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Frage von Stephan B. •

Frage an Karl Ulrich Voss von Stephan B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter H. Dr. Voss,

könnten Sie sich vorstellen, bei den Freien Wählern mitzuarbeiten/ Mitglied zu werden?

MfG
S. Boecker

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Danke für Ihre freundliche Frage, lieber Herr Boecker,

und um die Antwort zur Entspannung vorweg zu nehmen: Mitarbeit im Sinne von
Zusammenarbeit ja, Mitgliedschaft nein.

Mitgliedschaft setzt m.E. auch bei einem lockeren Verband wie den Freien Wählern eine korporative Mindest-Disziplin voraus, die ich leider nicht versprechen kann. Hier und da ist mir auch die Mitgliedschaft in "ordentlichen" Parteien angetragen worden, sogar im Kontext zu meinem Leib- und Magenthema "gesellschaftliche Debatte der Auslandseinsätze der Bundeswehr" und das ging so: Nach einer Podiumsdiskussion in unserem Jugendzentrum Megaphon sprach mich eine örtliche CDU-lerin an: Ich könnte so schön argumentieren, ob ich nicht bei ihrer Partei einsteigen wolle. Ich habe sie gebeten, vorsichtshalber auf meine homepage und speziell auf meine diversen dort abgelegten Leserbriefe zu schauen - und dann nichts Weiteres gehört. SPD: Im vorvorletzten Wahlkampf hatte ich per Brief alle MdB´s gebeten, endlich einmal die Neuausrichtung der Bundeswehr und die Positionierung der jeweiligen Parteien sichtbar zu thematisieren, als einen vorrangigen Punkt ihrer Wahl-Agenda. Manche haben auch geantwortet, u.a. Heidemarie Wieczorek-Zeul mit der Aufforderung, der Partei beizutreten und die Debatte mit zu organisieren. Im Grunde verlockend, nicht wahr? Aber ich hatte so ein Gefühl, wie wenn ich im Supermarkt ganz hinten in einer 2-Stunden-Schlange stünde, mich beim Niederlassungsleiter beschwerte und der mir dann mit betörender Stimme zuflöten würde "Wir haben zum Glück noch eine Stelle und eine Kasse frei, fangen Sie gleich an und helfen uns abkassieren!" Protestpotenzial kann man ja auch durch Inkorporieren abfangen - und wenn ich die weitere Entwicklung des Themas in der SPD beschaue, dann hätte mich die Parteidisziplin ganz sicher von meinem Kurs abgebracht oder schnell wieder freigesetzt. Beides wäre wenig lustbetont gewesen. Und auch in diesem Wahlkampf waren sich Steinbrück und de Maizière dem Vernehmen nach jedenfalls in einem Punkt einig: Die Bundeswehr, ihre Neuaufstellung und die Auslandseinsätze aus dem Wahlkampf heraushalten! Übertragen gesprochen: Ich säße weiter an der Kasse und hätte noch nichts im Sack.

Das Ziel meiner Kandidatur ist ein anderes. Ich möchte zeigen: Wir können den Kopf aus dem Graben strecken und rufen "Hier sind auch noch viele, die politisch mitdenken wollen!" Wir können ohne jede Organisation und Unterstützung vom Politik-Verbraucher zum Politik-Hersteller werden. Die dazu einzubringenden Ressourcen sind die eigenen, und das ist eine gute Investition. Es macht sogar Spaß, schafft Kompetenz und neue Vernetzung. Ich fahre übrigens seit ein paar Jahren Einrad - und das ist überhaupt kein schlechtes Bild für meine Kandidatur: Okay, man sitzt allein auf seinem einen Rad - aber man hat die Hände frei. Und das Glücksgefühl bei den ersten Metern, die Sie ohne Festhalten fahren - wie zwei Liter Endorphin. Oder als Sie zum ersten Mal frei auf Ihrem Tretroller gefahren sind. Kann ich allen nur empfehlen: Beides: Einrad und Einzelbewerber.

MfG
K. U. Voss