Maaike Thomas
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Helge G. •

Frage an Maaike Thomas von Helge G. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Maaike Thomas!

Wie wollen Sie und Ihre Partei die Pflegelandschaft in Deutschland an die im europäischen Umfeld durchschnittlichen besseren Qualifikationen und Arbeitsbedingungen anpassen (Aktuell isoliert sich Deutschland durch Zugangsvoraussetzungen und Berufsabschlüsse in der Pflege).
Und wenn Sie sich in Ihrer Antwort auf das Eckpunktepapier zum neuen Pflegeberufegesetz beziehen - Wie wollen Sie die längst überfällige Generalisierung und Akademisierung der Pflege bezahlen? Unterstützen Sie eine eigene Pflegekammer in NRW?

Wie erklären Sie, als Vertreter einer so genannten Volkspartei, gerade älteren Wählerinnen und Wähler eigentlich den Umstand, dass es aktuell in der deutschen Gesundheitspolitik eine eklatante Fehl-, Unter- und Überversorgung (OP-Häufigkeit, etc.) gibt und zugleich aktuell schon jetzt absehbar ist, dass die pflegerische Versorgung auf einem angemessenen Qualifikationsniveau nicht gesichert ist. M. a. W.: Die Pflege in einem ausreichenden Umfang und in einem ausreichenden Qualifikationsniveau ist in Deutschland schon jetzt nicht mehr sichergestellt! Welche Maßnahmen möchten Sie konkret ergreifen?
Wie wollen Sie konkret die Attraktivität des Pflegeberufes steigern?

Ich freue mich über Ihre konkreten Antworten!

Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Gustke,

herzlichen Dank für Ihre Frage, die ich als Kandidatin Ihres Wahlkreises gern beantworte.

Sie sprechen ein großes Thema an, das auch mir persönlich sehr am Herzen liegt: Wie wird die Zukunft aussehen, in der immer mehr Menschen auf Betreuung, Versorgung und Pflege angewiesen sein werden?

Wir von Bündnis 90/ die Grünen sind genau wie Sie der Überzeugung, dass bessere Arbeitsbedingungen - hier im Besonderen angemessenere Personalschlüssel bei besserer Bezahlung und ein Abbau unnötiger Bürokratie - dringend notwendig sind. Auch im Bereich der Aus- und Weiterbildung muss etwas getan werden: Um allen Pflegekräften Aufstiegschancen zu geben, wollen wir ein modernes, durchlässiges Aus- und Weiterbildungssystem schaffen, das Pflegeausbildung auch an Hochschulen ermöglicht. Zudem brauchen wir mehr Ausbildungsplätze in der Pflege.

Und natürlich - da haben Sie Recht - muss das alles bezahlt werden.

Wir möchten, dass die Pflegeversicherung auf eine solide finanzielle Grundlage gestellt wird. Deshalb wollen wir die Pflege-Bürgerversicherung einführen und dazu alle Bürgerinnen und Bürger sowie alle Einkommen heranziehen.Mit ihr ist eine bessere Pflege bezahlbar. Trotz deutlicher Leistungsverbesserungen bleibt damit die Beitragsentwicklung bis weit in die Zukunft überschaubar und zumutbar. Das ist ein Schritt hin zu mehr Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Solidarität. Zum Weiterlesen und Vertiefen möchte ich Ihnen hier einen link anfügen: http://www.gruenebundestag.de/fileadmin/media/gruenebundestag_de/fraktion/beschluesse/pflegebuergerversicherung.pdf

In der Pflegeausbildung plädieren wir für eine Ausbildungsumlage in allen Bundesländern.

Was Ihre Frage zur Pflegekammer betrifft, so sage ich Ihnen dazu gern meine ganz persönliche Meinung: ich halte die Gründung einer Pflegekammer für eine sehr gute Möglichkeit, die Interessen der in der Pflege Tätigen mit mehr Nachdruck zu verfolgen, so wie es schon längst die anderen Berufsgruppen mit ihrer Handwerkskammer, Ingenieurkammer, Ärztekammer usw. tun.

Zu Ihrem Gedanken, wie die Attraktivität des Pflegeberufes zu steigern wäre, fällt mir neben den bereits oben genannten Verbesserungen in Ausbildung und Arbeitsbedingungen noch ein wichtiger Punkt ein: hängt nicht die Attraktivität eines Berufes auch damit zusammen, wie gut eben dieser Beruf in der Bevölkerung angesehen ist? Daran müssen wir arbeiten, nicht nur die Politiker, sondern wir alle. Für mich kann ich sagen: ich ziehe den Hut vor all denjenigen, die diese wichtige und schwere Arbeit tun!

Noch ein weiteres Thema schneiden Sie an: die an vielen Stellen sichtbare Fehlversorgung im Gesundheitssystem. Auch dies ein großes Thema. Sie sprechen die (in Deutschland besonders hohe ) Zahl der Operationen an, man kann sagen: Fehlerhafte ökonomische Anreize im derzeitigen Finanzierungssystem können zu unangebrachten oder ethisch fragwürdigen Therapieentscheidungen führen . Sowohl die Qualität der Behandlung als auch der Patientennutzen sollten verstärkt in die Vergütung eingehen. Gerade in ländlichen und strukturschwachen Regionen ist es wichtig, die ambulante Versorgung der Patienten zu gewährleisten.

Wir streben z.B. auch ein einheitliches Vergütungssystem für alle fachärztlichen Leistungen an, gleichgültig, ob sie im Krankenhaus oder in der Facharztpraxis erbracht werden.

Auch der Prävention kommt meiner Ansicht nach eine tragende Rolle zu im Gesundheitswesen. Nicht erst dann handeln, wenn „das Kind in den Brunnen gefallen“ ist, sondern deutlich vorher.

Ich hoffe, Herr Gustke, ich habe Ihnen ein paar konkrete Antworten geben können. Gern wüsste ich auch, wie Ihre Ideen und Vorschläge zu diesen Themen aussehen.

Mit besten Grüßen Maaike Thomas