe gibt es viele, drei Ansatzpunkte seien hier genannt:

- mangelnde Qualifikation der Bewerber. Viele Studien belegen, dass Betriebe Auszubildende suchen, aber keine passenden Bewerber finden. Um diesem Phänomen entgegenzutreten, müssen v.a. Haupt- und Realschulen qualitativ verbessert werden. Der Unterricht muss verstärkt praxisnah gestaltet werden, die Lehrer müssen (v.a. im didaktischen und pädagogischen Bereich) besser ausgebildet und besser bezahlt werden. Oftmals ist der Unterricht an einer Hauptschule viel komplizierter als am Gymnasium, dass muss sich auch in der Bezahlung der Lehrer wiederspiegeln.

- unflexible Ausbildungsvergütung. Viele Betriebe würden gerne ausbilden, können es sich aber schlichtweg nicht leisten bei Kosten von bis zu 1000 € im dritten Lehrjahr. Der Forderung von DIHK- Präsident Ludwig Georg Braun Azubis pauschal mit 270 € zu vergüten stehe ich aber kritisch gegenüber. Es müssen individuell flexible Vereinbarungen möglich sein.

- unflexible Berufsschulen. Das duale Ausbildungssystem soll beibehalten, aber modular gestaltet werden. Warum müssen denn Gymnasiasten auf der Berufsschule genau das Selbe lernen wie Hauptschüler? Sinnvoller wäre es z.B., wenn der allgemeinbildende Teil für erstere geringer wäre, sie dafür aber mehr praktische Erfahrungen sammeln könnten. Berufsschulen müssen zudem auch flexibel genug sein, sich den Bedürfnissen der Betriebe anzupassen. Auszubildende zum Pferdewirt müssen beispielsweise am Wochenende oftmals mit auf Turniere fahren und können freitags nicht in der Berufsschule sein. Darum lieber eine Woche länger Berufsschule, dafür aber immer freitags kein Unterricht.

Als letzter Schwerpunkt sei der VERBRAUCHERSCHUTZ IM WEITESTEN SINNE genannt. Zu Beginn des Jahres machte ich ein Praktikum in Europäischen Parlament in Brüssel und erlebte dort, wie Verbraucher zunehmend entmündigt werden. Man plant derzeit sogar, Werbeverbote für ungesunde Lebensmittel auszusprechen und spricht so den Verbrauchern die Vernunft ab, selbst zu entscheiden, welche Nahrungsmittel für eine gesunde Ernährung sinnvoll sind. In der Politik wird oft versucht, alles ins Detail regeln zu wollen. Das artet aber immer in Bürokratie aus und bringt den Menschen am Ende nichts. Aufgeklärte Verbraucher sind viel wichtiger als Verbote und kleinkarierte Vorschriften, die nur dazu beitragen, dass Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden. „Wenn es nicht nötig ist, ein Gesetz zu machen, dann ist es nötig, kein Gesetz zu machen", sagte Montesquieu schon vor einigen Jahrhunderten. Dieser Satz ist heute aktueller denn je und gilt auch als meine persönliche Handlungsmaxime, egal in welchem Politikbereich.

Ich hoffe, dass ich auch diese Frage zufrieden stellend beantwortet habe,

mit freundlichen Grüßen,

Peggy Bellmann