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Jürgen Trittin
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Frage von Volker S. •

Sprache wandelt. Gleichberechtigung war eine gute Idee des Genderns, doch längst sind mit LBGTQ-Wellen die ursprünglichen Sprachinhalte in Sexismus umgeformt. Warum ein sexistisches Parteiprogramm ?

Irrelevantes Hervorheben des Geschlechts ist Sexismus.
In der 1. Welle der Nutzung war der Genderstern noch Geste der Gleichbehandlung von männlichen und weiblichen Menschen. Und so erfuhr der Genderstern im professionellem Kontext Akzeptanz; sogar Universitäten haben dies unbedacht zur Pflicht gemacht.
Doch Sprache entwickelt sich, und die 2. Gender-Welle hat das „dritte Geschlecht“ in die Sprache eingeführt und bringt neben der Diversität durch die Genderbefürworter einen verstörenden Absolutheitsanspruch mit sich. Mit den Trittbrettfahrern der LBGTQ-Bewegung in diesem Kontext als 3. Welle kamen auch sexuelle Präferenzen in den Begriff; die ursprüngliche Sichtbarmachungsidee wurde recht bunt unter Sexismus begraben.
Es erschließt sich leicht: Gendern ist 2022 sexistisch; Universitäten, Medien und Politik sind zu langsam oder stur oder vielleicht auch zu blind um auf diesen sexistischen Sprachwandel beim Gendern zu regieren. Warum ist Ihr Parteiprogramm sexistisch und nicht neutral?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr S.,

Wir GRÜNE setzen uns für eine diskriminierungsfreie, inklusive und geschlechtergerechte Sprache ein. Dementsprechend haben wir uns entschieden, in unserem Wahlprogramm zu gendern, denn Gendern bedeutet geschlechtergerechte Sprache, die niemanden ausschließt oder bevorzugt. Geschlechtergerechte Sprache existiert in verschiedenen Varianten. Welche Form des Genderns die optimale ist, dafür gibt es aus wissenschaftlicher Sicht noch kein abschließendes Urteil. Die Verwendung des Gendersterns dient dazu, die Vielfalt der Geschlechter sprachlich zum Ausdruck zu bringen und alle Geschlechtsidentitäten gleichermaßen miteinzubeziehen. Sexuelle Präferenzen sind nicht mit Geschlecht gleichzusetzen, werden daher nicht durch Gendern sichtbar gemacht.

Gendern hat Vor- und Nachteile und führt nicht automatisch zu Gleichberechtigung. Der Einwand, dass Gendern eine sexistische Praxis sei, weil es Geschlechterunterschiede sichtbar mache, also das Geschlecht überhöhe, und das Merkmal Geschlecht hervorhebe, ist insofern nachvollziehbar, dass Unterschiede zwischen Männern und Frauen mehr in den Vordergrund treten könnten. Allerdings gibt es keine Studien, die untersuchen, welchen Effekt das hat. Zudem spricht der Genderstern nicht nur Männer und Frauen an, sondern auch Menschen mit anderen Geschlechtsidentitäten. Ein weiteres Argument ist: Es gibt aktuell strukturelle Unterschiede durch geschlechtliche Zuschreibungen und das sollte durch geschlechterinklusive Sprache sichtbar gemacht und langfristig überwunden werden. Das generische Maskulinum schließt FINTA* (Frauen*, intersexuelle Personen, nicht-binäre Personen, Trans-Personen, ageschlechtliche Personen sowie Menschen, die sich einem anderen Geschlecht zugehörig fühlen) aus der Vorstellungskraft aus und führt zu Benachteiligungen in ihrer Teilhabe. Deshalb sind der Genderstern oder neutrale Personenbezeichnungen zurzeit die inklusivste Lösung. Auch die Forschung zeigt, dass Gendern positive Effekte haben und im besten Fall sogar zu mehr Gleichberechtigung beitragen kann. Denn Sprache schafft und verändert Wirklichkeit. Mehr dazu finden Sie hier: https://www.quarks.de/gesellschaft/psychologie/was-gendern-bringt-und-was-nicht/

 

Mit freundlichen Grüßen

Team Trittin