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Klaus Brähmig
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Frage von Caroline B. •

Frage an Klaus Brähmig von Caroline B. bezüglich Tourismus

Ich arbeite zur zeit an einem schulprojekt in dem es sich um den Tourismus in der landwirtschaft handelt speziell bezogen auf die EU.

Meine frage lautet was können sie mir darüber alles erzählen wie hat sich der tourismus bis heute geändert in der Landwirtschaft was kommt in zukunft auf uns zu?

ich würde mich über eine baldige antwort freuen
Mit freundlichen Grüßen

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Antwort von
parteilos

Sehr geehrte Frau Both,

vielen Dank für Ihre E-Mail vom 06.01.2008. Als Vorsitzender der Arbeitsgruppe Tourismus der CDU/CSU–Bundestagsfraktion und als direkt gewählter Abgeordneter eines Wahlkreises, der mit der Sächsischen Schweiz ein überregional bekanntes Reiseziel bietet, liegt mir die Entwicklung und Förderung des Tourismus in den ländlichen Regionen besonders am Herzen. Für den Tourismusstandort Deutschland ist Urlaub auf dem Bauernhof ein einzigartiges und immer beliebteres Element der Angebotsvielfalt. Im Jahr 2007 wurden rund 24 Millionen Übernachtungen auf Bauernhöfen verzeichnet. Neben kinderreichen Familien werden die vielgestaltigen Freizeitmöglichkeiten, die ein Landaufenthalt bietet, auch immer stärker von Singles, Kurzurlaubern sowie jungen und älteren Urlaubern entdeckt.

Viele Bauernhöfe sind bereits vor den Sommerferien ausgebucht. Auch in den übrigen Ferienzeiten sind über die Hälfte der Betriebe ausgelastet. Laut einer Umfrage der „Bundesarbeitsgemeinschaft für Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus“ in Deutschland aus dem Jahr 2007 gaben über 70% der befragten Betriebe an, dass sich diese Sparte in den drei vorherigen Jahren positiv oder sogar sehr positiv entwickelt hat. Dieser Trend spiegelt sich auch in der wachsenden Zahl von Stammgästen wider, die regelmäßig ihren Urlaub auf dem Lande verbringen. Der Bauernhof- und Landurlaub hatte 2006 einen Anteil von ca. 2,6 % am gesamten deutschen Reisemarkt – Tendenz steigend. Eine weitere Stärkung und Professionalisierung dieses Sektors ist aus mehreren Gründen wünschenswert. Zum ersten ist diese Urlaubsform ausgesprochen naturnah, umwelt- und familienfreundlich. Die öffentliche Debatte zum Klimaschutz, bei der auch die Umweltbelastungen von Flugreisen problematisiert werden, führen zu einem Trendwechsel hin zum Urlaub im eigenen Land.

Zweitens stellt Landurlaub eine wichtige Einkommensalternative für Landwirte dar, schafft nachhaltige Arbeitsplätze in strukturschwachen Regionen und trägt zur Verringerung der Abwanderung bei. So profitieren auch örtliche Gastronomie, Kultur- und Freizeiteinrichtungen und Handwerk von den Besuchern. Zudem unterstützen die Einnahmen aus dem Landtourismus die bäuerliche Landwirtschaft, die wiederum die Grundlage attraktiver Erholungslandschaften bildet.

Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz bezuschusste im Jahr 2006 die Bereiche „Urlaub auf dem Bauernhof/ Freizeit und Erholung“ und „Familienerholung“ mit rund 2,8 Mio. Euro.
Auch die Europäische Union ist sich der ökonomischen Bedeutung des Landtourismus bewusst und fördert diesen im Rahmen ihrer „Politik zur Entwicklung des ländlichen Raumes“. Die positiven Beschäftigungs- und Umweltaspekte der Urlaubsform werden unter anderem vom Europäischen Landwirtschaftsfonds unterstützt. Dieser stellt Finanzmittel zur Qualitätssteigerung der landwirtschaftlichen Produktion und ihrer Erzeugnisse zur Verfügung. Ebenfalls werden Mittel zur Verbesserung der Umwelt und der Landschaft und zur Förderung von Tourismusaktivitäten vergeben. Ziel ist auch die Ausweitung des Produktangebotes ländlicher Gebiete sowie die Erstellung von Studien und die Finanzierung von Maßnahmen, die der Bewahrung und Restaurierung von Kulturschätzen dienen.
Zugleich werden Infrastrukturprojekte für touristische Zwecke durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung unterstützt, um lokale Dynamiken anzuregen. Ein weiterer Fonds (Europäischer Sozialfonds) investiert in Ausbildungsprogramme und Schulungen für Beschäftigte und Unternehmer im Tourismussektor.

Alle Maßnahmen orientieren sich dabei am Prinzip des nachhaltigen Tourismus im Sinne einer Konservierung und Aufwertung des Kultur- und Naturerbes. Denn nur so bleiben Reiseziele dauerhaft attraktiv. Neben den beschäftigungsfördernden und umweltschonenden Effekten trägt der Landtourismus zugleich zum grenz- und regionenüberschreitenden Kulturaustausch in abgelegenen Landstrichen bei und verbindet damit Menschen. Ich hoffe, dass ich Ihnen mit meiner Darstellung einen hilfreichen Überblick verschaffen konnte. Für Ihr Projekt wünsche ich Ihnen viel Erfolg und alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen
Klaus Brähmig