Laura Macho
FREIE WÄHLER
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Frage von Clemens W. •

Frage an Laura Macho von Clemens W. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Macho,

erst einmal Kompliment für die Plakate, die mir heute beim Autofahren aufgefallen sind.
Ich habe mich ein wenig durch das Netz geklickt, habe mir die Youtube-Werbefilme angesehen und mich auch auf der hr-online-Seite "schlau" gemacht, dennoch könnte ich nach etwa einer Stunde Recherche nicht sagen, wofür die FW steht und wo sie politisch steht.
Ist die FW eine Kontrapartei, die die etablierte Politik und deren Vertreter ablehnt oder ist sie eher links, rechts oder liberal. Oder ist die FW vielleicht gar nicht zu zu ordnen in den herkömmlichen Kategorien?
Sie und Ihre Partei machen Aussagen zur Bildungspolitik und zur Umweltpolitik und dass sich da etwas ändern soll, aber was?
Was wären Ihre bildungspolitischen Zielsetzungen? Chancengleichheit? Das propagiert die SPD seit über 30 Jahren? Und weder SPD noch CDU haben da wirklich etwas tragenden geleistet, weil in der Bildungspolitik jeder mitzureden in der Lage ist, weil er selber mal irgendwie auf der Schule war. Also: Was ist Ihr Programm? Sie selber waren auf einer freien Schule in Frankfurt - priviligiert - dagegen ist erst einmal nichts zu sagen, aber wäre es nicht vielleicht sogar sinnvoller, die Bildungshoheit überhaupt dem Staate zu entziehen, damit jeder Bürger nach seiner Facon glücklich wird? Wozu benötigen wir einen staatlich gelenkten und bestimmten Bildungsmarkt? Sie verkörpern in Ihrer Person ja sogar, dass ggf. "freie" Schüler und Schülerinnen sich mehr engagieren als alle anderen, weil sie Wahlfreiheit besitzen oder besaßen.
Also: Was würden Sie und Ihre Partei bildungspolitisch durchsetzen, wenn Sie an der Macht wären?
Mit wem würden Sie koalieren, wenn Sie eine anderen Partei zur Machterhaltung benötigten?

Mit freundlichen Grüßen,
Clemens Wind

Antwort von
FREIE WÄHLER

Hallo Herr Wind,

die FW ist keine Kontrapartei. Die FW verstehen sich als "bürgeschaftliche Kraft. Wir grenzen uns damit bewusst ab vom "bürgerlichen Lager" vertreten durch CDU und FDP, als auch vom linken Lager, der SPD, den Grünen und den Alt-Kommunisten, den Linken. Wir wollen eine ideologiefreie und sachorientierte Politik machen. Von den Parteien unterscheidet uns, dass uns parteimäßige Strukturen fehlen. Deshalb brauchen wir auf Partei- und Regierungsinteressen keine Rücksicht zu nehmen. Dies macht uns frei und unabhängig.
Es ist aber in der Tat nicht ganz einfach das facettenhafte Farbenspiel der Freien Wähler zu erkennen. Uns geht es in erster Linie um Inhalte. Wir sind sozial in der Verantwortung gegenüber hilfsbedürftigen Einzelnen und Gruppen. Wir sind christlich konservativ, wenn es um die Erhaltung bewährter Lebensformen und Werte geht. Wir sind umweltbewusst in der Überzeugung, dass die Bewahrung beziehungsweise Wiederherstellung der natürlichen Lebensgrundlagen von größter Wichtigkeit sind. Und mit den Liberalen verbindet uns ein hohes Maß an Toleranz gegenüber Andersdenkenden. Gegenüber Auswüchsen dieser Grundhaltungen und gegenüber Ideologien jeder Coleur haben wir ein distanziertes Verhältnis. Nach unserer Auffassung sind Ideologien "Impfstoffe gegen das Denken".

Schon vor rund 50 Jahren kandidierten Frauen und Männer für freie und unabhängige Wählergruppen. Sie nahmen damit das selbstverständliche Recht wahr, sich als Bürger, frei von parteilichen Interessen, an der Selbstverwaltung ihrer Gemeinde, der Stadt oder ihres Kreises zu beteiligen. Parteiunabhängige Bürger verfolgen damit am konsequentesten das durch die Reformen des Freiherrn von Stein begründete Recht der kommunalen Selbstverwaltung. Die FREIEN WÄHLER sind mit 14,6% Wähleranteil seit der Kommunalwahl 2006 drittstärkste Kraft auf Gemeindeebene in Hessen. Dies gilt jedoch nur für die Gemeinden, in denen die Freien Wähler antraten. Landesweit erhielten sie 5,2%.
Seit Bestehen der freien und unabhängigen Wählergemeinschaften (FWG/UWG) haben sie die Kommunalpolitik in Gemeinden, Städten und Kreisen verantwortlich geprägt. Sie sind aus den Kommunalparlamenten nicht mehr wegzudenken. Im Mittelpunkt des politischen Wirkens der Freien Wähler stehen Ziele, die für das Umfeld der Bürgerinnen und Bürger vor Ort von Bedeutung sind. Dabei steht eine ideologiefreie und sachkundige Politik im Vordergrund. Kindergärten, Straßen, Sport, Kultur und Vereine gehören dabei ebenso zu den Themenbereichen wie Einkaufen, Verkehrsanbindungen, Gewerbeentwicklung sowie Natur und Umwelt/Energie.
Der Grundsatz einer sparsamen und verantwortungsvollen Haushaltsführung ist dabei die oberste Maxime. Durchdachte und weitsichtige finanzpolitische Entscheidungen müssen dabei ebenso selbstverständlich sein, wie Transparenz in der Politik. Die Freien Wähler wollen gleichzeitig eine stärkere und aktive Beteiligung der Bürger an allen Entscheidungsprozessen herbeiführen. Somit gibt es viele gute Gründe, warum die Freien Wähler, als Alternative zu den Parteien, bei der Landtagswahl antreten. Die Wahlleitlinien der Freien Wähler sprechen dabei eine ganz deutliche Sprache (siehe www.fw-hessen.de).

Das landespolitische Thema Bildung, ist für mich neben der Energieproblematik eines der wichtigsten. Wie Sie wissen, habe ich selbst mehrere Schulsysteme- u Formen erleben dürfen. Aus verschiedenen vor allem gesellschaftspolitischen Gründen würde ich eine -verpflichtende- Ganztagsschule (bis 10. Klasse) mit individueller Förderung für alle Kinder einführen. Dabei möchten wir die Schulvielfalt erhalten (dreigliedriges Schulsystem). Gerade auch um die bildungsferneren Schichten oder die Kinder mit Migrationshintergrund mit einzubeziehen. Bildungskonzepte müssen mit der sich wandelnden Gesellschaft überprüft, fortgeschrieben und weiterentwickelt werden. Heute sind viele Familien darauf angewiesen zwei Einkommen zu haben, die meisten Mütter -müssen- arbeiten gehen. Ich kenne viele "Schlüsselkinder" die nach der Schule ohne Mittagessen allein zu Hause sind und vor dem Fernseher oder dem Nintendo sitzen. Wenn die Eltern abends nach Hause kommen müssen Sie oftmals noch "Hausaufgabenhilfe" leisten. Kinderbetreuungsangebote sind rar oder für viele kaum bezahlbar. Darüber hinaus muss die Schule heute Erziehungsaufgaben übernehmen, die aufgrund veränderter gesellschaftlicher Rahmenbedingungen nicht mehr von allen Elternhäusern gewährleistet werden Können. Gerade deshalb müssen neben Lerninhalten in der Schule auch gesellschaftliche Werte vermittelt werden.

Eine Ganztagsschule würde also in vielerlei Hinsicht unserer Gesellschaft dienen. Integration wird erleichtert, Kinder aus bildungsferneren Schichten werden mitgenommen (Chancengleichheit), Familie und Beruf werden besser miteinander vereinbar. Vielen Eltern wäre auch hier geholfen, die ihren Kindern keine Hausaufgabenhilfe leisten können.

Die FW stehen zwar für die Vielfalt der staatlichen, privaten und kirchlichen Schulen, eine Privatisierung aller Schulen schließen wir aber aus. Denn damit bekommt nur derjenige gute Bildung, der auch dafür von Haus aus das Geld dafür hat.

Die FW unterstützen ein eigenes und unverwechselbares Schulprofil, durch Schüler durch ihre Lehrkräfte, bei größtmöglicher Beteiligung und Einbeziehung der Eltern. Die im späteren Arbeitsleben erforderliche Teamfähigkeit u Toleranz muss schon in den Schulen gelebt werden. Dazu gehört auch die Schaffung von Freiräumen und Mitbestimmung.

Nun aber genug. Selbst wenn es noch mehr zu schreiben gibt. Kommen Sie doch einfach morgen am 16.01.08 um 19.30 Uhr in den Quellenhof in B.V. zu einem Informationsabend der FW in Bad Vilbel und machen Sie sich selbst ein Bild. Sie sind herzlich eingeladen.

Zur Koalitionsfrage: Wir benötigen keine Partei zum "Machterhalt", eine Koalition wird es nur geben, wenn sich unsere Forderungen mit den anderen überschneiden. Auch als Opposition hat man doch einen guten Wirkungsgrad!

Mit freundlichen Grüßen,

Laura Macho