Porträt von Niklas Debusmann - mit offenem Lächeln, weißen Haaren mit dunklem Ansatz und braunem Vollbart. Er trägt eine Brille sowie einen schwarzen Pullover.
Niklas Debusmann
Volt
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Frage von Ralf Michael O. •

In Handwerk und Mittelstand fehlen Fachkräfte. Welche Maßnahmen sehen sie hier um Wirkungsvoll gegen zu steuern?

Sehr geehrter Herr Debusmann, nach meiner Meinung beginnt der Fachkräftemangel bereits bei den Schülern/innen.

Porträt von Niklas Debusmann - mit offenem Lächeln, weißen Haaren mit dunklem Ansatz und braunem Vollbart. Er trägt eine Brille sowie einen schwarzen Pullover.
Antwort von
Volt

In der Bildung anzusetzen ist auf jeden Fall ein Zahnrad bei der Gewinnung von Fachkräften.

Und dieser Teil der Bildung beginnt bereits in der frühkindlichen Bildung. Beispielsweise die Verbindung von Kitas und Wohneinheiten für ältere Menschen und die Einbindung dieser in den Kita-Alltag. So wird generationenübergreifendes Lernen ermöglicht und zeitgleich ein Verständnis für Zusammenhalt gefördert.

Sowohl in den Kitas als auch in den Schulen wollen wir multiprofessionelle Teams etablieren. Diese Teams bestehen aus verschiedenen Fachbereichen: Lehrkräfte, Verwaltung, Ehrenamtliche, Sozialarbeit, Medizin/Psychologie. So können sich die Pädagogischen Kräfte auf ihre Kernaufgaben fokussieren und werden entlastet. Das wiederum kommt den Kindern zugute.

In der Schule setzen wir auf eine Abschaffung der Dreigliedrigkeit. Gemeinsames Lernen, Chancengleichheit und sozialer Zusammenhalt rücken somit in den Vordergrund. Möglichkeiten wie projektbasiertes Lernen, um Kompetenzen zu fördern, oder auch jahrgangsübergreifendes Lernen, um voneinander zu lernen und so individuelle Potenzielle besser herausarbeiten zu können werden so einfacher möglich.

Schulen müssen generell auf die Bedürfnisse der Schüler*innen angepasst werden. Deswegen möchten wir auch gerne die klassische Notenvergabe ersetzen und die Leistungserfassung individueller gestalten. Lern- und Kompetenzziele werden anhand des Lehrplans gemeinsam definiert. Die Lehrpläne werden auf das Wesentliche reduziert und ebenfalls an aktuelle Bedürfnisse angepasst - und das bundesweit einheitlich anhand einer nationalen Bildungsstrategie.

All dies hilft dabei die Potenziale, Stärken und den eigenständigen Wissenserwerb jedes einzelnen Kindes zu fördern. Auch individuelle Interessen können so geweckt, gestärkt und herausgearbeitet werden. Nicht jedes Kind kann und muss eine akademische Karriere anstreben.

Die Teilhabe an dieser grundlegenden Bildung mit Lehrmitteln, Endgeräten, Exkursionen etc. darf dabei nicht vom Einkommen der Eltern abhängig sein und vom Bund übernommen werden. 

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Gleiches gilt für die Ausbildungen selbst. Staatlich anerkannte Aus- und Weiterbildungen müssen kostenfrei und somit allen zugänglich sein. Vergünstigte Mieten für Lernende, die ortsabhängige Anpassung der BAföG-Sätze und die Senkung der Anspruchsvoraussetzungen müssen gewährleistet werden. Zeitgleich müssen trotzdem auch die Ausbildungsvergütungen ansteigen, um Armut auch in dieser Zeit zu vermeiden.

Ausbildungen müssen dennoch auch über andere Wege attraktiver werden. Wir brauchen Orientierungsangebote in Form von Praktika, Workshops oder auch einem stärkeren Anreiz für das FSJ und FÖJ. Ausbildungspläne, wie auch schon Lehrpläne an Schulen, müssen zeitgemäß angepasst werden - berufsübergreifend und aktuell. Damit sich auch kleine(re) Betriebe einen Ausbildungsplatz „leisten“ können, sollten Verbundausbildungen stärker beworben werden.

Klischees von klassischen „Frauen- oder Männerberufen“ sollten endlich der Vergangenheit angehören. Care-Berufe können genauso von männlichen wie auch Handwerk und IT von weiblichen Personen ausgeübt werden. Kampagnen sollten bundesweit zudem für Ausbildungen werben - allgemein und gezielt - durch z.B. oben genannten Orientierungsangebote.

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Trotz aller Bemühungen in der Bildung und bei Jugendlichen Schüler*innen, benötigen wir für den schnellen Ausgleich und auch in Zukunft Fachkräfte aus anderen Ländern - EU und nicht-EU. Welcome-Desks helfen diesen Menschen bei der Orientierung und ersten Schritten. Visa jedoch müssen Arbeitenden wie Lernenden schneller ausgestellt und Arbeitsgenehmigungen auch über eine Ausbildung hinaus ermöglicht werden.

Menschen mit abgeschlossenen Berufsausbildungen müssen diese leichter anerkannt bekommen und zwar aufgrund des Berufsbildes im jeweiligen Ausbildungslandes. Ein grundlegender oder erweiterter Spracherwerb kann auch „on the Job“ erfolgen.