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Patrick Kurth
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Frage von Samson Z. •

Frage an Patrick Kurth von Samson Z. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Kuhrt,

Ich habe gerade ein Schreiben „Thesen zur Zwangsarbeit als Sachverständiger auf der Fachanhörung der Bundestagsfraktion der FDP am 30. November 2012.“ gelesen.

Ich selber war in Bitterfeld inhaftier und musste im CBK Bitterfeld Zwangsarbeiten.
Was ich mit Bestimmtheit schreiben kann, ist das aus der PC-Herstellung viele Exporte nach England gingen.

Des Weiteren möchte ich anmerken, dass die Stasi und Staatsregierung billigend den Tot von politischen Häftlingen in kaufgenommen haben.

Es wird geschrieben, „Die Abgrenzung von der NS-Zwangsarbeit liegt in dem Ziel „Vernichtung durch Arbeit“, das man der DDR nicht vorwerfen kann. Außerhalb dieses Ziels gibt es eine Reihe gleicher Phänomene.“ Da kann ich aber das Gegenteil schreiben.

Warum sind Sie der Meinung, dass eine Abgrenzung von NS Zwangsarbeit zur DDR Zwangsarbeit besteht?

Ich sehe keine Abgrenzung. Meinen Sie etwa mehr Todesfälle in der NS Zeit bedarf eine Abgrenzung der DDR Zwangsarbeit?

Wir Häftlinge aus Bitterfeld sehen einen schleichenden Tod durch Vergiftung mit Quecksilber. Und das wussten die DDR Staatsführung.

Mit freundlichen Grüßen
Zimmermann Samson

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Zimmermann,

vielen Dank für Ihre Frage und die offene Schilderung der Ihnen persönlich in der DDR zugekommenen Ungerechtigkeiten. Ihre klaren Worte und Ihre leidvolle Erfahrung mit der SED-Diktatur verdienen allerhöchsten Respekt!
Dennoch muss ich ein kleines Missverständnis korrigieren: Das von Ihnen gelesene Dokument zur Veranstaltung der FDP-Bundestagsfraktion in Sachen DDR-Zwangsarbeit stammt nicht von mir, sondern fasst die Argumente eines der zur Anhörung geladenen Fachexperten zusammen. Dabei handelt es sich um Dr. Christian Sachse, der von der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft beauftragt wurde, ein von IKEA finanziertes Forschungsprojekt zur DDR-Zwangsarbeit durchzuführen. Auch weitere Experten sprachen sich bei der Veranstaltung für eine Differenzierung zwischen NS- und DDR-Zwangsarbeit aus.
Unabhängig von den Expertenmeinungen bin ich persönlich der Ansicht, dass die Unmenschlichkeit des Dritten Reiches weder relativiert, noch die Verbrechen des SED-Staates bagatellisiert werden dürfen. Generell werden bestimmte Menschenrechtsverletzungen durch den Vergleich mit anderen Menschenrechtsverletzungen nicht weniger schlimm. Daher sollten wir die Zwangsarbeit in der ehemaligen DDR als das begreifen, was sie ist: ein massives Unrecht und eine gravierende Menschenrechtsverletzung, die dringend aufgearbeitet werden muss. Dafür setzt sich die FDP im Bundestag als einzige Fraktion ein - keine andere Fraktion ist hier bislang auch nur ansatzweise aktiv geworden. Das zentrale Ergebnis der angesprochenen Fachanhörung ist, dass in der Tat es einen großen Nachholbedarf in Sachen Aufarbeitung der DDR-Zwangsarbeit gibt. Wissenschaft, Erinnerungsarbeit und Politik haben diese Facette des SED-Unrechts lange Zeit zu wenig beleuchtet. Dass die gründliche und vorurteilsfreie Aufarbeitung der DDR-Zwangsarbeit jetzt an Fahrt aufnimmt, ist maßgeblich auch ein Verdienst meiner Fraktion.

Mit freundlichen Grüßen

Patrick Kurth