Katrin Schultze-Berndt
CDU
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Frage von Angela G. •

Frage an Katrin Schultze-Berndt von Angela G. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Schultze-Berndt,
ich habe hier bei Kandidatenwatch.de Herrn Steffel einige Fragen gestellt. Er verweist in seiner Antwort auf Sie.
(Da Sie als fachkundige Lehrerin sicherlich Detailantworten erwarten, würde ich Sie bitten, den zweiten Teil Ihrer Fragen an die Reinickendorfer Abgeordnete und bildungspolitische Sprecherin Katrin Schultze-Berndt zu richten. Ich selbst könnte Ihnen sonst nur allgemeine Antworten zu diesem sehr komplexen Thema geben. Ich bedanke mich für Ihre Mühe.
Mit freundlichen Grüßen Dr. Frank Steffel)
Können Sie mir meine Fragen beantworten?
Dem Tagesspiegel vom 15.8.06 ist zu entnehmen, dass die CDU etliche rot-rot Bildungsreformen - im Falle eines Wahlsieges - "zurückdrehen" will. Besonders hervorgehoben werden die "Lernmittelfreiheit" und die "Vorklassen".
Meine Fragen: Welche Summen würden alleine für den Bezirk Reinickendorf für diese Änderungen aufgebracht werden müssen?
Welche Summen für ganz Berlin? Wie soll das finanziert werden, d.h. in welchen anderen Bereichen würden Kürzungen vorgenommen werden?
Welche weiteren - im Artikel steht "etliche" - Änderungen der rot-roten Bildungsreformen werden (falls die Wahl gewonnen wird) von der CDU vorgenommen? Weiterhin wird in diesem Artikel aus Ihren Reihen erklärt, dass man den Stundenausfall durch bessere Behandlung der Lehrer/Lehrerinnen entgegenwirkt. Da ich in Reinickendorf Lehrerin bin, interessiert es mich natürlich sehr, wie diese "bessere Behandlung" aussehen soll.
Mit freundlichen Grüßen
Angela Garling

Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau Garling,

der rot-rote Senat hat mit seinen überstürzten Reformen viel Unruhe in die Schulen getragen. Die Reformen waren in vielen Punkten schlecht vorbereitet und haben damit die Schulen und die Lehrerschaft vor Aufgaben gestellt, die neben der eigentlichen Aufgabe, nämlich erfolgreich unseren Kindern Bildung zu vermitteln, oftmals zur Überforderung führten. Allein die Arbeit an den Schulprogrammen wurde mir von vielen Lehrern als neben der Arbeit kaum leistbar geschildert, so dass einzelne Lehrer vor der Frage standen, die Unterrichtsvorbereitung zu vernachlässigen, oder aber die Programmarbeit.

Der Zwang, die flexible Schulanfangsphase in allen Grundschulen einzuführen, stellt viele Kollegien ebenfalls vor Herausforderungen, die angesichts der äußerst knappen Ausstattung der Schulen mit Personal und angesichts eines Durchschnittsalters der Berliner Lehrerschaft von 49 Jahren nicht eben mal so nebenher zu bewältigen sind. Aus diesem Grunde halten wir es für falsch, Schulen auch gegen ihren Willen zur Einführung der flexiblen Anfangsphase zu verpflichten. Zudem führt die inhaltliche Konzeption dieser Schulanfangsphase mit extrem heterogenen Lerngruppen (kein Kind wird zurückgestellt, lernbehinderte Kinder, in der sozial-emotionalen Entwicklung verzögerte Kinder, Kinder mit mangelhaften Deutschkenntnissen, aber auch Kinder, die schon lesen und schreiben können) und zusätzlichem jahrgangsübergreifenden Unterricht mit bis zu vier Geburtsjahrgängen in einer Klasse leicht zu einer Überforderung der Lehrerschaft und damit auch der Kinder. Inhaltlich wird hier vor allem das Lernen sozialer Kompetenzen im Vordergrund stehen, was als solches wichtig ist, aber nicht mehr Raum einnehmen darf als die Wissensvermittlung. Fünfjährige brennen darauf, alles zu erfahren; warum soll man sie vom Lernen in dieser ergiebigen Zeit abhalten? Die sonderpädagogische Förderung mit nur zwei Stunden pro Woche und Klasse fängt die bisherige umfassende sonderpädagogische Förderung in keiner Weise auf. Doppelsteckungen sind nicht dauerhaft garantiert und stehen angesichts eines Anfalls von Vertretungsunterricht von weit mehr als 10 % dauerhaft in Frage.

Die CDU setzt sich entschieden für den Erhalt der regulären ersten und zweiten Klassen ein, wenn dies vor Ort für besser erachtet wird. Die "vor-schulische" Förderung, die nun dem Kindergarten per Definition übertragen wurde, muss in der Qualität der Vorklassen wieder hergestellt werden. Das wollen wir erreichen, indem das letzte Kitajahr mit bewährtem Personal und bewährtem Lehrplan analog der "alten" Vorklasse gestaltet wird. Die Schulen haben die entsprechenden Räumlichkeiten oftmals den Horten zur Verfügung gestellt, so dass die Vorklassen möglicherweise in den Kindertagesstätten angesiedelt werden müssten, die über entsprechende Räumlichkeiten verfügen. Das ist kostenneutral.

Die Aufhebung der Lernmittelfreiheit haben wir stark kritisiert, weil sie zu einer sozialen Markierung der Kinder führen kann, weil sie aber auch einen erheblichen bürokratischen Aufwand für die Schulen bedeutet und zudem die Frage offen bleibt, was geschieht, wenn die Eltern sich einfach nicht um die Lernmittel ihrer Kinder scheren. Dieser Standpunkt gilt unverändert.

Finanziell unterfüttern kann man diesen Vorschlag ebenso wie die Forderung nach mehr Lehrern für die Schulen mit dem Verweis auf die Entwicklung der Schülerzahlen. Während dieser Legislaturperiode allein ist die Zahl der Schüler um 30.000 gesunken. Entsprechend wurde die Zahl der Lehrerstellen reduziert. Wenn man ungeachtet des Rückgangs der Schülerzahlen die derzeitige Zahl der Lehrerstellen festschreibt bzw. die entsprechenden Mittel im Schuletat behält, so stehen mehr Mittel zur Verfügung, die Schulen könnten besser ausgestattet werden, ohne dass zusätzliche Mittel aufgebracht werden müssen.

Die CDU würde in der Regierung nicht blind alle Reformen zurückdrehen. Wir wollen mit Augenmaß prüfen, welche Veränderungen Erfolg erzielten, Fehlentwicklungen beenden, ideologische Hemmnisse wie das Verbot der Einrichtung neuer 5. Klassen in den Oberschulen aufheben. Wir werden unsere zentralen Anliegen umsetzen, Leistungsbereitschaft zu fördern, die Qualität schulischer Bildung zu verbessern und Wertevermittlung im Wahlpflichtunterricht zu ermöglichen. Unser Ziel ist es, gegen das bestehende Reformchaos Verlässlichkeit, Kontinuität und Qualität zu setzen. In diesem Sinne wollen wir wohlüberlegt entscheiden.

Die Behandlung der Lehrkräfte mit der derzeitigen Überforderung durch immer neue Ideen, über deren Umsetzung sich die Lehrer allein den Kopf zerbrechen müssen, ist einer der Gründe für den hohen Krankenstand in der Lehrerschaft. Hier wollen wir ein besseres Gesundheitsmanagement mit mehr Vorsorge, mehr Fürsorge und einer gerechteren Verteilung der Arbeitsbelastung nach objektiven Kriterien (Vorbereitungs- und Korrekturaufwand nach Fächern, Klassenleitung usw.).

Mit freundlichen Grüßen
Katrin Schultze–Berndt